Tremezza von Brentano wurde am 28.11.1942 in Innsbruck geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Mittelfranken, ihre Jugend in Baden-Württemberg. Sie studierte an der Freien Akademie in Mannheim und an der Staatlichen Kunsthochschule in Stuttgart, gefolgt von einem Studienjahr am Art Department der Universität in Austin/Texas. Von 1967-1968 hatte sie ein Atelier in Seattle/USA, danach eines in Heidelberg, und seit 1971 lebt und arbeitet sie in Köln. 1968, 1975 und 1990 verbrachte sie Studienaufenthalte in New York.
Anfang der 1970er Jahre brach Tremezza von Brentano mit der damals herrschenden Abstraktion und entwickelte ihre realistische Malweise. Sie nahm damit die heutige Hinwendung der Kunst zum Realismus vorweg.
Tremezza von Brentano war 1990 Gründungsmitglied im Künstlersonderbund in Deutschland, einer gemeinnützigen Vereinigung, die dem Realismus der Gegenwart als innovativem Teil der künstlerischen Moderne eine größere Wahrnehmung und Wirksamkeit verschaffen möchte. Von 1991-1992 hatte sie eine Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel inne.
Über ihre Arbeit und ihren Stil sagt die Künstlerin selbst:
„Für mich bedeutet das Malen von Bildern Forschungsarbeit am Bilder-Werk unserer Kultur und das sehr bewusst, durch den Blick einer „Künstlerin“. Anfang der 70er Jahre brach ich mit der damals herrschenden Abstraktion und entwickelte meine realistische Malweise. Da ich von der Abstraktion kam, war es mir wichtig, diese Sehweise einfließen zu lassen. Ich wollte weder fotorealistische noch naturalistische, sondern realistische Bilder malen.
Zunächst beschäftigte ich mich mit den “Bildern des Alltags“. In welchen existenziellen Bildern kann ich die Menschen um mich herum darstellen. Bei dieser Arbeit wurde mir schnell bewusst, dass Bilder nicht mit Null beginnen, sondern Weiterentwicklungen von Bildern aus vergangenen Zeiten sind und dass diese Bilder bei unserer Wahrnehmung der Welt immer mitwirken.
So fing ich an, mit meiner heutigen Sehweise, die Bilder der Kunst zu betrachten. Daraus entstand mein Projekt: „Classics – Die Geschichtlichkeit der Bilder“. Dabei sah ich, dass sowohl der Film wie auch die Werbung sich aus den Bildmustern der Kunst speisen.
Da der Film und die Werbung mit anderen Gestaltungsmitteln arbeiten, sind diese Bildmuster nur mit einem geschulten Blick zu erkennen. Das führte zu meinem nächsten Projekt: „MedienLeben“ und „MedienBlau“, in dem ich versuchte, solche Bildmuster und Analogien in neuen Bildern sichtbar zu machen.
Nun war ich in der Lage, einen neuen Blick auf die uns umgebende politische Alltagskultur zu werfen. Fragen wie: „Was macht unsere Zeit aus?“ und durch welche Bilder werden diese Erlebnisqualitäten sichtbar, führten zu meinem nächsten Projekt: „Politische Bilder“, womit ich mich noch immer beschäftige.
In den letzten Jahren habe ich mich in meinen Bildern wieder intensiv meinen Alltagserfahrungen zugewandt.“
Die Künstlerin unterteilt ihr Werk in sieben thematische Schaffensperioden:
- 1968-1972: gesprühte und ausgeschnittene Bilder von Menschen
- 1973-1981: realistische Menschenbilder
- 1982-1986: Menschen im Alltag
- 1987-1990: Frauen und Männerbilder der Kunst
- 1991-1996: Frauen und Männerbilder des Films, der Werbung und der Mode
- 1997-2004: Bilder der Mediengesellschaft
- Ab 2004: Politische Bilder
Arbeiten von Tremezza von Brentano waren in 130 Einzelausstellungen und 300 Gruppenausstellungen zu sehen. Es erschienen 7 Katalogbücher (1). Über ihr Werk wurde in zahlreichen Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk- und Fernsehsendungen berichtet. Arbeiten der Künstlerin befinden sich in vielen privaten und öffentlichen Sammlungen.
2017 widmete das Käthe-Kollwitz-Museum Tremezza von Brentano zum 75. Geburtstag eine Retrospektive mit 30 Werken von 1970-2017, die die Künstlerin selbst ausgewählt hatte (2).
Für eine Einzelausstellung im Kölnischen Stadtmuseum malte Tremezza von Brentano 1986 ein Gruppenportrait, das bekannte Persönlichkeiten aus dem Kölner Kulturleben zeigt (3). Die Künstlerin brach hier mit der Tradition, dass Männerbilder von Männern gemalt werden. Sie setzte sich selbst als handelndes Subjekt, als Malerin, in den Vordergrund, dicht hinter ihr die Sozialwissenschaftlerin Mechthild Jansen, daneben Dr. Michael Euler-Schmidt, Kurator der Ausstellung im Stadtmuseum. Das Männerbild im Bild zeigt von links nach rechts Norbert Burger, damals Oberbürgermeister, Dr. Werner Schäfke, damaliger Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, Peter Nestler, damals Kulturdezernent und Kurt Rossa, ehemaliger Oberstadtdirektor.
Heute, knapp 40 Jahre später, sind immerhin zwei dieser Ämter von Frauen besetzt. Die kritische Auseinandersetzung mit der Verteilung von Macht durch Künstlerinnen wie Tremezza von Brentano hat zu mehr Gleichstellung von Frauen beigetragen, auch wenn das Ziel noch lange nicht erreicht ist.
Autorin: Maria Beckermann, autorisiert von Tremezza von Brentano