Als langjährige Sozialpolitikerin und Kultusministerin von Nordrhein-Westfalen wird Christine Teusch mit einem Standbild auf dem Kölner Rathausturm gewürdigt. Im Stadtteil Ehrenfeld ist ein Platz nach ihr benannt in der Nähe der Wohnung Schirmerstr. 29, in der sie bis zu ihrem Tod mit ihrer Zwillingsschwester gelebt hat.

Um 1947, Fotograf: Carl August Stachelscheid, © Landesarchiv NRW

Mit Ehrenfeld war Christine Teusch eng verbunden. Hier kam sie am 11. November 1888 zur Welt und wuchs in einem streng-katholischen Milieu auf. Sie besuchte die Königin-Luise-Schule und absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Lehrerin. Nachdem sie zunächst in Neuss unterrichtet hatte, kehrte sie 1913 als Volksschullehrerin in ihre Heimatstadt zurück.

Christine Teusch blieb ein Leben lang unverheiratet, was möglicherweise auch mit dem „Lehrerinnenzölibat“ zu tun hat, das es im Deutschen Reich seit 1880 gab. Es besagte, dass nur unverheiratete Frauen diesen Beruf ausüben durften, weswegen die Anrede „Fräulein“ noch lange Zeit üblich war. Zwar wurde das Gesetz während der Weimarer Republik nicht mehr ganz so streng angewandt, letztlich aber erst 1950/51 abgeschafft.

Als Lehrerin arbeitete Christine Teusch zunächst nur bis 1917, denn sie engagierte sich politisch. 1915 wurde sie Vorsitzende des „Katholischen Lehrerinnenvereins“ des Bezirksverbandes Köln und übte dieses Amt bis 1917 aus. Da übernahm sie bis Kriegsende die Leitung einer sogenannten „Frauennebenerwerbsstelle“ in Essen. Hier war sie dafür verantwortlich, die Arbeit der zahlreichen Frauen in der Rüstungsindustrie halbwegs erträglich zu gestalten.

Als praktizierende Katholikin wurde Christine Teusch Mitglied der Deutschen Zentrumspartei, die bis 1933 existierte. Während der Weimarer Republik gehörte sie als eine der wenigen Frauen dem Reichstag an und war stellvertretende Vorsitzende des sozialpolitischen Ausschusses.

In der Tradition der katholischen Soziallehre nach Adolf Kolping wollte sich Christine Teutsch ganz konkret um die Belange der Bedürftigen kümmern.

Ratsfigur der Christine Teusch
Ratsturm 3.OG, Bildhauer: Klaus Kampert, © Stadt Köln

Nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933, musste sich die Zentrumspartei auflösen. Damit kam Christine Teuschs politisches Engagement vorübergehend zum Erliegen. Gleichwohl kehrte sie gerade jetzt in den Schuldienst zurück, allerdings nur für wenige Jahre. 1936 wurde die 48-Jährige aus angeblich gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Tatsächlich hielt sie heimlich Kontakt zur christlichen Gewerkschaftsbewegung und zum Umfeld des sogenannten „Kölner Kreises“, einer katholischen Widerstandsbewegung, zu deren führenden Persönlichkeiten auch Nikolaus Groß gehörte, der 1945 von den Nationalsozialisten ermordet wurde.

Gleich nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschloss Christine Teusch, ihr politisches Engagement fortzusetzen. Noch 1945 trat sie in die neu gegründete CDU ein und wurde bereits ein Jahr später in den Vorstand der Partei in der britischen Besatzungszone gewählt. 1947 erhielt sie ein Mandat im Nordrhein-Westfälischen Landtag. Hier wurde Ministerpräsident Karl Arnold auf die engagierte Politikerin aufmerksam und ernannte sie zur Kultusministerin. Damit war sie die erste Ministerin der jungen Bundesrepublik Deutschland. Christine Teuschs Ernennung stieß jedoch auf heftigen Widerstand – nicht zuletzt in den eigenen Reihen, von Bundeskanzler Adenauer bis zu den Kirchen. Man(n) traute ihr als Frau nicht zu, dieses Amt zu leiten und befürchtete, dass der „weibliche Einfluss“ auf die Politik zu groß werden könne. Ministerpräsident Arnold erklärte, dass er „im Ministerium keine Weiberwirtschaft wünsche“…

Christine Teusch trat ihr Amt ohnehin unter schweren Bedingungen an. Allein der Wiederaufbau der Schulen, die im Krieg zu achtzig Prozent zerstört worden waren, kostete enorme Kraft. Dass sie sich für ein konfessionell geprägtes Schulwesen einsetzte und eine Befürworterin der – meist katholischen Privatschulen war, verübelten ihr die Oppositionsparteien SPD und FDP. Teusch konnte keine neuen Akzente setzen. Sie war enttäuscht, dass die 1954 ihr Amt nach nur einer Legislaturperiode niederlegen musste. Dem nordrhein-westfälischen Landtag gehörte sie aber noch zwölf weitere Jahre an. Als die CDU-Landesregierung 1966 von der sozialliberalen Koalition unter Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) abgelöst wurde, musste Christine Teusch erleben, dass das von ihr favorisierte konfessionell gebundene Schulsystem durch ein zeitgemäßes Modell abgelöst wurde. Das empfand sie als „Zerstörung ihres Lebenswerks“.

Briefmarke mit Bildnis von Christine Teusch
© Deutsche Post

Nach schwerer Krankheit starb sie am 24. Oktober 1968 im Alter von 80 Jahren. Im Familiengrab auf dem Kölner Melatenfriedhof fand sie ihre letzte Ruhestätte. Auf dem Grabstein steht unter ihrem Namen „Staatsminister a.D.“.

Außer dem Christine Teusch Platz in Köln Ehrenfeld sind mehrere Straßen und Plätze in NRW nach ihr benannt. 1956 erhielt sie das große Bundesverdienstkreuz, und 1963 ernannte die Universität Köln sie zur Ehrenbürgerin. 1986 widmete die Deutsche Bundespost ihr eine Briefmarke in der Serie Frauen der deutschen Geschichte.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen

  • Antje Dertinger, Frauen der ersten Stunde. Aus den Gründerjahren der Bundesrepublik, Bonn 1989, S. 216-226
  • H. Küppers, Christine Teusch (1888-1968) in: Rheinische Lebensbilder Bd. 16, Köln 1997, S. 197-216
  • Kathrin Zehender, Christine Teusch. Eine politische Biografie, Düsseldorf 2014