Kaiser Otto der Große (936-973) suchte eine Frau für seinen Sohn, den künftigen Kaiser Otto II. Er hatte schon seit langem aus politischen Gründen das Kaiserreich in Konstantinopel im Auge. Konstantinopel war im Jahre 330 unter Konstantin dem Großen zum Sitz des römischen Reiches erwählt worden und hatte gegenüber Rom, dem Sitz des weströmischen Reiches eine Vormachtstellung. An der Nahtstelle zwischen Europa und Asien gelegen, war Konstantinopel, auch Byzanz genannt, berühmt für seine Architektur und seinen Luxus am Hofe. Es galt als das „Versailles des Mittelalters“

Otto II. und seine Gemahlin Theophanu, von Christus gekrönt und gesegnet; Relieftafel aus Elfenbein, etwa 982/983, Mailand (?), heute Musée de Cluny, Paris
Otto II und seine Gemahlin Theophanu, von Christus gekrönt und gesegnet; Relieftafel aus Elfenbein, etwa 982/983, Musée de Cluny, Paris © Clio20 CC BY-SA 3.0

Otto war Kaiser des weströmischen Reiches. Er residierte in verschiedenen Schlössern seines Reiches und war eng mit der katholischen Kirche und dem Papst in Rom verbunden. Zu seinem Reich gehörte auch Norditalien, während einige Gebiete von Süditalien zum oströmischen Reich gehörten. Von einer Verbindung des ost- und weströmischen Reiches durch Heirat versprach Otto sich eine Befriedung der Auseinandersetzungen in Italien und eine Ausweitung seines Einflussbereiches.

Der oströmische Herrscher Romanos II. sah das anders und wies die Heiratsanträge, die von Gesandten überbracht wurden, mehrfach zurück. Er starb kurz nach der Geburt seiner 963 geborenen Tochter Anna, einer „auf Purpur geborenen“ Prinzessin. Nach einigen Turbulenzen gelangte der Heerführer Johannes I. Tzimiskes auf den Thron. Johannes war bereit, seine Nichte Theophanu, die wie er aus armenischem Adelsgeschlecht war, mit dem Sohn des weströmischen Kaisers zu vermählen.

So kam es, dass Theophanu – ihr genaues Alter ist nicht bekannt – mit umfassender Bildung und einer prachtvollen Aussteuer vom Bosporus nach Rom gebracht und dort am 14. April 972 mit dem 16jährigen Otto II. vermählt wurde. Theophanu erhielt von ihrem Schwiegervater mehrere Ländereien diesseits und jenseits der Alpen als Hochzeitsgabe. Es gibt nicht viele Zeugnisse von Theophanus Äußerem und ihrem Wesen. Sie soll „von wendigem Geist und sehr angenehmen Äußeren“ gewesen sein. „Als schön, beredt, geistvoll und von bescheidenem Wesen wird sie geschildert“.

Köln, Rathausturm,  Theophanu (Muschelkalk 1990) Kölner Bildhauerin Elisabeth Baumeister-Bühler
Köln, Rathausturm,
Theophanu (Muschelkalk 1990), Bildhauerin Elisabeth Baumeister-Bühler, © Stadt Köln

Bereits ein Jahr später starb Otto der Große im Krieg. Otto II. wurde 973 zum Kaiser gekrönt und verlieh Theophanu 974 die Mitregentinschaft, sie wurde ‚coimperatrix‘. Theophanu stand ihrem Mann von Anfang an aktiv zur Seite, begleitete ihn auf Reisen und nahm an allen Regierungsgeschäften teil. Sie bekam vier Kinder: 977 Adelheid, 978 Sophia, 979 Mathilde und 980 endlich den Thronfolger, den künftigen Otto III. Die Töchter wurden im Alter von einem Jahr zur Erziehung in verschiedene Klöster gegeben, was zu der Zeit durchaus üblich war. Die Eltern mochten den Mädchen wohl auch nicht die Strapazen der ständigen Reisen zumuten, welche mit ihren Aufgaben verbunden war. Zwei Töchter gingen später selbst ins Kloster, und eine heiratete. Den Sohn nahmen die Eltern jedoch überallhin mit. Im Alter von 3 Jahren ließ Otto II. seinen Sohn vor deutschen und italienischen Fürsten in Verona zum Mitkönig wählen. Die Krönung und Salbung fand später in der Pfalzkapelle in Aachen statt. Otto II. konnte diese Zeremonie jedoch nicht mehr miterleben, weil er zwei Wochen vorher in Rom im Alter von 28 Jahren unerwartet starb.

Nach dem Tod des Kaisers kämpfte Adelheid, die Mutter des verstorbenen Kaisers, mit Theophanu als Mutter des Thronfolgers um die Macht. Sie hatten jeweils Verbündete, Theophanu den Erzbischof von Mainz Willigis, und Adelheid den französischen König Lothar sowie den Bayernherzog Heinrich den Zänker. Dieser entführte sogar das dreijährige Kind, um seine Macht zu sichern. Theophanu kämpfte klug und beharrlich um ihre rechtmäßige Position. Diese stützte sich zum einen auf ihren Titel als Mitregentin und zum anderen auf den Herrschaftsanspruch durch die Vormundschaft über ihren Sohn. Außer durch Erzbischof Willigis wurde sie auch vom Erzbischof Hildebald von Worms unterstützt und teilte sich mit ihnen die Regierungsgeschäfte. Theophanu war wegen ihres diplomatischen Geschicks vor allem für die Außenpolitik zuständig. Es gelang ihr nicht nur, im eigenen Land, zum Beispiel in Böhmen, Frieden zu stiften, sie wurde auch als Vermittlerin zu streitenden Parteien im Ausland gerufen. Verträge unterschrieb sie selbst als Kaiserin von Westrom, obwohl dieses Recht Frauen zu der Zeit nicht zugestanden wurde. Ihre Klugheit und Weitsicht brachten ihr jedoch so viel Respekt und Autorität ein, dass niemand widersprach. Zu Ostern 991 leitete sie in Quedlinburg einen glanzvollen Reichstag und nahm Huldigungen von Fürsten aus dem In- und Ausland entgegen. Von dort aus fuhr sie nach Nimwegen wegen politischer Auseinandersetzungen um Lothringen und starb dort im Alter von 33 Jahren am 15. Juni 991, vermutlich an einer Infektionskrankheit im Rahmen einer Epidemie. Wie sie es sich gewünscht hatte, wurde sie in Köln in der Kirche St. Pantaleon beigesetzt.

Die Großmutter Adelheid übernahm die Vormundschaft über den elfjährigen Otto. Dieser bedachte die Kölner Kirchen später in Erinnerung an seine Mutter mit großzügigen Stiftungen.

Autorin: Maria Beckermann

Quellen

  • Theophanu, die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron, Helmut Fußbroich, 1991 Wienand Verlag Köln, S. 26
  • Theophanu, die Griechin auf dem deutschen Kaiserthron, Helmut Fußbroich, 1991 Wienand Verlag Köln, S. 41
  • Theophanu und St. Pantaleon, Manuskript im Archiv des Kölner Frauengeschichtsvereins, Ordner RT 17, S.4