Sie war eine der reichsten Kölnerinnen ihrer Zeit, alle kannten die hochherrschaftliche Familienvilla am Hohenstaufenring. Doch der Reichtum brachte Laura Oelbermann weder Glück noch Zufriedenheit. In mittleren Jahren verlor sie nicht nur ihren Mann, sondern auch alle fünf Söhne. Künftig engagierte sie sich karitativ in der evangelischen Kirche und gab ihr Vermögen für wohltätige Zwecke aus.

Laura Oelbermann
© Maria Al Mana Archiv des Evangel. Kirchenverband Köln und Region

Über die Kindheit von Laura, geb. Nickels, geboren am 18. Mai 1846 in Köln, ist nur wenig bekannt. Ihre Eltern arbeiteten im Bürstenhandel, verdienten aber offenbar genügend Geld, um der Tochter den Besuch des evangelischen Lyceums zu ermöglichen. Doch dann lernte Laura den wohlhabenden Kaufmann Emil Oelbermann (1833-1897) kennen und heiratete ihn 1866. Weil Oelbermann als Tuchhändler auch lukrative Geschäfte mit amerikanischen Firmen machte, war er bereits in den 1850er Jahren in die USA ausgewandert. Laura folgte ihm nach New York, wo auch drei ihrer Söhne zur Welt kamen. Offenbar hatte sie jedoch Heimweh nach Köln. 1878 kehrte die Familie zurück in die Domstadt und bezog ein Haus in der Straße Unter Sachsenhausen. Der bekannte Kölner Architekt Otto Pflaume wurde beauftragt, am Hohenstaufenring 57 eine repräsentative Villa im Stil der Neorenaissance zu errichten. 1890 bezogen die Oelbermanns das Stadtpalais. Es wurde zum glanzvollen Treffpunkt der Kölner Gesellschaft. Der Tod von Emil Oelbermann 1897 veränderte alles. Es war nicht der einzige Schicksalsschlag, den Laura verkraften musste. Nachdem schon zwei ihrer Kinder frühzeitig gestorben waren, verlor sie noch im gleichen Jahr einen weiteren Sohn. Zwei übrige fanden 1901 bzw. 1904 den Tod.

Als Witwe hatte Laura Oelbermann keine gesellschaftlichen Verpflichtungen mehr, auch wenn sie ein Vermögen geerbt hatte. Sie fasste daher den Entschluss, sich künftig in der evangelischen Kirche karitativ zu betätigen und das Geld denen zukommen zu lassen, die es dringend brauchten.

Bereits im Jahr 1900 hatte sie die Gründung der „Frauenhilfe des Evangelisch-kirchlichen Hilfsvereins Köln“ angeregt, dessen Vorsitz sie für viele Jahre übernahm. Aufgabe war es, mit Hilfe von Diakonissen und Ehrenamtlerinnen bedürftige Familien zu betreuen, Krankenpflege zu übernehmen, Erholungsaufenthalte für erschöpfte Mütter zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass die Kinder genügend zu essen bekamen. Gleichzeitig errichtete der Verein Nähschulen, an denen mittellose Frauen ausgebildet wurden, um durch Heimarbeit zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen.

Das Palais Oelbermann am Hohenstaufenring 57, © Rheinisches Bildarchiv

Für all diese Projekte stellte Laura Oelbermann allein im Jahr 1906 20.000 Mark zur Verfügung und spendete zusätzlich 25.000 Mark für den Bau eines Schwesternheims. Ihre größte Investition aber war die Finanzierung des evangelischen Krankenhauses Köln Weyertal.

Besonders am Herzen lag ihr das Wohl der Kinder. So bezahlte sie mit ihrer in Höhe von einer Million Mark dotierten Stiftung eine Kinderkrippe für Säuglinge in der Overstolzenstraße sowie eine Tageseinrichtung für Kinder kranker oder notleidender Eltern in der Severinstraße 158. Nach ihrem Tod würdigte sie der Kölner Stadtanzeiger in einem Nachruf: „Über alles gingen ihr die Kinder. Dass sie an einem Tag zwölf oder vierzehn  Besuche machte, war keine Seltenheit. So gut wie nie kam sie mit leeren Händen, sei es auch nur, dass sie den Bestand an Küchenvorräten auffrischte. Geradezu rührend ist ein Fall, wie sie sich bei der Frau eines Gefängnisbestraften dafür einsetzte, dass der aus der Haft Heimkehrende nicht vor eine verschlossene Tür kam, sondern ein mit liebevoller und verzeihender Hand gepflegtes Heim vorfand. Dabei hat sie selbst mitgewirkt, trotz des vierten Stockwerks, Fleisch und Lebensmittel herbeizutragen, den Haushalt zum Teil neu einzurichten und die Kinder neu zu kleiden.“

Laura Oelbermanns karitatives Engagement beruhte ausschließlich auf ihrer christlichen Gesinnung und hatte keinerlei politische Motive. Sie war weder Sozialistin noch Revolutionärin, die die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern wollte. Im Gegenteil, es gab einen engen Kontakt zum deutschen Kaiserpaar Wilhelm II. und seiner Gemahlin Auguste Viktoria, die Laura Oelbermann offenbar bei deren Besuch in Köln kennengelernt hatte. Auf Initiative der Kaiserin spendete sie eine Million für die Kaiserin-Auguste-Viktoria-Stiftung in Jerusalem, die auf dem Ölberg eine Haushaltsschule und ein Hospiz errichtete. Während des Ersten Weltkrieg half sie – wie auch andere Damen aus dem Kölner Großbürgertum – eifrig an der „Heimatfront“ mit. Für all ihre Verdienste wurde Laura Oelbermann am 15. August 1918 von Kaiser Wilhelm II. in den Adelsstand erhoben.

Grabmal von Emil und Laura Oelbermann auf dem Friedhof Melaten 2016, © CC BY-SA 4.0 Geolina 163

Laura von Oelbermann starb am 3. Juni 1929 im Alter von 83 Jahren. Nach einer großen Trauerfeier wurde sie in der Familiengrabstätte auf der „Millionenallee“ des Kölner Melatenfriedhofs beigesetzt.

Doch damit war ihre Wohltätigkeit keineswegs zu Ende. Die zahlreichen Bediensteten, die ihr viele Jahre lang treu zur Seite gestanden hatten, wurden großzügig bedacht. Testamentarisch hatte sie ebenfalls verfügt, dass das gesamte Inventar ihrer Villa, einschließlich zahlreicher wertvoller Kunstgegenstände, versteigert wurde. Das Geld sollte in ihre Stiftung einfließen. Gleichzeitig bestimmte sie, dass die Villa zum Wohnheim für erwerbstätige ledige junge Frauen umgebaut werden sollte. Diese Funktion erfüllte das prächtige Stadtpalais seit 1931 noch bis in die 1960er Jahre und bot Platz für sechzig evangelische Bewohnerinnen – bevor es Anfang der 1980er Jahre abgerissen wurde. Heute steht an dieser Stelle ein modernes Bürogebäude.

Auch die anderen Einrichtungen, die Laura Oelbermann ins Leben gerufen hat, existieren heute nicht mehr, bis auf die evangelische Frauenhilfe. Ihre Laura und Emil Oelbermann-Stiftung für Kinder- Jugend- und Waisenhilfe hat jedoch überlebt und weist noch heute ein beträchtliches Vermögen auf.

Auf Anregung des Kölner Frauengeschichtsvereins erinnert die Laura-von Oelbermann-Promenade im Rheinauhafen an die großzügige Stifterin.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen