Klara Caros vielfältiges Engagement ist bemerkenswert. Als Gefängnisfürsorgerin kümmerte sie sich um weibliche jüdische Strafgefangene, betreute Patientinnen und Patienten in der Psychiatrie, gründete 1926 die Kölner Ortsgruppe des Israelischen Frauenvereins und übernahm dessen Vorsitz. 1942 wurde sie mit ihrem Ehemann nach Theresienstadt deportiert und überlebte.

Klara Beermann, geboren am 6. Januar 1886 in Berlin, nahm ihren jüdischen Glauben sehr ernst. Ihr älterer Bruder, der sich um ihre Erziehung kümmerte, war als Rabbiner ausgebildet und sorgte dafür, dass die Achtjährige eine jüdische Schule besuchte, an der namhafte Lehrer unterrichteten. Mit 17 Jahren wurde Klara Mitglied des zionistischen Frauenvereins. Hier hatte sie ihre ersten öffentlichen Auftritte und hielt bereits kleinere Vorträge.

Caro Klara
© Susan Cowles

Im Jahr darauf lernte Klara den Kölner Rabbiner Isidor Caro kennen und heiratete ihn 1909. Von nun an lebte sie in Köln, wo ihr Mann am Gymnasium Kreuzgasse als Religionslehrer tätig war. Ihre Wohnung befand sich am Ehrenfeldgürtel 171. Besonders am Herzen lag dem Ehepaar die Seelsorge. Während Isidor Caro als Anstaltsgeistlicher für jüdische Strafgefangene arbeitete, betreute Klara als Gefängnisfürsorgerin weibliche Inhaftierte jüdischen Glaubens im Klingelpütz.

Um 1915 kam Sohn Hermann zur Welt, 1916 folgte Tochter Rut. Doch Klaro Caro fand auch weiterhin Zeit für ihr karitatives Engagement. Neben ihrer Tätigkeit im Klingelpütz kümmerte sie sich um Patientinnen und Patienten des Psychiatrischen Krankenhauses Lindenburg.

Innerhalb der jüdischen Gemeinde setzte sie sich für das Frauenwahlrecht ein, rief 1925/26 die Kölner Ortsgruppe des Israelischen Frauenvereins ins Leben und wurde dessen Vorsitzende. Ziel des Vereins war es, die jüdische Identität zu stärken. Viele Jüdinnen und Juden lebten säkular. Sie hatten sich assimiliert.

Die Kölner Ortsgruppe verstand sich als „Brücke zwischen links und rechts“, zwischen Orthodoxen und Liberalen, als Einrichtung, in der sich „Frauen aller Richtungen, aller Parteien zu einmütiger Arbeit für das Judentum zusammenfinden“. Daneben galt es aber auch, in der christlichen Mehrheitsgesellschaft Verständnis für die die verschiedenen Richtungen des Judentums zu wecken. Entsprechend hielt Klaro Caro an der Volkshochschule Vorträge zum Thema „Jüdische Tradition in Köln“ oder „Jüdisches Alltags- und Glaubensleben in Köln“. Das wurde gerade in einer Zeit des erstarkenden Antisemitismus immer wichtiger. Daneben bot sie Führungen durch die Synagogen und jüdische Sozialeinrichtungen an.

Doch die Hoffnung, die nichtjüdische Bevölkerung durch mehr Aufklärung zu gewinnen, erfüllte sich nicht. Die nach 1933 erhoffte Solidarität blieb weitgehend aus: „Wir sind völlig auf uns selbst gestellt“, beklagte Klara Caro.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verstärkte das Ehepaar Caro sein Engagement in der jüdischen Gemeinde erheblich und half vielen bei der Auswanderung ins sichere Exil. Für sie selbst kam eine Emigration jedoch nicht infrage, denn Klara und Isidor Caro hatten nicht zuerst ihr eigenes Wohlergehen im Auge, sondern das Überleben ihrer Mitmenschen. Ihr Platz war bei denen, die sie brauchten. Nur ihren psychisch kranken Sohn Hermann schickten sie 1933 in die Niederlande, wo der junge Mann in der psychiatrischen Klinik für jüdische Patientinnen und Patienten „Het Apeldoornsche Bosch“ in – wenn auch nur scheinbarer – Sicherheit war. (Nachdem die Wehrmacht 1940 die Niederlande besetzt hatte, wurden 1943 die Patientinnen und Patienten nach Ausschwitz deportiert und Hermann Caro noch im gleichen Jahr ermordet.)

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© Susan Cowles

Dabei hätte Familie Caro durchaus die Möglichkeit gehabt, Deutschland rechtzeitig zu verlassen. Als Dank für ihr segensreiches Wirken schenkte ihnen die jüdische Gemeinde anlässlich ihrer Silberhochzeit 1934 eine Reise nach Palästina, die sie jedoch nicht zur Auswanderung nutzten. Lediglich Tochter Rut ging wenig später ins Exil und fand eine neue Heimat in Argentinien, wo sie bis zu ihrem Tod 2009 gelebt hat.

In Deutschland nahmen die Repressionen gegen die jüdische Bevölkerung immer weiter zu. 1940/41 mussten die Caros ihre Wohnung am Ehrenfeldgürtel 171 verlassen und mit dreizehn anderen Betroffenen in ein sogenanntes „Judenhaus“ an der Synagoge Roonstraße umziehen. Doch auch das scheinen Klara und Isidor Caro gleichmütig hingenommen zu haben. Als im Frühjahr 1942 die Deportation der Kölner Juden ins KZ Theresienstadt begann, meldeten sie sich sogar freiwillig, u. a. der Seite der Mitglieder der jüdischen Gemeinde zu bleiben und sie weiter betreuen zu können. Isidor Caro war den Strapazen des Lagerlebens nicht gewachsen und starb am 28. August 1943 an Erschöpfung und Unterernährung.

Klara hingegen hat das KZ wie durch ein Wunder überlebt. Kurz vor Kriegsende gelang es dem Internationalen Roten Kreuz nach langen Verhandlungen mit der SS, Jüdinnen und Juden aus Theresienstadt in neutrale Länder zu bringen. Gemeinsam mit 1200 weiteren Häftlingen konnte Klara Caro am 5. Februar 1945 in die Schweiz ausreisen. Doch weil sie nicht in Europa bleiben wollte, entschloss sie sich, in die USA zu emigrieren. Der Neubeginn dort gelang Klara Caro dank hilfreicher Freunde, die sie in New Yorks jüdische Gemeinde einführten, deren angesehenes Mitglied sie schon bald wurde. Zwölf Jahre lang leitete sie hier die zionistische „Habonim Schwesternschaft“. Als die Beschwerden des Alters zunahmen, zog Klara Caro in ein New Yorker Pflegeheim, wo sie am 27. September 1979 mit 93 Jahren gestorben ist.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen

  • Klara Caro in: Ulrich S. Soénius, Jürgen Wilhelm (Hgg.), Kölner Personen-Lexikon, Köln 2007 S.98
  • Marina Sassenberg, Der jüdische Frauenbund in Köln (1926-1938) in: 10 Uhr pünktlich Gürzenich, Münster 1995 S. 239-244
  • Die App „Geschichten jüdischen Frauenlebens in Köln“, Kölner Frauengeschichtsverein