Man hätte vermuten können, dass sich die Ehefrau von Otto Brügelmann, Leiter des noch heute existierenden Kölner Textilunternehmens, ausschließlich in elitären Zirkeln bewegt hätte. Tatsächlich aber stand Asta Brügelmann politisch eher links und setzte sich mit großem Engagement für den Weltfrieden ein. Leider ohne Erfolg.

Asta Brügelmann
© Robert Steimel, „Mit Köln versippt“, Köln Zollstock, o.J., Band 1

Über die Kindheit der Asta von Pustau, die am 8. Juli 1893 in Kiel zur Welt kam, ist leider nichts bekannt. Es ist aber durchaus möglich, dass schon im Elternhaus über politische Themen diskutiert wurde, vielleicht auch über Berta von Suttner, die 1905 als erste Frau den Friedensnobelpreis erhielt.

Zunächst aber schlug Asta den üblichen Weg einer „höheren Tochter“ ein und heiratete Otto Brügelmann (1885-1969). Ihr Mann stammte aus einer protestantischen Unternehmerfamilie, die sich 1820 in Köln niedergelassen hatte. Durch die florierende Textilfabrik war man zu solidem Reichtum gekommen. Das Paar bezog ein Haus am Oberländer Ufer 182 im Stadtteil Bayenthal. In den nächsten Jahren kamen drei Kinder zur Welt, Angelika (1918-2016) verheiratete Kulenkampff, Sybille (1919-2000), verheiratete Blumenfeld und schließlich Sohn Jan (1921-2012), späterer Kölner Bürgermeister und FDP-Politiker.

Vielleicht lernte Asta Brügelmann im Zusammenhang mit der Taufe ihrer Kinder den Kölner Pfarrer Georg Fritze (1974-1939) kennen, der seit 1919 in der protestantischen Trinitatiskirche wirkte. Fritze wurde allgemein nur der „rote Pfarrer“ genannt. Er war Mitglied der SPD, hatte schon im Ersten Weltkrieg pazifistische Predigten gehalten und arbeitete auch während der Weimarer Republik mit verschiedenen Friedensgruppierungen zusammen. Der charismatische Fritze muss Asta Brügelmann tief beeindruckt haben. Seinem Einfluss ist zu verdanken, dass sie sich nach Ende des Ersten Weltkriegs der „Religiösen Gesellschaft der Freunde“ anschloss, auch als Quäker bekannt. Die Gemeinschaft der Quäker, die im 17. Jahrhundert in England gegründet wurde, setzt sich bis heute für Frieden, Gewaltlosigkeit und Kriegsdienstverweigerung ein. Für sie hat jeder Mensch einen ganz besonderen Wert, weswegen die Quäker Diskriminierung jeglicher Art entschieden ablehnen.

Dem „roten Pfarrer“ blieb Asta Brügelmann bis zu dessen Tod eng verbunden. Später erinnerte sich ihr Sohn Jan: „Es trifft zu, dass meine Mutter Pfarrer Fritze in jeder Weise unterstützte. So z.B. bestand sie auch darauf, dass ich nicht in meiner Gemeinde Köln-Bayenthal, sondern in der Kartäuserkirche von Pfarrer Fritze“ 1935 konfirmiert wurde.“ Als sich Georg Fritze in der NS-Zeit weigerte, den von der Kirchenleitung verlangten Treueid auf Adolf Hitler zu leisten, wurde er von seinem Amt suspendiert und schikaniert. Verbittert starb er 1939 an den Folgen eines Schlaganfalls.

