1966 in Hürth in ein katholisches Elternhaus geboren, streift sie den Gottesglauben mit 15 Jahren ab. Sie wird Mitglied von amnesty international e.V. Dort bekommt sie von einem befreundeten Studierendenpaar alle Hefte der „EMMA“ und der „Courage“. Eine Initialzündung: Sie ist ab nun Feministin – und damit zu dieser Zeit an der Schule eine Außenseiterin.

© Rendel Freude

Das ändert sich an der Uni, wo Sina Vogt in der ersten Woche des ersten Semesters Mitte der 80er zum Autonomen Frauen- und Lesbenreferat des AStA stößt. Neben ihrem Studium der Germanistik, Philosophie, Soziologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft engagiert sie sich hier im Kreis anderer Feministinnen in den nächsten Jahren aktiv politisch. Im Team bringt das Referat die Zeitschrift „Unica“ heraus, organisiert Ringvorlesungen, Workshops und Konzerte. Spektakulär ist die Ringvorlesung „Hexen“, bei der der Besucher*innenandrang zur Auftaktveranstaltung mit Alice Schwarzer die Kapazität des Hörsaals sprengt und einen Umzug in die größte Aula der Universität nötig macht. Das Referat verfügt über einen Jahresetat von 20.000 DM, den Sina Vogt als Finanzreferentin Ende der 1980er zwei Jahre lang verwaltet.

Es ist die Zeit der Frauenbuchläden und Lesbenschwoofs, und sie wirft sich mittenhinein, erst in Köln, ab 1990 in Bochum.

Sie verbringt drei Sommer auf dem Lesben-Frauen-Mädchen-Widerstandscamp in Reckershausen, Hunsrück. Dieses wurde ab 1983 insgesamt elf Sommer lang als antimilitaristisch-feministischer Protest als Zeltdorf aufgebaut.

In Köln ist sie Teil des Filmauswahlteams des Frauenfilmfestivals FEMINALE. In Bochum Redakteurin und Autorin der radikalfeministischen Lesbenzeitschrift IHRSINN. Aktiv ist sie auch im Autonomen Frauen- und Lesbenladen in Bochum, in dem regelmäßig Plenen, Veranstaltungen, eine LesbenFrauenVolxxküche und Schwoofs stattfinden.

Bisher ist all diese Arbeit ehrenamtlich, möglich machen das BAFöG und Studienjobs in Kneipen, Datenzentren sowie im Telefonbanking.

Sie beendet ihr Studium mit einem Magister in Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Sprachwissenschaft.

1995 zieht Sina Vogt zurück nach Köln und arbeitet als freiberufliche Journalistin für Zeitungen und das Fernsehen, wo ZDF, RTL wie auch der WDR zu ihren Auftraggebern gehören. In dessen Redaktion „Frauen-Fragen“ (später „frau-TV“) trifft sie auf die Redakteurin Inge von Bönninghausen. Diese wird Mentorin und bleibt Freundin.

© Sina Vogt: Dreharbeiten

Im Laufe der Jahre, in denen Sina Vogt für die Redaktion arbeitet, kann sie unter anderem Filmbeiträge zu den Themen „Ehe für alle“, „Frauenferienhäuser“, „50 Jahre Grundgesetz, eine Ausstellung im Frauenmuseum Bonn“ und „Selbstverteidigung für alte Frauen“ realisieren.

Parallel ist sie Redaktionsmitglied und Autorin der „beiträge zur

feministischen theorie und praxis“, diese Arbeit ist erneut ehrenamtlich.

Im Jahr 2000 recherchiert sie mit einem Stipendium des American Council on Germany zur Todesstrafe in Texas. In der Folge veröffentlicht sie insbesondere zum Thema „Frauen und Todesstrafe in den USA“ mehrere Artikel und Hörfunkbeiträge und hält Vorträge zum Thema. Sie wird Mitglied in der Initiative gegen die Todesstrafe e.V.

Von 2001 bis 2005 lebt Sina Vogt in Berlin, ist zunächst Pressesprecherin von amnesty international Deutschland e.V., dann am Unfallkrankenhaus Berlin.

