Eigentlich war es eher Zufall, dass sich die junge Maria Fensky den Kommunisten anschloss. Doch schon bald fand sie bei den Genossinnen und Genossen ihre politische Heimat, für die sie auch ihr Leben riskierte. Während des Nationalsozialismus wurde sie mehrmals verhaftet, verhört, misshandelt und eingesperrt – mit schlimmen gesundheitlichen Folgen. Sie konnte keine Kinder bekommen, was sie bis ins hohe Alter schmerzte. Aber als das Grauen der NS-Zeit endlich hinter ihr lag, setzte sie ihr Engagement für die KPD unvermindert fort, um beim Aufbau eines neuen Deutschlands mitzuhelfen. Allerdings schlug ihrer Partei während des „kalten Krieges“ erhebliches Misstrauen entgegen, und so blieb es Maria Fensky nicht erspart, dass sie erneut verhaftet wurde…

Maria Fensky bei ihrer Haftentlassung 1954
© Kölner Frauengeschichtsverein

So etwas wie Liebe und Geborgenheit hat sie in jungen Jahren offenbar nie kennengelernt. Maria Fensky, geboren am 15. Juli 1907 in Wülfrath, scheint eine ziemlich freudlose Kindheit erlebt zu haben und hatte schon früh den Wunsch, dem klaustrophobischen Elternhaus und vor allem dem strengen Vater zu entfliehen. Durch ihren Bruder bekam sie 1926 Kontakt zum Kommunistischen Jugendverband (KJVD) und trat zwei Jahre später in die KPD ein. Das Elternhaus hatte sie kurz zuvor nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater verlassen. Weil es ihr nicht erlaubt worden war, nach der Schule einen Beruf zu erlernen, musste sich Maria Fensky mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten.

In der KPD fand sie schon bald eine neue Heimat, auch wenn man von ihr den gleichen Gehorsam forderte wie seinerzeit in ihrem Elternhaus. Entsprechend marxistischer Ideologie musste sie sich auf die bevorstehende Revolution vorbereiten und den Umgang mit Schusswaffen lernen. Doch im Januar 1933 ergriff nicht das Proletariat die Macht, sondern Adolf Hitler. Die KPD wurde verboten, und Maria Fensky war zu einem Leben im Untergrund gezwungen. Mit ihren Genossinnen und Genossen verteilte sie Broschüren und Flugblätter, um vor dem menschenverachtenden System des Nationalsozialismus zu warnen.

Die Gestapo hatte sie von Anfang an im Visier. Am 20. Juni 1933 wurde sie in „Schutzhaft“ genommen und bei den wochenlangen Verhören schwer misshandelt. Folge waren lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen, darunter starke Kopfschmerzen, Unfruchtbarkeit und ein taubes rechtes Ohr. Trotzdem gab Maria Fensky keinen einzigen Namen preis.

Bis 1938 war sie die meiste Zeit in irgendwelchen Lagern inhaftiert. Doch auch als sie schließlich freikam, wurde sie von der Gestapo streng überwacht.

Im August 1939 zog Maria Fensky nach Köln. Während der Zweite Weltkrieg die Stadt nach und nach in Schutt und Asche legte, fand sie endlich auch ihr persönliches Glück. Im Juni 1944 lernte sie den Genossen Toni Fleischhauer kennen, verliebte sich in ihn und zog mit ihm zusammen. Als wenig später nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 eine große Verhaftungswelle hereinbrach, hatten die beiden Glück, wurden rechtzeitig gewarnt und konnten sich vorübergehend in einem Trümmergrundstück in der Altstadt in Sicherheit bringen.

© Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes

Sie überlebten Krieg und NS-Regime und begannen gleich nach der Befreiung Kölns im März 1945 erneut mit ihrer politischen Arbeit: „Für uns gab es keine Stunde Null“, sagte Maria Fensky. „Das war nur eine Ausrede für Leute, die erst einmal abwarten wollten. Wir haben auf der Stelle mit der Arbeit weitergemacht.“ Sie kritisierte hart den Umgang der Kölner Behörden mit den Verfolgten im Nationalsozialismus. „Die Genossen haben lieber gehungert, als sich im Amt demütigen zu lassen.“

Maria Fensky fand eine neue Wohnung in der Marienstr. 126 in Ehrenfeld, wo sie bis zu ihrem Tod gelebt hat. In ihrer Partei herrschte damals eine enorme Aufbruchstimmung, alle Genossinnen und Genossen wollten ihre ganze Kraft für den politischen und moralischen Wiederaufbau Deutschlands hingeben. Auf der ersten Nachkriegskonferenz der KPD in Köln-Ossendorf am 15. Juli 1945 wurde Maria Fensky – gegen ihren Willen – zur Bezirkssekretärin für das Referat „Frauenfragen“ gewählt. „Ich habe mich natürlich mit Händen und Füßen gewehrt, weil Frauenarbeit noch nie meine Sache gewesen war“, gestand sie später. „Ich habe nie viel mit Frauen gearbeitet. Ich war immer nur mit Genossen zusammen. Ich hab gesagt: Ich kann das nicht.“ Trotzdem beugte sich Maria Fensky dem Konferenzbeschluss und wuchs schnell in ihre neue Aufgabe hinein. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit war, Frauen davon zu überzeugen, sich ins politische Tagesgeschehen einzumischen und sich nicht wieder in den häuslichen Bereich zurückzuziehen.

Im Oktober 1945 zog Maria Fensky für ihre Partei in den Kölner Stadtrat ein. Doch nach nur einem Jahr musste sie ihr Mandat krankheitsbedingt niederlegen. Sie litt an einer schweren Tuberkulose und brauchte mehrere Jahre, bis sie wieder vollständig genesen war.

Erst Anfang der 1950er Jahre konnte sie ihre politische Tätigkeit wieder aufnehmen. Damals arbeitete sie in der „Nationalen Front“ mit, die eine Wiedervereinigung Deutschlands im Sinne des Sozialismus vorbereiten sollte.  Nach dem Verbot dieser Organisation wurde Maria Fensky im Februar 1953 verhaftet. Der Vorwurf lautete: Vorbereitung zum Hochverrat. Bis Ende 1955 blieb sie mit einigen Unterbrechungen in Untersuchungshaft, ohne dass es zu einer Gerichtsverhandlung kam.

Kaum war sie wieder auf freiem Fuß, beugte sie sich erneut dem Befehl ihrer Partei und setzte sich nach Ost-Berlin ab. Hier arbeitete sie für einen Radiosender, der illegal nach Westdeutschland ausstrahlte und ein überwiegend sozialistisches Programm sendete.

Erst nach der Einstellung des Verfahrens 1968 kehrte sie zurück nach Köln und wurde sofort wieder politisch aktiv. Ihre Beziehung zu Toni Fleischhauer war längst zerbrochen. Nach dem Verbot der KPD 1956 gehörte sie 1968 zu den Gründungsmitgliedern der DKP und engagierte sich in den siebziger und achtziger Jahren vor allem in der Friedensbewegung. Ein politisches Amt bekleidete sie jedoch nicht mehr. Im Alter suchte Maria Fensky bewusst den Kontakt zu jüngeren Frauen, um ihre eigenen Erfahrungen weiterzugeben und Mut für politisches Engagement zu machen. Sie besuchte als Zeitzeugin Schulen, um über den Nationalsozialismus aufzuklären und war aktiv in der VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes). Im Alter von 82 Jahren starb sie am 5. Juli 1989 in Köln.

Karin Feuerstein-Prasser