Asta Brügelmann
© Robert Steimel, „Mit Köln versippt“, Köln Zollstock, o.J., Band 1

Als die Weimarer Verfassung 1919 den Frauen erstmals das Wahlrecht ermöglichte, trat Asta Brügelmann in die linksliberale Deutsche Demokratische Partei (DDP) ein und engagierte sich im Wahlkampf. Gemeinsam mit anderen Geschlechtsgenossinnen gehörte sie damals zu den Unterzeichnerinnen eines Plakats mit den Worten: „Frauen von Köln! Das Wahlrecht ist Euch verliehen! In wenigen Wochen sollt Ihr an die Wahlurne treten, sollt über Euer und Eures ganzen Volkes Geschick entscheiden. Seid Ihr Euch Eurer hohen Verantwortung bewusst? Bisher standet Ihr dem politischen Leben fern. Das darf nicht mehr sein. Sorgt für Eure politische Aufklärung. Schließt Euch uns an. Deutsche Demokratische Partei.“

Der Weltfrieden aber blieb auch fortan Asta Brügelmanns Lebensthema. 1925 trat sie der politisch linken „Deutschen Friedensgesellschaft“ bei und wurde zur engagierten Kämpferin für Frieden und Versöhnung. Im Juli 1929 startete sie den Aufruf, „an der Verbreitung des Kölner Friedensgedankens in den Kreisen Kölner Frauen mitzuarbeiten“, dem viele Kölnerinnen folgten. Sie gründeten eine „Kommission für praktische Friedensarbeit, die dem 1909 gegründeten „Stadtverband Kölner Frauenvereine“ angegliedert wurde, dem etwa vierzig Organisationen angehörten. Theoretisch waren in der Kommission alle Frauen willkommen, erreicht wurde aber wahrscheinlich nur die gebildete Schicht. Die Themen waren anspruchsvoll, so beschäftigte sich z.B. eine Arbeitsgemeinschaft mit der „Entwicklung des modernen Nationalismus“. Rednerinnen und Redner aus zahlreichen Ländern hielten Vorträge, die in der Regel in Privathäusern abgehalten wurde. Als weitere Hemmschwelle für die „breite Masse“ erwies sich, dass die Referate nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch und Französisch vorgetragen wurden.

Gleichwohl zahlte sich Asta Brügelmanns unermüdliches Engagement aus, denn im Juni 1931 heißt es im Nachrichtenblatt des „Stadtverbands Kölner Frauenvereine“: „Die Kommission für praktische Friedensarbeit“ konnte den Kreis ihrer Mitarbeiter und Zuhörer bedeutend erweitern. Insbesondere gewann sie eine große Zahl von Jugendlichen für den Gedanken der Völkerverständigungsarbeit.“

Als 1931 der „Weltfriedensbund der Mütter und Erzieherinnen“ gegründet wurde übernahm Asta Brügelmann die Geschäftsführung der Rheinischen Sektion und konnte innerhalb eines Jahres allein in Köln 2000 Mitglieder, „Frauen aller Klassen, Rassen und Religionen“ für den Weltfriedensbund gewinnen.

Wahlplakat zum Frauenwahlrecht in Köln für die Deutsche Demokratische Partei
Wahlplakat zum Frauenwahlrecht in Köln für die Deutsche Demokratische Partei , © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Als 1933 jedoch die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war Asta Brügelmann sofort klar, dass all ihr Engagement vergebens gewesen war. Weitsichtig sagte sie damals: „Das gibt Krieg.“ An Ostern 1934 wurde im Hause Brügelmann eine Hausdurchsuchung durchgeführt, bei der sämtliche Unterlagen zur Friedensarbeit beschlagnahmt wurden. Das war das Ende.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bemühte sich Asta Brügelmann, den Friedensgedanken weiter zu verbreiten. Aber in Zeiten des „Kalten Krieges“ erwies sich das als nahezu unmöglich, weil Pazifisten leicht in Verdacht gerieten, von Moskau gesteuert zu sein.

Der Tod ereilte Asta Brügelmann am 31. Dezember 1969 im Alter von 76 Jahren. Neben ihrem erst kurz zuvor verstorbenen Mann wurde sie auf dem Kölner Melatenfriedhof beigesetzt. In dem Familiengrab fand auch Sohn Jan 2012 seine letzte Ruhestätte.

Autorin: Karin Feuerstein-Prasser

Quellen

Sully Roecken, Asta Brügelmann 1893-1969 in:  10 Uhr pünktlich Gürzenich. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln, Münster 1995, hg. Vom Kölner Frauengeschichtsverein