Marita Alami hat norddeutsche Eltern und lebt seit 1968 im Rheinland, seit 1979 in ihrer Wahlheimatstadt Köln. Seit frühester Jugend ist sie freiwillig engagiert, zum Beispiel beim Deutschen Pfadfinderbund e. V. Sowohl dort als auch während ihres dreijährigen Aufenthalts in Marokko erlebte sie die besondere Atmosphäre, wenn Mädchen/Frauen unter sich sind. Die gewohnte Männerdominanz entfiel, und sie waren freier, sie selbst zu sein. Später sagt Marita dazu:
„Für mich waren alle Autoritäten männlich: Gott, Bundeskanzler, Nachrichtensprecher.“
Dr. Marita Alami
Wie eine Erleuchtung war es für sie daher, als sie bei Robert von Ranke-Graves in seinem Buch ‚Die Weiße Göttin‘ las: „Es gab eine Zeit, da waren alle Autoritäten weiblich!“ Auf dieses Buch war sie während ihrer Dissertation im Fach Germanistik über „Die Bildlichkeit bei Friedrich Dürrenmatt“ gestoßen. Die Lektüre von Carola Meier-Seethaler, „Ursprünge und Befreiungen“, erklärte ihr dann, wie es zum Patriarchat gekommen war, quasi als Überkompensation jahrtausendelanger Ungleichheit. Während ihrer Lehrtätigkeit an der VHS Köln von 1987–1993 gab sie nun Kurse wie „Die Frau im Islam“ und „Vom Matriarchat zum Patriarchat“.
1989 wurde Marita Alami Mutter zweier Kinder und tatkräftiges Gründungsmitglied verschiedener Eltern-Kind-Initiativen, wie zum Beispiel KIKU – Kölner Initiative für kinderfreundliche Umwelt e. V. Seit 1992 alleinerziehend, engagierte sie sich ehrenamtlich bei den GRÜNEN in der Bezirksvertretung Nippes. Dort erlebte sie, warum es so wenig Frauen in der Parteipolitik gibt, und griff eine Initiative aus Österreich auf, wo am 08.03.1997 ein Frauenparlament realisiert wurde.
In diesem Jahr entschied sie, sich ganz der Sache der Frauen zu widmen. Sie absolvierte eine Weiterbildung für Hochschulabsolvent*innen zum Thema „Non-Profit-Management“ und kam dabei zum ersten Mal mit dem Internet in Berührung. Sie war sofort begeistert über diese Möglichkeit, weltweit für kleines Geld zu publizieren und jederzeit nach Belieben Änderungen vorzunehmen. Seitdem arbeitet sie bezahlt oder unbezahlt, angestellt oder freiberuflich als Organisations- und Internetberaterin. Ebenfalls seit 1997 „baut“‘ sie auch Internetseiten, bis hin zu großen Portalen wie seit 2006 das Kölner Frauenportal.
Das Frauenportal Köln ist Kernstück des Engagements von Marita Alami für Frauen in Köln. Es stellt fast 70 Kölner Frauenorganisationen unterschiedlichster Weltanschauungen und Schwerpunktsetzungen vor und versammelt Veranstaltungen von Frauen für Frauen in einem gemeinsamen Kalender. Dadurch macht Marita Alami sichtbar, wie vielfältig, kompetent und untereinander vernetzt Frauenengagement ist, und stärkt damit sowohl die einzelnen Organisationen als auch gemeinsame Anliegen. Am Ende eines Monats versendet sie die Veranstaltungen des kommenden Monats in einem E-Mail-Newsletter, der manchmal bis zu 60 Termine umfasst, und zwar bewusst nur mit Datum und Titel. Auf diese Weise konnte sie erheblich dazu beitragen, dass Vorurteile und Berührungsängste zwischen den Frauenorganisationen abgebaut wurden. So entstand zum 100jährigen Jubiläum des Internationalen Frauentages ( IFT ) 2011 ein Aktionsbündnis, das seitdem eine gemeinsame IFT -Veranstaltung im Kölner Rathaus zusammen mit der Stadt Köln gestaltet.
Aber auch arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitisch setzt sich Marita Alami für den Abbau von Ungleichheiten ein. Sie engagiert sich für Berufsrückkehrerinnen, mehr Mädchen und Frauen in MINT-Berufen (zum Beispiel Girls’Day) und für Gründerinnen (zum Beispiel „Frauen gründen anders“). Im Rahmen der BMWK-Initiative „FRAUEN unternehmen“ tritt sie als Vorbild-Unternehmerin dem Stereotyp vom Unternehmer entgegen, damit jede Frau weiß, dass auch sie ihre „eigene Chefin“ sein kann. Die wirtschaftspolitische Komponente ihres Wirkens zeigt sich auch beim Kölner Frauenportal, das im Sinne eines Social Entrepreneurships auch Sponsoringeinträge von frauengeführten Unternehmen enthält, deren Termine in einem eigenen Kalender dargestellt sind und ebenfalls in den Newsletter einfließen.
Ihre Arbeitsweise für die Sache, für die Gruppe, immer verbindend über weltanschauliche Gegensätze hinweg, kommt auch dem Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen (AKF Köln) zugute. Seit 2008 ist sie im Vorstand dieses Dachverbandes Kölner Frauenorganisationen, der bereits 1909 entstanden ist. Sie konzipiert Veranstaltungen und Strategien, kümmert sich um die Website, die Veröffentlichung seiner Geschichte und darum, dass der AKF sukzessive alle Arten von Frauenorganisationen mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten umfasst. Auch durch ihr Engagement für den Info- und Netzwerkmarkt Kölner Frauenorganisationen bei der zentralen IFT-Veranstaltung im Rathaus hat Marita Alami den gemeinsamen Anliegen der Frauenorganisationen in Köln Gewicht verschafft. Ein Beispiel ist der Else-Falk-Preis, mit dem die Stadt Köln eine Frau auszeichnet, die sich in besonderer Weise um die tatsächliche Gleichstellung verdient gemacht hat. Seit 2020 bringt Marita Alami als sachkundige Einwohnerin ihre Expertise in den Ratsausschuss für die Gleichstellung von Frauen und Männern ein. Solche Strukturen erleichtern es den Frauen und ihren Organisationen ihre je unterschiedlichen Ziele durchzusetzen. In diesem Sinne sind die Wahlprüfsteine, die der AKF Köln zu Kommunalwahlen erstellt, keine einheitlichen Forderungen des Verbandes, sondern frauenpolitische Fragen an die Parteien, deren Antworten den Mitgliedsorganisationen in unterschiedlicher Weise zusagen können. So wird die innere Vielfalt des AKF zu seiner Stärke nach außen, nach dem Motto:
„Gemeinsam Veränderungen gestalten“
Dies ist auch das Anliegen von Marita Alami.
Autorin: Marita Alami