Geboren am 26. Juni 1954, aufgewachsen in Lüdenscheid, Deutschland

Liedermacherin, Historikerin

Über dreißig Jahre lang hielt Carolina Brauckmann mit ihren Liedern anderen Lesben auf satirische Art den Spiegel vor. Lesbische Sichtbarkeit ist ihr ein wichtiges Anliegen, nicht nur in ihrer Musik.

Portrait Carolina Brauckmann
© Steffi Biel

Carolina Brauckmann studiert 1975 an der Universität Freiburg Germanistik und Geschichte. Dort ist sie auch im Frauenzentrum aktiv und gründet gemeinsam mit anderen Aktivistinnen die Freiburger Frauenzeitung. Außerdem beginnt sie in ihrer Studienzeit, ihr lesbisches Coming-out in Form von Liedern zu verarbeiten. Das stößt innerhalb der Lesbenszene auf große Begeisterung. Nach ihrem ersten Auftritt im Freiburger Frauenzentrum wird Carolina Brauckmann bald schon im gesamten deutschsprachigen Raum angefragt. In den nächsten dreißig Jahren schreibt sie über hundert lesbisch-feministische Chansons, veröffentlicht sechs Alben und gibt unzählige Konzerte. Auch wenn die Musik eine große Bereicherung für sie darstellt, hauptberuflich leben kann sie davon nicht.

Nach ihrem Studium arbeitet Carolina Brauckmann mehrere Jahre als Historikerin im Freiburger Stadtarchiv und forscht zur regionalen Frauengeschichte. Gemeinsam mit Sully Roecken veröffentlicht sie 1989 das Buch Margaretha Jedefrau. Im selben Zeitraum sucht die Feministin und EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer Mitarbeiterinnen für ihr 1984 gegründetes Feministisches Archiv und Dokumentationszentrum. Carolina Brauckmann zieht für die Stelle von Freiburg nach Köln und kann sich nun auch in der Theorie intensiv mit der Neuen Frauenbewegung befassen. Im Zuge dessen ist sie ebenfalls bei i.d.a. aktiv, dem Dachverband deutschsprachiger Frauen- und Lesbenarchive. Sieben Jahre lang ist sie Mitarbeiterin bei Alice Schwarzer und macht sich danach für einige Zeit mit einem Fraueninformationsdienst selbstständig.

CD/Plakat Carolina Brauckmann
© Melanie Grande

2003 folgt schließlich eine Verlagerung von rein feministischen Bezügen zu einer lesbisch-schwulen und queeren Ausrichtung. Carolina Brauckmann beginnt als Mitarbeiterin im Kölner LGBT++ Beratungszentrum rubicon und übernimmt gemeinsam mit einem Kollegen die Landeskoordination für ältere Lesben und Schwule in Nordrhein-Westfalen. 2004 initiiert sie gemeinsam mit anderen Frauen die Gründung des Netzwerks Lesben und Alter. Darüber hinaus macht sie sich auch für den Erhalt der Demokratie stark und beteiligt sich seit 2018 am bundesweiten Netzwerk Lesben gegen Rechts. Ihrem Interesse an der Frauengeschichte ist sie ebenfalls treu geblieben. Für den Kölner Frauengeschichtsverein moderiert sie regelmäßig frauenhistorische Schifffahrten auf dem Rhein.

Carolina Brauckmann prägte mit ihren einzigartigen und pointierten Liedern die lesbische Szene bis heute. Sie leistet außerdem als lesbisch-feministische Aktivistin einen wichtigen Beitrag für mehr Akzeptanz und Sichtbarkeit sowie den Erhalt demokratischer Grundwerte.

Ergänzung von Carolina Brauckmann Oktober 2021

Konzert in Osnabrück 1983
Konzert in Osnabrück 1983, © Carolina Brauckmann

Aus dem Faible für das geschriebene, gesprochene und gesungene Wort entstanden mehr als hundert Songs, zahlreiche feministische Essays, Fachartikel und Glossen. Als lesbische Liedermacherin war Carolina Brauckmann ab den frühen 1980ern im gesamten deutschsprachigen Raum auf den Bühnen der Community präsent. Allein in Köln gastierte sie rund dreißig Mal. Premiere in der Domstadt war am 11. Mai 1983 im legendären Frauenzentrum, es folgten Konzerte im Rahmen der Sappho-Rosa-Kulturtage, in der Comedia Colonia, im SCHULZ, Bürgerzentrum Stollwerk und auf der Politurbühne des Christopher Street Day (CSD). 1998 holte Carolina Brauckmann Silber beim ersten Lesbisch-Schwulen Grand Prix im Kölner Gloria; 2010 sang sie anlässlich der Eröffnung der Gay Games, die erstmals in Köln ausgetragen wurden. Unvergessen für viele ihrer Fans sind die Konzerte im Kölner AtelierTheater, das unter der Leitung von Rosa K. Wirtz ein gern besuchter Ort der lesbisch-schwulen Community war.

Die Liedermacherin, die sich selbst auf Gitarre und Piano begleitet, engagierte regelmäßig Musikerinnen für gemeinsame Gigs: So die Saxophonistin Christine Hörmann, die Akkordeonistin Gudrun Eymann und Nicole Sperrmann am Kontrabass.

2003 wurde Carolina Brauckmann für ihr lesbenpolitisches Engagement mit dem renommierten Rosa-Courage-Preis geehrt.  

Autorin: Susanne Kalka

Quellen

Lesbisch. Feministisch. Sichtbar. Rolemodels aus dem deutschsprachigen Raum Susanne Kalka (Text) & Helene Traxler (Illustrationen). Querverlag 2020