„Frauen und Mädchen leben in einer Welt ohne Gewalt, sie leben in Würde und Gerechtigkeit.“

kraftvolle Vision von medica mondiale

Herkunftsfamilie und -umfeld

Monika Hauser wurde 1959 in der Schweiz geboren und ist dort auch aufgewachsen; als Kind Südtiroler Eltern ist sie italienische Staatsbürgerin.

Persönlicher Werdegang/berufliche Entwicklung

Ihr Lebensweg hat viele internationale Stationen: Abitur in der Schweiz, Aufenthalte in Israel und Sri Lanka, Medizinstudium in Innsbruck, dort auch 1984 die Promotion, Staatsexamen in Bologna/Italien, danach die deutsche Approbation, Assistenzärztin an der Uni-Frauenklinik in Essen und später im Klinikum Holweide Köln, Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie. Köln wird schließlich ihr Lebensmittelpunkt.

Monika Hauser 2006 in Liberia
Monika Hauser 2006 in Liberia, © Sybille Fezer medica mondiale

Im Herbst 1992 – der Bosnienkrieg ist im vollen Gange – liest Monika Hauser von den Massenvergewaltigungen im Krieg. Die junge angehende Gynäkologin ist schockiert von den Ereignissen und beschließt, aktiv zu werden und sich für die Frauen zu engagieren. Weil sie bei internationalen Hilfsorganisationen auf wenig Interesse stößt, reist sie selbst ins Kriegsgebiet. Vor Ort trifft sie auf bosnische Psychologinnen und Ärztinnen, die auch etwas für die vergewaltigten Frauen und Mädchen tun wollen. Gemeinsam bauen sie das interdisziplinäre Frauenzentrum Medica Zenica auf.

In den kommenden Jahren weitet medica mondiale das Engagement aus. 1999 entsteht ein Frauenzentrum für Überlebende von Kriegsvergewaltigungen im Kosovo, bald darauf in Afghanistan, und Liberia. medica mondiale setzt dabei immer auf die Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist:innen und Organisationen, die sich für ähnliche Ziele einsetzen.

Beziehungen, Lebensform

Monika Hauser lebt mit Ehemann Klaus-Peter Klauner und Sohn Luca in der Nähe von Köln. Klaus-Peter übernahm damals die Erziehungs- und Hausarbeit, und hing seine eigene WDR-Karriere an den Nagel, um Monika im Aufbau der Organisation tatkräftig zu unterstützen. Bis heute ist er für sie ein wichtiges politisch-feministisches Gegenüber – auch Sohn Luca ist mittlerweile ein kreativer Unterstützer für ihre Arbeit.

Besondere Leistungen, überwundene Hürden, Bedeutung

Monika Hauser und ihre Kolleginnen leisteten Pionierinnenarbeit, indem sie das hochtabuisierte Thema immer wieder öffentlich gemacht und mit Hartnäckigkeit auf die internationale Agenda gesetzt haben – denn auch die fachliche, die menschenrechtliche und die politische Welt klammerte das Thema lange aus. Auf trauma-fachlicher, juristischer und politischer Ebene haben sie neue Standards gesetzt.  

Die Arbeit von medica mondiale basiert auf Interdisziplinarität und Innovation: Gewaltbetroffene Frauen erhalten ganzheitliche medizinische, psychosoziale und rechtliche Unterstützung mit dem Ziel, sie in ihren Ressourcen zu stärken und ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Von Beginn an legt medica mondiale großen Wert auf eine stress- und traumasensible Arbeitsweise. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort werden Fachstandards entwickelt und für den lokalen Kontext angepasst. Mit ihrer Menschrechts- und Aufklärungsarbeit kämpft die Organisation weltweit gegen sexualisierte Kriegsgewalt und fordert nachdrücklich Geschlechtergerechtigkeit ein.

Monika Hausers Engagement für Frauen in Kriegs- und Krisengebieten wird in der Öffentlichkeit wahrgenommen und mit zahlreichen Preisen gewürdigt: Dazu zählen beispielsweise die Auszeichnung „Frau des Jahres“ der ARD-Tagesthemen im Jahr 1993 und 2008 der „Right Livelihood Award“ – bekannt auch als Alternativer Nobelpreis. Für ihren herausragenden Einsatz in Kriegs- und Krisengebieten erhält Monika Hauser im November 2012 den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Im Mai 2013 nimmt sie den Nord-Süd-Preis 2012 des Europarates entgegen.

Zusammenfassung der Bedeutung für die Gesellschaft/für Frauen/für uns

Portrait Monika Hauser
© Anna Verena Mueller medica mondiale

Nach wie vor werden Frauen und Mädchen in kriegerischen Auseinandersetzungen vergewaltigt und als „natürliche“ Kriegsbeute von Männern betrachtet – täglich und an vielen Orten auf dieser Welt. medica mondiale hilft dort, wo den Verbrechen tatenlos zugesehen wird, wo Frauen und Mädchen keine Unterstützung erfahren und auf sich selbst gestellt sind.

medica mondiale ist eine internationale Frauenrechtsorganisation, die sich weltweit für Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. medica mondiale unterstützt Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, ungeachtet ihrer politischen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit. Gemeinsam mit Frauen aus der ganzen Welt setzt sich medica mondiale dafür ein, dass Frauen in Würde und selbstbestimmt leben können.

Aktuelle Interessen/ Engagement, zukünftige Themen und Pläne

Heute ist medica mondiale eine internationale Frauenrechtsorganisation mit über 70 Mitarbeiterinnen und rund 40 lokalen Partnerorganisationen in Südosteuropa, Westafrika, der Region der Großen Seen Afrikas, Afghanistan und dem Irak. Heilung braucht in der Gegenwart traumasensible Unterstützung in Notsituationen und bei Traumatisierungen; und Heilung braucht auch eine positive, feministische Erinnerungskultur. medica mondiale setzt sich dafür ein, dass sowohl die Verbrechen der Vergangenheit als auch das Leiden und die Kraft der Frauen sichtbar gemacht werden – durch eine Erinnerungskultur mit Raum für Reflektion, Trauer und Verbundenheit.

Autorin: Dr. med. Monika Hauser

www.medicamondiale.org