Was mich erschüttert ist, dass scheinbar jede Frau immer ihren eigenen Kampf kämpft: „Nein, ich bin nicht unterdrückt, ich kann alles machen was ich möchte!“, bis sie die gläserne Decke hier und da berührt und erschrocken Netzwerke sucht. Als ich Anfang der 90er Jahre meine Solokarriere als Kabarettistin startete, gab es nicht viele erfolgreiche Frauen auf Kabarettbühnen: Missfits, Mamma Grappa, Lisa Fitz, Sissi Perlinger.  Eine gewisse Selbst(über)schätzung ermutigte mich, mich als Projektionsfläche zur Verfügung zu stellen. Ab da war ich Kabarettistin.

„Das Persönliche ist politisch!“, das passte mir gut in den Kram.

Hier einige körpernahe Themen aus meinen Anfangsjahren:                                                               

  • Pinkeln im Stehen, für Frauen leicht gemacht
  • die Straßenseite nicht automatisch wechseln, wenn Mann entgegen kommt
  • mit menstrueller Potenz prahlen
  • die weiblichen Brüste, das von Männern okkupierte Sexualobjekt, heimholen und zeigen wie sie wirklich sind
© Wolfgang Weimer

Als Kabarettistin wollte ich Beispiel sein, vielleicht sogar VorBild. Wenn Provokation schon bedeutet, unrasierte Achseln zur Schau zu stellen, das könnt Ihr haben!

Und in die Ecke „Frauenkabarett“ wollte ich mich keinesfalls drängen lassen, nur weil Männer auf Kabarettbühnen Angst um ihre Fleischtöpfe hatten. Also gründete ich, mit einigen Kolleginnen wie Lisa Polit und Barbara Kuster, das Netzwerk FRAU und KABARETT. Wir organisierten FrontFrauenFestivals zuerst in Köln, dann in München, Hamburg, Berlin u.s.f. „Kampnagel, Ufa-Fabrik, Mousonturm,  Ruhrfestspiele WIR KOMMEN!“ Dank Inge von Bönninghausen hat auch der WDR mitgespielt und übertragen.

Von dieser Erfolgswelle getragen, wollte ich mehr. Ich wollte mir nicht mehr sagen lassen, wann ich wo spiele und wie oft. Als mir das ATELIER THEATER 1996 angeboten wurde, habe ich zugegriffen – aus Eigennutz und Frauennutz. 24 Jahre habe ich dieses frauenfreundliche Haus verantwortet und subversiv/offensiv dafür gesorgt, dass mindestens 50% der Auftretenden weiblich waren. Dank meiner kompetenten MitarbeiterInnen, einer großen FreiwilligenCrew und einem zahlenden FreundInnenkreis (die 1. Freundin des AT war Lie Selter) ist das ATELIER THEATER schuldenfrei und erfolgreich zum 01.01.2021 in neue tatkräftige Hände übergegangen.

OhnMacht ist nichts für mich!

(Rosa K. Wirtz)

Biographisches

Ab 1955 unscheinbare Kindheit und Jugend in der VorEifel, scheinbar angepasst und doch zunehmend eigenwillig, beginnt meine persönliche Politisierung mit Mitte 20, mit dem Studium der Sozialpädagogik in Düsseldorf. Die ZVS hat mich dort hin gelotst – zu meinem Glück, wie ich bald feststellte: Meine Düsseldorfer DiplomMutter Ilse Schröder-Schütt hat mich ermutigt, meine künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu verfeinern und mich mit meinem Sein darzustellen.

Der Wunsch nach Selbstbestimmung zieht sich auch durch mein privates Leben. Nach meiner 2. – nicht ganz freiwilligen – Abtreibung, wollte ich ein Kind – aber ohne Mann!

Und es ist mir gelungen, jedenfalls habe ich im Oktober 1986 meine Tochter Viva-Marie in der Teutoburger Straße in der Südstadt geboren, und sieben gute Feen kamen zum Gratulieren.

Das Beste was ich je gemacht habe, ist meine Tochter! Stolz, wie vermutlich fast alle Mütter, verfolge ich ihren Lebensweg und freue mich, bald zum 2. Mal Große Mutter zu werden.

Einen geliebten Mann gibt es auch in meinem Leben. Mit 44 Jahren habe ich 1999 zum ersten und letzten Mal geheiratet. Will Pickartz begleitet mich seit 1990. Er arbeitet als freier Architekt und ist so frei, mich als FreiFrau auszuhalten. Wir leben in einem Dorf bei Bad Münstereifel.

Wenn ich zurück schaue, bin ich dankbar für alle Fügungen und meine EigenKraft bisher. Das Jetzt ist gut, and tomorrow never knows.

Bühnenprogramme im Duo mit Rainer Gößling

  • 1986 Schwanger oder schwul – das ist doch egul
  • 1987 Misstraue der Idylle
  • 1989 Der Entsafter

Auszeichnungen

  • 1995 Deutscher Kleinkunstpreis
  • 1995 St. Ingeberter Pfanne
  • 1999 Memminger Maul

Soloprogramme bundesweit

  • 1991 Geschmackloses Solo
  • 1994 HerzDosen
  • 1997 Frau König
  • 1999 Aufgetautes Suppenhuhn – was nun?
  • 2001 MitGift
  • 2004 Plöte Plumen

Soloprogramme nur in Köln

  • 2006 GeschenkeShow
  • 2008 Punte Plumen
  • 2011 WirtzHaus
  • 2018 Anfang & Ende

Autorin: Rosa K. Wirtz