„Unter den führenden Frauen von Köln wirkte die stille und doch so zielbewusste Arbeit von Fräulein Elisabeth von Mumm besonders segensvoll… Elisabeth von Mumm übernahm die Pionierarbeit, für menschenwürdige Lebensbedingungen für eine große Klasse von Berufsfrauen zu kämpfen.“

Mit diesen Worten würdigte Sophie Marie Moritz, Ehefrau eines Kölner Medizinprofessors, das unermüdliche Engagement der bürgerlichen Frauenrechtlerin Elisabeth von Mumm und ihren langjährigen Einsatz für berufstätige Frauen.

Dabei hat Elisabeth von Mumm, die nie heiratete, sondern ihr Leben den Frauen widmete, selbst nie einen Beruf ausgeübt. In ihren Kreisen galt weibliche Erwerbsarbeit einer „höheren Tochter“ schließlich als unschicklich. Sie wurde am 24. März 1860 in ein nobles und ausgesprochen wohlhabendes Elternhaus hineingeboren. Ihr protestantischer Vater Friedrich Christian Mumm (1832-1906) entstammte der noch heute bekannten gleichnamigen Wein- und Champagnerdynastie, die seit dem 18. Jahrhundert auch einen Firmensitz in Köln hatte. Elisabeths Mutter war die Katholikin Maria Margareta Farina (1835-1879), deren Vorfahren in der Rheinmetropole jenes Handelsunternehmen gegründet hatten, das mit Düften wie Eau de Cologne zu Wohlstand gekommen war.

© Kölner Frauengeschichtsverein

Elisabeth lebte mit Eltern und vier Geschwistern in der St. Apern-Str. 75, wo sich auch der Firmensitz ihres Vaters befand. Die Mutter starb, als die junge Frau erst neunzehn Jahre alt war.

Dass sich die protestantischen Frauen der Familie Mumm karitativ betätigten, hatte eine lange Tradition. Sie kümmerten sich in der Kirchengemeinde um verwaiste Kinder. Auch Elisabeth trat in die gleichen Fußstapfen. Nach ihrem Eintritt in den Allgemeinen Deutschen Frauenverband Ortsgruppe Köln (ADF) forderte sie nachdrücklich die Genehmigung für Frauen, die Waisenkinderbetreuung der Stadt mitzuorganisieren und geeignete Familien auszuwählen, die die Kinder bei sich aufnahmen. Damit hatte sie schließlich Erfolg. 1905 oder 1906 wurde Elisabeth von Mumm vom Stadtrat zur ersten „Waisenrätin“ ernannt, einem unbezahlten Ehrenamt. Das war lange in Vergessenheit geraten. Erst 2016 wurde ein Teil des Platzes vor dem ehemaligen Kinderheim Köln-Sülz in Erinnerung an die „Waisenrätin“ in Elisabeth-von-Mumm-Platz umbenannt.

Doch bereits Jahre vor dem Engagement für Waisenkinder hatte Elisabeth von Mumm auch jene Geschlechtsgenossinnen im Blick, die anders als sie selbst aus eher einfachen Verhältnissen stammten. Dabei lag ihr vor allem die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen am Herzen, die Möglichkeit, einen qualifizierten, angemessen bezahlten Beruf zu erlernen und auszuüben.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden vor allem im Verwaltungsbereich neue Arbeitsplätze für Frauen, die eine Alternative zur Fabrikarbeit boten. Auch der hauswirtschaftliche Sektor war gefragt. 1894 gründete Elisabeth von Mumm gemeinsam mit ihrer Freundin Mathilde von Mevissen und anderen Beteiligten den Kölner Frauenfortbildungsverein (KFFV), mit 1000 Mitgliedern bereits nach einem Jahr eine der größten Einrichtungen dieser Art. Ziel war „die Ausbildung der Frauen … für die den Frauen offenstehenden Berufszweige“. Die Erwerbsarbeit sollte nie in Konkurrenz zur „natürlichen Bestimmung“ der Frau treten. Der KFFV sah sich zwar als Teil der Frauenbewegung, distanzierte sich aber von weitergehenden Forderungen nach politischer Emanzipation und mochte sich nicht an die Dachverbände der Frauenbewegung anschließen. 

Auf von Mumms Initiative geht auch die kaufmännische Fortbildungsschule am Rothgerberbach zurück, die 1895 eröffnet wurde.

Nach dem Tod ihres Vaters 1906 zog Elisabeth von Mumm in ihr mütterliches Erbe um, Haus Farina, Obermarspforten 21-23, das heute auch das Kölner Duftmuseum beherbergt. Vielleicht motivierten sie die jungen Frauen, die in der Parfümfabrik arbeiteten, ihr Engagement für weibliche Erwerbstätigkeit zu verstärken – und zwar vorwiegend für Frauen kleinbürgerlicher Herkunft. 1907 initiierte Elisabeth von Mumm den „Cölner Verein weiblicher Angestellter“ (CVWA). Darüber schrieb Marie Sophie Moritz: „Ziel des Vereins war, die alleinstehenden angestellten Frauen, die damals in schlecht bezahlten, niederen Stellungen in einer Gemeinschaft zusammenzufassen, ihre Lebensumstände, Nöte und Wünsche kennenzulernen, … und für sie Recht und Gesetz zu schaffen“.

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Schon bald konnte der Verein ein Haus Im Klapperhof erwerben, in dem zahlreiche Abteilungen untergebracht waren: Stellenvermittlung, Krankenkasse, Hilfs- und Darlehenskasse sowie eine Auskunfts- und Beratungsstelle für Frauenberufsfragen. Auch die Handelsschule für Mädchen, in deren Kuratorium Elisabeth von Mumm den Vorsitz hatte, befand sich unter dem gleichen Dach. Begabte Schülerinnen konnten es bis zur Handelsschullehrerin bringen.

Zu ihrem 70. Geburtstag im Jahr 1930 veröffentlichte der Kölner Stadt-Anzeiger folgende Würdigung: „Es ist Pflicht und Freude, die reiche und fruchtbare Arbeit, die sie in treuer Hingabe auf vielen Gebieten geleistet hat, ihren Mitbürgern ins Gedächtnis zu rufen…. Der Kölner Verein weiblicher Angestellter liebt und verehrt in Fräulein von Mumm eine warmherzige Mutter und treue Beraterin, deren Interesse für die körperliche und geistige Ertüchtigung, Pflege und Fortbildung der Mitglieder niemals erlahmte“.

Elisabeth von Mumm starb am 30. März 1933 wenige Tage nach ihrem 73. Geburtstag. Ihr Grab auf dem Kölner Melatenfriedhof, das sich ganz in der Nähe zu dem ihrer Lebensfreundin Mathilde von Mevissen befand, existiert heute leider nicht mehr.

Gekürzt und bearbeitet von Karin Feuerstein-Prasser nach einem Beitrag von Irene Franken: Elisabeth von Mumm zu Schwarzenstein – FrauenGeschichtsWiki (frauengeschichtsverein.de)