Rosa Bodenheimer gehörte zu den zahlreichen Jüdinnen, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in der Kölner Frauenbewegung engagierten. Sie war Mitbegründerin und später erste Vorsitzende der Kölner Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF). Kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten emigrierte sie mit ihrer Familie nach Palästina.

Rosa Dalberg, geboren am 6. Dezember 1876 im westfälischen Büren, wuchs in einem jüdisch geprägten Milieu auf. 1896 heiratete sie den Kölner Rechtsanwalt Max Bodenheimer (1865-1940), der drei Jahre zuvor in der Richmodstr. 6 seine Kanzlei eröffnet hatte. Beide verband das Interesse an gesellschaftspolitischen Themen. Während sich Rosa intensiv mit der Frauenfrage beschäftigte, widmete sich Max Bodenheimer der zionistischen Bewegung. (Heute würdigt eine Gedenkplakette Bodenheimers Engagement.)

Max Bodenheimer erinnerte sich später, wie er Rosa kennenlernte: „Ich redete vom Zionismus und Fräulein Dalberg entpuppte sich als Frauenrechtlerin. Beide Ideale entsprangen dem gleichen Gefühl für Gerechtigkeit und dem gleichen Freiheitsdrang. Der rege Geist, das Interesse für Kunst und ihr Gefühl für die Unterdrückten zogen mich mächtig an.“

Rosa Bodenheimer
© Historisches Archiv Stadt Köln, Best. 1293

Rosa folgte ihrem Mann nach Köln, wo sie zunächst eine Wohnung in der Richmodstr. 6 bezogen, später lebten sie in der Belfortstr. 9. 1897 wurde Sohn Franz Simon geboren, ein Jahr später folgte Henriette Hannah und 1900 schließlich Ruth.

Rosa Bodenheimer fand in der ausschließlichen Rolle als Hausfrau und Mutter keine Befriedigung. Sie blieb auch weiter frauenpolitisch aktiv und gründete 1903 zusammen mit Elisabeth von Mumm und Adele Meurer die Kölner Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins, deren Vorsitz sie später übernahm. Dessen zentrale Zielsetzung war das Recht der Frauen auf gleiche Bildung sowie Chancengleichheit am Arbeitsmarkt – ein politischer Verein, anders als die Frauenorganisationen, bei denen Wohlfahrt und Mildtätigkeit im Vordergrund standen.

Schon bald teilte Rosa Bodenheimer auch das Engagement ihres Mannes. Im Mittelpunkt dieser Tätigkeit stand u.a. der Einsatz für bedrohte osteuropäische Jüdinnen und Juden, die vorhatten, nach Palästina auszuwandern. 1907 entwickelte sie mit Fanny Wolffsohn das Konzept einer Organisation, die jüdische Frauen in Israel unterstützen sollte. Dazu hielt sie auch verschiedene Vorträge.

Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Rosa Bodenheimer, wie so viele andere Deutsche, zur glühenden Patriotin. Sie arbeitete im Vorstand der Nationalen Frauengemeinschaft mit, die die Arbeit der Frauen an der „Heimatfront“ organisierte, Spenden sammelte und Suppenküchen einrichtete. Gleichwohl wich sie nicht von ihrer politischen Haltung ab und forderte das Wahlrecht für Frauen. Als das nach Kriegsende 1919 tatsächlich eingeführt wurde, trat Rosa Bodenheimer der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei, um auf der parlamentarischen Ebene für die Gleichberechtigung der Frauen zu kämpfen.

Doch die Anfangsjahre der Weimarer Republik wurden von schweren Krisen überschattet. Die Hyperinflation von 1923 warf ihre Schatten voraus. Schon im Jahr zuvor bekamen weite Kreise der Bevölkerung die Folgen der Geldentwertung zu spüren. Auch bürgerliche Familien waren oftmals gezwungen, noch vorhandene Wertgegenstände zu veräußern, um die Lebenskosten zahlen zu können. Vor diesem Hintergrund gehörte Rosa Bodenheimer 1922 im Rahmen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins zu den Gründerinnen des „Lädchens“ am Quatermarkt. Hier konnten in Not geratene Frauen ihre Habe verkaufen. „Das Lädchen“ gibt es bis heute. Inzwischen befindet es sich in der Neven-DuMont-Straße am Appellhofplatz.

Als Mitglied der DDP hatte Rosa Bodenheimer gehofft, weitere Fortschritte in der Frauenfrage zu erzielen. Enttäuscht musste sie jedoch erkennen, dass die überwiegende – meist männliche – Mehrheit daran kaum Interesse zeigte. Ohnehin lenkte der zunehmende Antisemitismus Ende der 1920er Jahre den Blick auf andere Themen. 1933 entschloss sich Familie Bodenheimer, nach Palästina auszuwandern. Der Entschluss stand schon länger fest, doch nachdem Tochter Ruth im April 1933 nur knapp den Schikanen des brauen Mobs entkommen konnte, wurde die Ausreise beschleunigt. Nach Zwischenstationen in Belgien und den Niederlanden erreichten die Bodenheimers 1935 ihre neue Heimat Jerusalem.

Dort angekommen nahm die 59-jährige Rosa sofort Kontakt zur lokalen Frauenbewegung auf und wandte sich in verschiedenen Vorträgen gegen die Benachteiligung von Frauen im Ehe- und Familienrecht. Doch viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Nach kurzer schwerer Krankheit starb Rosa Bodenheimer am 24. März 1938. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Ölberg-Friedhof in Jerusalem.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen

  • Yvonne Küsters, Rosa Bodenheimer 1876-1938, S. 72-74 in: Zehn Uhr pünktlich Gürzenich, Hgg. Kölner Frauengeschichtsverein, Münster 1995
  • dies, Bodenheimer, Rosa, geb. Dalberg, in: Demokratische Wege. Deutsche Lebensläufe in fünf Jahrhunderten, Hgg, Manfred Asendorf/ Rolf von Bockel, Heidelberg 1996
  • Die App „Geschichten jüdischen Frauenlebens in Köln“, Kölner Frauengeschichtsverein