In Berlin bleibt sie aktives Mitglied im Journalistinnenbund e.V., dem sie bereits in Köln beigetreten war.

Im Jahr 2006 übernimmt Sina Vogt die Leitung der Stabsstelle Kommunikation an der Uniklinik Köln. So kehrt sie an den Rhein zurück. Sie wird aktiv bei den Wirtschaftsweibern e.V., dem Netzwerk der lesbischen Fach- und Führungskräfte.

© Sina Vogt: Moderation in Bochum

Während ihrer Zeit an der Uniklinik Köln schreibt sie gemeinsam mit der Frauen- und Menschenrechtlerin Mina Ahadi aus dem Iran deren Biografie „Abgeschworen. Warum ich für die Freiheit und gegen den Islam kämpfe“, die im Heyne-Verlag erschienen ist.

Nach einem berufsbegleitenden Studium mit dem Abschluss Master in Coaching, Supervision und Organisationsentwicklung macht sie sich 2012 selbstständig und arbeitet seitdem freiberuflich als Supervisorin, Moderatorin und Autorin.

2015 ist sie Teil der Gründungsgruppe der Rainbow Refugees Cologne Support Group e.V. und zeitweilig Vorstandsmitglied. Der Verein begleitet zahlreiche queere Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Köln und NRW, durch Asylverfahren, bei der Wohnungs- und Jobsuche. Zudem arbeitet er ein Schulungskonzept für Mitarbeitende in öffentlichen Verwaltungen aus, die (queeren) Geflüchteten in ihrer Arbeit begegnen. Sina Vogt führt mit einem Kollegen Schulungen für Mitarbeitende der Stadtverwaltung Hannover durch. Später unterstützt sie den Zusammenschluss des Vereins mit dem von Geflüchteten selbst organisierten Projekt SOFRA zur ersten Migrant*innenSelbstOrganisation SOFRA e.V.

Seit ihrer Zeit als Journalistin hat Sina Vogt zahllose Veranstaltungen moderiert, unter anderem diverse Buchvorstellungen, ein Talk zu „lesbischen Superheldinnen“ im queeren Jugendzentrum anyway Köln, eine Veranstaltung von Medica Mondiale e.V. zu „Vererbte Geschichte(n) – Kriegsvergewaltigungen und transgenerationale Traumatisierung“ im Literaturhaus Köln und ein Gespräch zu gendersensibler Medizin im Ludwig Forum Aachen, veranstaltet von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Beruflich stark eingebunden, war sie dennoch seit 2006 auch Ensemblemitglied im Theater Kosmos. 18 Jahre lang stand sie auf freien Kölner Theaterbühnen, unter anderem in Stücken von Robert Gernhardt und Theresia Walser, unter der Regie von Andrea Bleikamp.

2020 drehte sie mit der Filmemacherin Christa Donner und Ute Möhring die Dokumentation „Wir waren eigentlich kleine Stars“ über die Journalistin und Feministin Marianne Lange. Er wurde u.a. auf dem Münster Filmfestival „Queerstreifen“ und im Kölner Filmhaus gezeigt.  

2022 und 2023 las Sina Vogt eigene Kurzgeschichten auf dem Litfest Homochrom in Köln, diese wurden jeweils in „Queeres entdecken“ veröffentlicht.

2023 veröffentlichte der Herder-Verlag Sina Vogts Kurzgeschichte „Der letzte Besuch“ in der von Lisa Strassberger herausgegebenen Anthologie „Zerstören. Die Dinge. Die Sprachen. Die Seelen“.

Heute lebt Sina Vogt in Köln und Limburg und arbeitet als Supervisorin und Workshopmoderatorin. Zu ihrem Kund*innenkreis gehören Sozialunternehmen, aber auch Wirtschaftskonzerne und Institute aus öffentlichem Sektor und Wissenschaft.

Sie gibt Schreibseminare zu den Themenkreisen „Familiengeschichte und NS-Zeit“, schreibt Romane und Kurzgeschichten und moderiert Veranstaltungen – am liebsten mit feministischem und queerem Inhalt.

Sina Vogt