Käthe Bonnesen (1909-1986) war eine gewerkschaftlich engagierte Antifaschistin und Sozialdemokratin. Geboren in einer Arbeiterfamilie im Eigelsteinviertel, legte sie Wert auf eine gute Bildung und Ausbildung: Sie besuchte die Aufbau- und Handelsschule und engagierte sich schon als Jugendliche in der Kultur- und Bildungsarbeit der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ).
Sie wurde mit 18 Jahren Buchhalterin in einer Eisengroßwarenhandlung. Ungesetzliche Arbeitszeitregelungen wollte sie dort nicht akzeptieren, beschwerte sich und wurde entlassen. Diese frühe Erfahrung wird sie zeitlebens geprägt haben – folgerichtig wurde sie auch Mitglied der Sozialdemokratischen Partei und der Gewerkschaft. Ihr beruflicher Werdegang führte sie in das Sekretariat von Wilhelm Sollmann, einer bedeutenden Persönlichkeit der Kölner SPD (u.a. Mitglied des Reichstages und Chefredakteur der Rheinischen Zeitung von 1920-1933).
Käthe Bonnesen erlebte 1933 den Überfall der SA auf den Zeitungsverlag im Druckhaus Deutz – erlebte, wie Wilhelm Sollmann zusammengeschlagen und verschleppt wurde. Der Terror der Nazis verfolgte sie auch in ihre Privatwohnung. 1931 hatte sie geheiratet und lebte mit ihrem Mann auf der Neusser Strasse in Köln-Nippes. SA-Schlägertrupps überfielen sie dort, und das junge Paar flüchtete nach Köln-Poll. Aber auch dort wurden sie erkannt und ihr Vermieter setzte sie (aus Angst vor den Nazis) auf die Straße.
Ihre Arbeitsstelle verlor sie auch, denn die Rheinische Zeitung wurde verboten. Später fand sie Arbeit bei einer Christlichen Konsumgenossenschaft und den Mannesmann-Röhrenwerken. Der Zusammenhalt mit den Freundinnen und Freunden aus der Sozialistischen Jugend stärkte ihr den Rücken. Man traf sich im Verborgenen und ging gemeinsam auf Wanderschaft. Mit ihrem Mann betätigte sie sich in den 30er Jahren beim illegalen Vertrieb sozialdemokratischer Druckschriften.
Sie hielt Kontakt zu Wilhelm Sollmann, der nach Luxemburg geflohen war. Drei Kinder hatte das Ehepaar: Matthias – geb. 1935, Rudolf – geb. 1938 und Gertrud – geb. 1941. Ihr Mann kam 1944 im Angriffskrieg der Nazis auf die Sowjetunion ums Leben – zwei ihrer drei Kinder fielen im gleichen Jahr einem Bombenangriff auf Köln zum Opfer.
Ihr Engagement in der Kultur- und Bildungsarbeit half ihr, diese schweren Verluste zu „überstehen“: Sie schieb Gedichte. In ihrem Gedicht „Nach dem Bombenangriff“ heißt es:
„Ihr Mütter all auf dieser Erde,
in eurer Namen rufe ich in die Welt:
Verflucht sollen sein für jetzt und alle Zeit,
die diesen Krieg heraufbeschworen!
Wenn ihr noch wollt, daß man euch Mütter nennt,
beendet ihn!“
Zitiert in dem Interview und Dokumentenband: Matzerath, Horst (1987): „… vergessen kann man die Zeit nicht, das ist nicht möglich“. Kölner erinnern sich an die Jahre 1929 – 1945; zum 40. Jahrestag des Kriegsendes. 3. Aufl. Köln.
Kriegsbedingt wurde sie nach Österreich evakuiert und kehrte im Oktober 1945 nach Köln zurück. Die Wohnung ihrer Eltern war zerstört. Mit ihrem Vater und dem Sohn wohnte sie wieder in Köln-Nippes. Nach dem Krieg fand Käthe Schlechter-Bonnesen hauptberuflich Arbeit bei der SPD.
Zunächst ehrenamtlich, später auch hauptberuflich arbeitete sie journalistisch bei der gewerkschaftliche Jugendzeitung „Aufwärts“ und dem DGB-Organ „Welt der Arbeit“. Als Redakteurin engagierte sie sich besonders auch für Frauenthemen in der Arbeitswelt.
1957 heiratete sie den Musiker Willi Schlechter und lebte nun in der Palmstrasse in der Kölner Innenstadt. Für die Gewerkschaften war Schlechter ehrenamtliche Beisitzerin des Landesarbeitsgerichtes und vertrat den DGB im „Verband der Kölner Frauenvereinigungen“ sowie im Verwaltungsausschuss des Arbeitsamtes Köln. 1969 ging sie in Rente und engagierte sich weiterhin gewerkschaftlich in der Seniorenarbeit der Gewerkschaft Druck & Papier.
Ihr kreatives Talent konnte sie nun weiter entfalten: 1983 lernte sie die Kölner Liedermacherin Monika Kampmann kennen. Es folgten zahlreiche gemeinsame Auftritte mit Liedern (von Monika Kampmann) und Gedichten (von Käthe Schlechter-Bonnesen) … teils auf hochdeutsch – teils auf Kölsch. Unermüdlich sprach sie in Seminaren und Versammlungen über ihre Erfahrungen in der Nazizeit und warnte vor antidemokratischen Tendenzen in der frühen Bundesrepublik.
Für ihr Eintreten für Demokratie und Gerechtigkeit erhielt sie 1971 das Bundesverdienstkreuz. Käthe Schlechter starb am 1. September 1986. Am Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Hans-Böckler-Platz erinnert eine Gedenktafel u.a. auch an Käthe Schlechter-Bonnesen.
Autor: Bruno Neurath-Wilson
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- Aufsatz des Kölner Historikers Dr. Fritz Bilz: „Käthe Schlechter – die erste DGB-Kreisfrauenausschuss-Vorsitzende“, 2019