Geboren wurde ich am 31. Oktober 1950 in Köln, doch die Wurzeln meiner Familie liegen an der Mosel, wo auch meine beiden älteren Geschwister zur Welt gekommen sind. Mein Vater, der aus einer Bauernfamilie stammt und meine Mutter, Kind einer Handwerkerfamilie aus Güls an der Mosel, kamen im Dezember 1949 nach Köln, um dort Arbeit zu finden.

Ich wuchs im Stadtteil Ehrenfeld auf, ging dort auch zur Grundschule und besuchte eine Mädchenklasse. Anschließend wechselte ich auf die Kölner Königin-Luise-Schule am Friesenwall, damals noch ein reines Mädchengymnasium. Hier habe ich im Sommer 1969 das Abitur gemacht.

Im Wintersemester 1969/70 begann ich zunächst an der Universität Köln mit dem Jura-Studium, wechselte dann zum dritten Semester nach Freiburg, wo ich im Dezember 1973 das erste Staatsexamen und im Frühsommer 1976 das zweite Staatsexamen abgelegt habe.

Portrait Edith Lunnebach
© Edith Lunnebach

Nach meiner Bewerbung beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) erhielt ich am 1. September 1976 eine Stelle beim Landesverband in Wuppertal. Dort war ich als Assistentin der Geschäftsführung für den Bereich Frauen und Familie sowie die Lebenshilfe-Einrichtungen zuständig. Als Juristin habe ich außerdem die Positionen der zahlreichen Einrichtungen, die dem Landesverband angeschlossen sind, in den entsprechenden Ausschüssen des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales vertreten. Hierbei ging es auch um die Förderung der Frauenhäuser, die seit den 1970er Jahren gegründet wurden.

Durch diese Tätigkeit bekam ich Kontakt zur Kollegin Anne Lütkes, die die Frauenhaus-Bewegung ebenfalls unterstützt hat. Nach zweijähriger Tätigkeit beim Paritätischen Wohlfahrtsverband habe ich mich als Rechtsanwältin selbstständig gemacht und bin in die Kanzlei meiner Kollegin Erika Fischer-Pohl in Köln Mülheim eingestiegen. Meines Wissens waren wir damals das erste RechtsanwältInnenbüro.

Nach dem Ende der Sozietät mit Fischer-Pohl 1980 setzte ich meine Arbeit als Rechtsanwältin gemeinsam mit Anne Lütkes und drei männlichen Kollegen bis 2006 fort. Seitdem habe ich meine eigene Kanzlei in der Kölner Südstadt.

Von Anfang an war es mir ein besonders Anliegen, Frauen zu vertreten, sowohl im Bereich des Familienrechts als auch im Bereich der Nebenklage in denjenigen Verfahren, bei denen es um sexuelle Straftaten an Frauen und Kindern geht. Die Unterstützung von Frauen ist mir besonders wichtig, wenngleich ich im Bereich des Familienrechts und des Strafrechts auch Männer vertrete.

Während der Frauenanteil zu Beginn meines Studiums noch äußerst gering war, hat sich das inzwischen grundlegend geändert, und es gibt fast mehr Juristinnen als Juristen. Das fällt vor allem im Bereich von Richterschaft und Staatsanwaltschaft auf.

Politisch war ich schon seit Studienbeginn linksorientiert, habe mich in Freiburg am Häuserkampf beteiligt und in den 1970er Jahren gemeinsam mit zahlreichen engagierten Menschen einen kleinen Teil dazu beigetragen, dass der Bau des Kernkraftwerks Wyhl (Baden-Württemberg) verhindert wurde.

In diesem Zusammenhang möchte ich betonen: Trotz meines politischen Engagements und einer etwa vierjährigen Tätigkeit im Bereich einer kommunistischen Organisation in Freiburg habe ich keinerlei Repressalien erleben müssen.

Noch heute bin ich bereit zu kämpfen, wenn aus meiner Sicht irgendwo Unrecht geschieht. Diese früh erlernte Fähigkeit erwies sich bei zahlreichen Gelegenheiten als nützlich, sowohl in einer Vielzahl politischer Strafverfahren, als auch in Verfahren mit Vorwürfen aus dem Bereich des Linksterrorismus. So habe ich Kurden verteidigt gegen die Einstufung als Terroristen und auch Tamilen, die mit Spenden den damaligen Befreiungskampf in ihrer Heimat unterstützen wollten, und ebenfalls als Terroristen eingestuft wurden. Zu meinen Mandant*innen gehörten die Opfer des Nagelbombenattentats der neonazistischen terroristischen NSU (Nationalsozialistischer Untergrund) in der Keupstrasse in Köln ebenso wie zahlreiche Demonstrant*innen, unter anderem auch im Zusammenhang mit der Braunkohleförderung und dem Erhaltungskampf für den Hambacher Forst.

Autorin: Edith Lunnebach