Christiane Woopen wuchs in einem katholischen Ambiente auf. Ihre Mutter war – eine kritische – katholische Religionslehrerin, ihr Vater Diplom-Volkswirt. Sie ging auf die Liebfrauenschule in Köln und studierte nach dem Abitur Medizin. Von 1983 bis 1988 erhielt sie ein Stipendium der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk e.V., welche die Studierenden nicht nur finanziell, sondern auch ideell unterstützt und Förderungsnetzwerke bietet. Sie blieb dem Cusanuswerk auch später verbunden und arbeitete dort von 1991-1994 als freie Mitarbeiterin.

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Auf das Medizinstudium folgten zwei Jahre klinische Tätigkeit, zuerst als Ärztin im Praktikum, danach als Assistenzärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Währenddessen nahm sie ein Philosophiestudium in Hagen und an der Universität in Bonn auf. Die anschließende Forschungstätigkeit führte beide Fächer zusammen, zuerst am Institut für Wissenschaft und Ethik der Universität Bonn und anschließend im Institut für Geschichte und Ethik der Universität Köln. 1993 wurde sie promoviert, 2005 folgte die Habilitation. Von 2009 bis 2021 hatte sie eine Professur für Ethik und Theorie der Medizin an der Universität Köln inne. Seit Oktober 2021 bekleidet sie die erste Heinrich-Hertz-Professur im Transdisziplinären Forschungsbereich „Individuen, Institutionen und Gesellschaften” der Universität Bonn. 

© Universität Bonn

In nationalen und internationalen Forschungsprojekten befasst sie sich zusammen mit ihrem Team mit den ethischen Aspekten der lebensverändernden Dynamiken der Technologisierung, Ökonomisierung, Ökologisierung und Globalisierung des individuellen und gesellschaftlichen Lebens sowie den damit verbundenen Transformationsprozessen. Dazu gründete sie in Bonn das Center for Life Ethics, das in interdisziplinärer Forschung unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen miteinander verbindet. Darüber hinaus ist ihre Forschung meist transdisziplinär und bezieht außerwissenschaftliche Akteure ein. Der ethische Grundsatz, der ihrer Arbeit zugrunde liegt, lautet:

„Das ethisch Gute besteht darin, die Entfaltung, Fülle, Schönheit und Verbundenheit allen Lebens zu achten oder zu fördern.“

Da Christiane Woopen auch der Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft besonders am Herzen liegt, gründete sie am Center for Life Ethics das Haus für junges Denken. Neben öffentlichen Veranstaltungen werden dort Workshops z.B. für Schulen, Unternehmen und Verbände angeboten, die ein bestimmtes ethisches Thema beschäftigt und die dies in verschiedenen Formaten sachkundig begleitet reflektieren möchten.

Christiane Woopen ist auch in der Politikberatung aktiv. 2001 wurde sie z.B. in den Nationalen Ethikrat berufen. Von 2012 bis 2016 war sie Vorsitzende des Nachfolgegremiums Deutscher Ethikrat und von 2014-2016 Präsidentin des Global Summit of National Ethics and Bioethics Committees. Von 2017-2021 war sie Vorsitzendes des Europäischen Ethikrates, der die Europäische Kommission berät. Von 2018-2019 war sie Co-Sprecherin der Datenethikkommission der Bundesregierung, zuvor Mitglied im International Bioethics Committee der UNESCO.

Von 2011-2021 war sie Prodekanin für Akademische Entwicklung und Gender an der Medizinischen Fakultät der Universität Köln. Von 2013 bis 2021 leitete sie das interfakultäre Zentrum ceres (Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health) an der Universität Köln.

Sie hat eine lange Publikationsliste vorzuweisen (1).

2019 erhielt sie das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 2022 den Wilhelm-Weber-Preis für Verdienste um die Christliche Gesellschaftslehre. 2025 verlieh ihr der Ministerpräsident NRW den Verdienstordens des Landes NRW.

Christiane Woopen ist verheiratet und hat vier Kinder. Sie versteht sich eher als liberale Katholikin. Toleranz gegenüber anderen Meinungen ist für sie selbstverständlich. Statt Dogmen und Verboten ist ihr wichtig, Menschen Perspektiven aufzuzeigen, Freiraum zur Selbstbestimmung zu stärken und die Freude an einem friedlichen Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft zu fördern. Deswegen sucht sie die Nähe zu Betroffenen und vielen unterschiedlichen Expert*innen im internationalen Raum.

Der Vorsitz im Ethikrat verlangt vor allem die Fähigkeit, Konflikte zu moderieren und zu gut begründeten Empfehlungen zu kommen: „Wir können nur durch die Kraft des Arguments überzeugen.“ (2)

Sie sieht insbesondere den Erhalt von Freiheit und Demokratie als kritische Aufgabe unserer Zeit an. „Die Krise der Demokratie ist eine Krise der Überzeugung, dass Freiheit für alle Menschen das fundamentale Gut ist.“ (3)

Maria Beckermann, autorisiert von Christiane Woopen

Quellen/Publikationen

  1. https://www.lifeethics.uni-bonn.de/ueber-uns/personen/leitung/woopen-christiane
  2. Focus online 19.11.2013
  3. Interview in Theologie und Glaube: https://www.thf-paderborn.de/news/theologie-und-glaube-ausgabe-4-2024/