Dörte Gatermann wird 1956 in Hamburg als Tochter eines Architekten und einer Hausfrau geboren. Sie hat einen jüngeren Bruder. Die Kindheit bricht für die 12-Jährige mit dem Tod der Mutter abrupt ab. Ihr Verhältnis zum Vater ist eng.

Sie geht auf ein Mädchengymnasium und interessiert sich für Kunst, Literatur und Verhaltensforschung. Sie will wie Margret Mead und Jane Godal arbeiten, entscheidet sich aber doch für das Studium der Architektur, das sie 1975 an der Technischen Universität Braunschweig beginnt und 1983 an der RWTH-Aachen abschließt. Schon vor dem Diplom holt sie ihr Lehrer Gottfried Böhm in sein Büro in Köln. Als 25-Jährige wird sie Projektleiterin für das 50 Mio. Projekt ‚Züblin-Haus‘ in Stuttgart. Zur Einweihung des Verwaltungsbaus bringt sie 1985 ihren drei Wochen alten Sohn mit.

Dörte Gatermann
© Bettina Flittner

Parallel gründet sie mit ihrem späteren Mann Elmar Schossig 1984 das eigene Architekturbüro. Ihr Lebensmotto ist ‚sowohl – als auch‘, sowohl Kinder als auch Karriere. Sie vereinbaren eine 50 – 50 Aufteilung der Kinderbetreuung und der Arbeit. Mit Musikern teilen sie sich zu Beginn eine Bürofläche im Hinterhof. Früh erhalten sie beim ‚Deutschen Architekturpreis‘ eine Auszeichnung für die ‚Rimowa-Kofferfabrik‘. Sie bekommen weitere Architekturpreise und gewinnen Wettbewerbe. 1989 wird ihre Tochter geboren. 1991 ziehen Dörte Gatermann und Elmar Schossig mit dem jetzt 20 Mitarbeiter:innen großen Büro in die Kölner Innenstadt.

Ihre Arbeitsweise bleibt alle Jahre gleich, eine entwirft, der andere kritisiert – und umgekehrt. Nach außen wird dieses nicht kommuniziert, da heißt es GATERMANN + SCHOSSIG. Mit dem ‚FrauenMediaTurm‘ wird diese Vereinbarung gebrochen, Alice Schwarzer spricht 1994 von ‚meiner Architektin‘. Trotzdem verfolgen sie ihr Prinzip weiter. Der Verwaltungsbau der RZVK mit dem ‚KölnTriangle‘ Hochhaus entsteht, wie das ‚Römermuseum in Xanten‘ und viele andere Bauten. Ein Schwerpunkt bleibt für sie aber der Architektur-Wettbewerb. Darüber hinaus engagiert sich Dörte Gatermann für Baukultur. Neun Jahre arbeitet sie ehrenamtlich im Vorstand des BDA, gründet 1992 das ‚Kölner Stadtmodell‘ und zehn Jahre später den Verein ‚koelnarchitektur‘. Sie wird Mitglied im Gestaltungsbeirat Karlsruhe, Stuttgart und Berlin und im Kuratorium ‚Stadtbaukultur NRW‘ sowie ‚Kunst am Bau‘ im BMVBS ‚Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen‘.

Dörte Gatermann sagt, es sind drei Dinge, die sie besonders interessieren: 1. Multifunktionale Nutzungen –wie können Gebäude, die wir planen, für möglichst viele Menschen nutzbar sein, 2. Öffentliche Räume – wie müssen wir öffentliche Räume gestalten, damit unterschiedliche Menschen sie nutzen können und 3. Kunst und Bau – wie lassen sich beide verbinden. Mit ihren Gebäuden versucht sie, dieses umzusetzen. Unterschiedliche Nutzungen auch für Externe gibt es in vielen ihrer Bauten. Die Aussichtsplattform des ‚KölnTriangle‘ Hochhauses ist ein Beispiel einer besonderen öffentlichen Nutzung. Und die ‚Hyatt Pavillons‘ am Rhein sind eines von vielen Beispielen der Integration von Kunst.

Bürogebäude KölnTriangle
© Jens Willebrand

2002 übernimmt Gatermann an der Technischen Universität Darmstadt den Lehrstuhl ‚Entwerfen und Gebäudelehre‘. Sie ist zu der Zeit die einzige Frau auf einem der 18 Lehrstühle. Ihr Entwurfsprojekt ‚Hall of Fame‘, eine Ehrenhalle für Frauen, führt genauso wie das Projekt ‚Europäerinnen‘ zu Diskussionen. Dann erkrankt Elmar Schossig und aus dem ‚sowohl – als auch‘ wird ein ‚entweder – oder‘, entweder Lehrstuhl oder Büro. Sie entscheidet sich für das Büro und die Präsenz in Köln. 2009 stirbt ihr Mann. Sie führt das Architekturbüro allein weiter. 2012 nimmt sie Sven Gaeßler, 2017 Jan Rübenstrunk als Partner hinzu. 2020 findet die Umfirmierung von GATERMANN + SCHOSSIG zu SUPERGELB-ARCHITEKTEN statt und Dörte Gatermann gibt die Geschäftsführung ab.

In 40 Jahren mit dem eigenen Büro entstehen etwa 700 Projekte, werden mehr als 100 Architektur- und Wettbewerbspreise gewonnen und über 200 Wettbewerbsjurys absolviert. Parallel engagiert sich Dörte Gatermann die ganze Zeit auch ehrenamtlich für die Baukultur. 2019 wird sie dafür mit dem Eintrag in das ‚Goldene Buch der Stadt Köln‘ geehrt. 2024 übernimmt sie den Vorstandsvorsitz des ‚hdak – Haus der Architektur Köln‘.

Und noch etwas: Ihre Tochter hat zwei Söhne und ihr Sohn zwei Töchter und er teilt sich mit seiner Frau 50 – 50 die Familien- und Berufsarbeit.

Dörte Gatermann

Bauten (Auswahl)

Rimowa Kofferfabrik Köln

KölnTriangle Hochhaus Köln

Römermuseum im Archäologischen Park Xanten

Ministerium für Schule und Bildung NRW, Düsseldorf

FrauenMediaTurm Köln

Museum Windstärke 10 Cuxhaven

Architekturpreise (Auswahl)

Deutscher Architekturpreis

Best Architects 07, 08, 09

Deubau Preis

Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler

Kölner Architekturpreis