„Ich sollte eigentlich ein Junge werden…, als ich am 14. Januar 1947 in Berlin geboren wurde. So beginnt eins meiner ersten Lieder, die ich 1972 anfing zu schreiben. Die Geschichte dieses Liedes ist meine Geschichte, die Erlebnisse und Erfahrungen sind meine eigenen.“ (1)

Vom Plattencover „Ich sollte eigentlich ein Junge werden“ von 1976

Auf der Rückseite ihres Plattencovers von 1976 erzählt Ina Deter über sich, zeigt ihre Kinderfotos bis zur Jungmusikerin mit Gitarre. So prägt sie den Zeitgeist der Frauenbewegung mit, in der die Frauen sich selbst und ihre Lebensbedingungen reflektieren, um sich von Abhängigkeiten und Rollenbeschränkungen zu emanzipieren.

Rückseite des Plattencovers „Ich sollte eigentlich ein Junge werden“ von 1976
Rückseite des Plattencovers „Ich sollte eigentlich ein Junge werden“ von 1976, © CBS records

Mit 16 gründet sie in Berlin die ‚Lucky Girls‘, eine weibliche Skiffle-Band, später tritt sie als Country- und Western-Musikerin auf. Sie studiert Grafik und Design und arbeitet in einer Werbe-Agentur. 1969 zieht ihr Arbeitgeber nach Köln um, und sie geht mit.

Zwei Jahre später initiiert Alice Schwarzer die Stern-Aktion „Wir haben abgetrieben“. Auch Ina Deter lehnt sich gegen den §218 auf. „Mein erstes Lied war auch ‚Ich habe abgetrieben‘. Das habe ich hier in Köln in der Schildergasse an einem verkaufsoffenen Samstag auf der Straße gespielt. Wir haben Unterschriften gesammelt“ (1).

   Plattencover: Wenn Du so bist wie Dein Lachen
Plattencover: Wenn Du so bist wie Dein Lachen, © CBS records

Mit dem Liebeslied „Wenn Du so bist wie Dein Lachen“ erobert sie 1976 viele Fans. Sie wird zur Vorentscheidung des Grand Prix Eurovision de la Chanson für Deutschland eingeladen und landet auf Platz neun.  

Jetzt gibt Ina Deter ihre Tätigkeit als Grafikerin auf, um sich ganz auf die Musik zu konzentrieren. 1978 arrangiert Rainer Brüninghaus die Lieder für ihre neue Platte „Heute“. Danach entwickelt sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Bassisten und Produzenten Micki Meuser und dem Gitarristen Manni Holländer. 1982 trifft sie mit dem Song „Neue Männer braucht das Land“ den Nerv der Zeit. Der Titel wird zum geflügelten Wort und zu einem Politikum. Der NDR stellt wegen der Refrainzeile „Ich sprüh’s an jede Wand“ eine Strafanzeige wegen Aufforderung zur Sachbeschädigung (2). Das Lied steht 1983 monatelang in den deutschen Charts. Die Ina-Deter-Band macht eine Tournee durch Deutschland, Dänemark und den Niederlanden mit 180 Konzerten. Ina Deter mischt das Publikum mit ihrer kräftigen Stimme und ihrer pinkfarbenen E-Gitarre auf. Auch das Album von 1986 „Frauen kommen langsam – aber gewaltig“ wird ein großer Erfolg. Danach wird es ruhiger um Ina Deter.

© Ina Deter

1990 entwickelt sich die langjährige Zusammenarbeit mit Manni Holländer zu einer Liebesbeziehung, aber ihr Gefährte stirbt früh. 1993 zieht sie sich aus dem Musikgeschäft zurück und versucht 2001 einen Neustart mit Chansons von Edith Piaf, die sie mit einem Kammerkonzert in deutscher Fassung aufführt. Zu dieser Zeit erkrankt sie an Brustkrebs. 2005 geht sie zurück in ihre Heimatstadt Berlin und lebt dort und zeitweise in Spanien sehr zurückgezogen.

Ina Deter hat der Frauenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren eine Stimme und sehr viel Kraft gegeben.  

Autorin: Maria Beckermann

Quellen

  1. Aus dem Interview 2017 von Alfried Schmitz vom BRF mit Ina Deter zu ihrem 70. Geburtstag: https://brf.be/kultur/musik/1052654/
  2. Aus dem Interview 2003 von Sylvia Feist vom ‚Stern‘ mit Ina Deter: Was macht eigentlich…: Ina Deter | STERN.de
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Ina_Deter