Eigentlich hätte man erwarten können, dass es in Elsbeths Elternhaus streng-diszipliniert zuging, denn Vater Hermann Gropp war ein hochdekorierter preußischer Generalmajor. Möglicherweise aber bildete Mutter Emilie das perfekte Gegenstück zum Militärisch-Nüchternen und weckte bei der Tochter künstlerisches Interesse.

Die frühe Kindheit verbrachte Elsbeth Gropp, die am 9. April 1885 zur Welt kam, in ihrer Geburtsstadt Aachen. Nachdem die Familie 1892 nach Köln umgezogen war, absolvierte sie hier ihre Schulausbildung, die sie 1901 beendete. Zunächst stand fest, dass sie sich künftig der Malerei widmen wollte. Noch im gleichen Jahr begann sie mit dem Studium der Porträtmalerei an der privaten Malerinnenschule Karlsruhe, da die Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe keine Frauen zuließ. Nach bestandenem Abschluss entschloss sie sich 1907 zu einem längeren Aufenthalt in Paris, damals das Zentrum der modernen Kunst schlechthin. Und doch muss hier ein Sinneswandel stattgefunden haben, denn Elsbeth Gropp verlor das Interesse an der Malerei und wandte sich einem neuen Medium zu: der Fotografie. Lag es daran, dass Paris nicht nur die Stadt der Kunst, sondern auch der Haute Couture war? Auf jeden Fall begann Elsbeth  damals mit der Modefotografie.

Zurück in Deutschland absolvierte sie ab 1910 eine Ausbildung an der Rheinischen Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie in Düsseldorf. Die renommierte Privatschule war 1903 von dem Fotografen Erwin Quedenfeld gegründet worden, um talentierten Nachwuchs zu fördern. Er vermittelte seinen Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, ihre Werke auszustellen und so auf sich aufmerksam zu machen. Schon ein Jahr später konnte Elsbeth Gropp, die zu den begabtesten Absolventinnen der Einrichtung zählte, an der internationalen Ausstellung „Bildnis und Figurenbild“ in Hamburg teilnehmen. Allem Anschein nach haben die Eltern die kostspielige Ausbildung der Tochter anstandslos bezahlt.

Elsbeth Gropp
Robert Steimel, „Mit Köln versippt“, Köln Zollstock, o.J., Band 1, © Robert Steimel

Der Erfolg der Hamburger Ausstellung beflügelte Elsbeth Gropp, künftig als selbstständige Porträt- und Modefotografin zu arbeiten. Sie kehrte zurück nach Köln, wo sie 1915 ihr erstes Fotoatelier an der Gereonstraße eröffnete. Die Anfänge mitten im ersten Weltkrieg müssen ausgesprochen schwer gewesen sein, doch die junge Frau war ehrgeizig, hielt durch und legte 1916 ihre Meisterprüfung ab. Gleichzeitig eröffnete sie ein neues Atelier Hohe Str. 121-123/Ecke Minoritenstraße.

Der Erfolg stelle sich in den 1920er Jahren ein. Als erstes weibliches Mitglied wurde die begabte Fotografin in die 1919 gegründete „Gesellschaft deutscher Lichtbildner“ (ab 1933 Deutsche Fotografische Akademie) aufgenommen. Ziel der Gesellschaft war es, die Elite der professionellen Fotografinnen und Fotografen – vor allem im Genre Porträt – zu vereinen und die Fotografie als eigenständige Form der bildenden Kunst zu etablieren.

Als 1926 die GEDOK (Gesellschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen) gegründet wurden, schloss sich Elsbeth Gropp auch dieser Organisation an, noch heute ein wichtiges Netzwerk für Künstlerinnen. In diesen Jahren begann sie mit Porträtaufnahmen von Schauspielern, Prominenten und Kölner Persönlichkeiten. Um den Nachwuchs zu fördern, bildete Elsbeth Gropp auch etliche junge Frauen aus, darunter ihre wohl bekannteste Schülerin, die Industriefotografin Ruth Hallensleben. Inzwischen war ihr Name längst zum Markenzeichen geworden, sodass Elsbeth Gropp 1937 ein neues Atelier am Hohenzollernring 16 eröffnen konnte. Als das Haus 1944 jedoch einem Bombenhagel zum Opfer fiel, wurde auch ihr gesamtes Negativ-Archiv unter Schutt und Asche begraben.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs musste Elsbeth Gropp noch einmal ganz von vorne anfangen. In dem kleinen Atelier, mit dem sie 1946 am Schwerthof in der Zeppelinstraße 2 wieder durchstartete, konnte sie schon bald an ihre früheren Erfolge anknüpfen. 1952 vertrat sie die junge Bundesrepublik Deutschland bei der Weltausstellung der Fotografie in Luzern, die der Öffentlichkeit einen Überblick über das breite Spektrum der Fotografie verschaffen sollte. Ein Jahr später wurde Elsbeth Gropp von der der Kölner Fotografen-Innung mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.

Das beginnende „Wirtschaftswunder“ ließ Gropps Kundenkreis weiter anwachsen. In den 1950er und 1960er Jahren erhielt sie zahlreiche Aufträge von wohlhabenden Kölner Familien, die sich von ihr porträtieren lassen wollten. Darunter waren auch prominente Politiker wie Bundeskanzler Konrad Adenauer oder Bundespräsident Theodor Heuss.

Bis ins hohe Alter setzte Elsbeth Gropp ihre künstlerische Tätigkeit fort. Erst mit 83 Jahren verabschiedete sie sich 1968 in den Ruhestand und zog sich in die ländliche Abgeschiedenheit von Odenthal-Blecher zurück. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Pforzheim, wo sie am 7. Januar 1974 gestorben ist. Ihr fotografischer Nachlass befindet sich im Historischen Archiv der Stadt Köln.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen