Dr.in phil. Miriam Haller (geb. 1970) ist kulturwissenschaftliche Alterns- und Bildungswissenschaftlerin. Fast zwei Jahrzehnte war sie an der Universität zu Köln in der Geschäftsführung und Leitung des Gasthörer- und Seniorenstudiums sowie des Center for Ageing Studies (CEfAS) tätig. Seit 2019 verantwortet sie den Bereich Forschung am Kompetenzzentrum für Kulturelle Bildung im Alter und inklusive Kultur kubia (www.kubia.nrw) in Köln. In ihrer kulturwissenschaftlichen Forschung und kulturgeragogischen Praxis zum Thema „Ageing Trouble“ erkundet sie die Que(e)rungen von Alter(n) und Geschlecht und positioniert sich gegen Sexismus, Ageismus und die „double standards of ageing“. Die Verbindungslinien zwischen beiden Forschungsfeldern liegen auf der Hand. So wundert es nicht, dass von feministischer Seite die Altersthematik früh aufgegriffen wurde. Simone de Beauvoir und Susan Sontag plädierten schon in den 1970er Jahren dafür, den feministischen Blick auch auf die soziale Konstruktion des Alters zu richten. Trotz der berühmten Diskursstifterinnen und auch wenn Frauen* bis heute viel stärker von Altersdiskriminierungen und auch von Altersarmut betroffen sind, verengen sich die Blickwinkel immer wieder. Auch feministische Initiativen und Aktivist*innen sind nicht vor Ageismus und Generationalismus gefeit.

Miriam Haller
© Ralf Bauer

Miriam Haller setzt sich nicht nur in ihrer Forschung dafür ein, die Blickwinkel zu weiten. Auch durch Bildungsangebote, Seminare und Workshops erkundet sie mit den Teilnehmenden, wie ageistische Alters- und Generationenstereotype dekonstruiert und neue Alter(n)sbilder entworfen werden können: Wie können wir mit Generationenambivalenzen umgehen und gemeinsam „Ageing Trouble“ machen?

Dazu arbeitet sie auch mit Künstler*innen und Kunst- und Kulturschaffenden zusammen. In ihren Lecture Performances mit der Tänzerin, Choreografin und Tanzvermittlerin Lisa Thomas lädt sie das Publikum zu gerontologischen Begriffs-Stretchings ein. Als Akt der kreativen Rebellion gegen Altersdiskriminierung und Ageismus dehnen und flexen die beiden zentrale Konzepte der kulturwissenschaftlichen Ageing Studies. Sie verHANDELN das Alter(n) nicht nur theoretisch, sondern wollen es gemeinsam mit dem Publikum leiblich beGREIFEN und körperlich verSTEHEN. Ziel dieser lecture Performances ist es, mit den Mitteln der Wissenschaft und des zeitgenössischen Tanzes stereotype EinFÄLTigkeiten zum Thema Alter(n) aufzuFALTEN und zu vervielFÄLTigen.

Als Dozentin, Beraterin und Coachin für Generationendialoge in Kultur- und Bildungsorganisationen arbeitet Miriam Haller mit Methoden aus der Kulturellen Bildung und mit den auf das leibliche Erleben bezogenen Methoden des Focusing und des „Thinking at the Edge“. In ihrer passAGEnwerkstatt bietet sie auch individuelle Beratung und Coaching für Menschen, die vor einem biografischen Übergang stehen oder auch mitten in einer passAGE stecken.

Miriam Haller

Quellen

Weitere Informationen: https://passagenwerkstatt.de/miriam-haller/ 

Zentrale Veröffentlichungen:

Miriam Haller (2020/2005): Unwürdige Greisinnen: „Ageing trouble“ im literarischen Text. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE, https://doi.org/10.25529/92552.554

Miriam Haller (2020/2010): Undoing Age: Die Performativität des alternden Körpers im autobiographischen Text. In: KULTURELLE BILDUNG ONLINE, https://doi.org/10.25529/92552.555

Miriam Haller (2024): Que(e)rungen von Alter und Geschlecht. In: Kulturräume+. Das kubia-Magazin 26, S. 14-18. Online verfügbar unter https://www.kubia.nrw/wissen/fachbeitraege/queerungen-von-alter-und-geschlecht/