Alexe Altenkirch wurde als Winzertochter auf einem Weingut bei Bad Kreuznach geboren. Sie hatte zwei Geschwister und besuchte das private „Eliseninstitut für höhere Töchter“, welches ihre Tante leitete. Danach musste sie für ein Jahr als Hauswirtschaftsschülerin in einer Familie arbeiten.

Sie hätte gerne Architektur studiert, aber der Studiengang war vor 1910 noch nicht für Frauen zugelassen. Daher entschied sie sich für ein technisch ausgerichtetes Kunststudium. Sie lernte an der Zeichenakademie Hanau, besuchte dann die Damenakademie des Münchener Künstlerinnenvereins sowie private Malschulen. In Paris lernte sie Aktzeichnen und begeisterte sich für den Impressionismus. Danach verbrachte sie noch zwei Jahre in Nizza bei dem Genremaler Menta.

Sie hatte schon früh ihren Vater auf Reisen begleitet. Jetzt unternahm sie selbstständig zusammen mit einer Freundin eine sechsmonatige Reise auf den Balkan gen Osten durch Anatolien bis zum Kaukasus. 1900 eröffnete sie in Karlsruhe erstmalig ein eigenes Atelier und nahm gleichzeitig an einem Kursus für Druckverfahren teil. So lernte sie Vervielfältigungsmethoden kennen und Lithografien erstellen. In der elterlichen Villa in Bad Kreuznach bot sie Kunstkurse für Sommergäste im Rahmen einer Sommerakademie an, unter anderem für Mitglieder der russischen Zarenfamilie.

Portrait Alexe Altenkirch
©Tormaehlen-Stiftung

1902 besuchte sie in Köln den Frauentag des ADF (heute: AKF) und lernte dort Gertrud Bäumer und Helene Lange kennen. So fand sie Zugang zur Bürgerlichen Frauenbewegung und blieb in Köln. Zusammen mit Mathilde von Mevissen und Elisabeth von Mumm engagierte sie sich für die Fort- und Weiterbildung von Mädchen. Im Auftrag des Vereins weiblicher kaufmännischer Angestellter gab sie kunstgewerbliche und technische Zeichenkurse in der Schule am Klapperhof. Schneiderinnen brachte sie Entwurfszeichnen bei. Auch in dem von Mathilde von Mevissen gegründeten humanistischen Mädchengymnasium und in einer Mädchenfortbildungsschule in Bergisch Gladbach unterrichtete sie Mädchen. Sie eröffnete ein eigenes Atelier am Hohenzollernring 48 ‚Atelier für freie und angewandte Kunst‘.

1907 wurde sie als Dozentin an die neu gegründete Kunstgewerbeschule, die späteren Werkschulen Köln am Ubierring 39, berufen. Ab 1910 gab sie auch Aktzeichnen für Frauen, ein bis dato tabuisierter Unterrichtstoff. Während zu Beginn nahezu ausschließlich ‚Höhere Töchter‘ unterrichtet wurden, konnten in den 1920er Jahren auch bedürftige Mädchen teilnehmen. Alexe Altenkirch blieb 15 Jahre lang die einzige lehrende Frau und eine der ersten Hochschullehrerinnen Kölns. Ihr Fachbereich war Textilentwurf und Freie Malerei. Sie lehrte Malerei, Grafik und deren Anwendung in Innenarchitektur, Möbeldesign, Werbegrafik, Textilgestaltung, Mode. Im Alter von 61 Jahren beendete sie nach circa 23 Jahren ihre Lehrtätigkeit.

Parallel arbeitete sie seit 1906 als Werbegrafikerin für die Papierfabrik J.W. Zanders in Bergisch Gladbach (heute M-real Zanders) und schuf bis 1932 die meisten Anzeigen. Auf der Weltausstellung in Brüssel gewann sie 1910 die Goldmedaille für die Gestaltung des Ausstellungsstandes der Firma Zanders.

Als Frauenrechtlerin stellte sie ihre Kompetenzen vielen Kölner Frauenvereinen zur Verfügung, zum Beispiel dem Kölner FrauenKlub, den sie mitgegründet hat, sowie der Nationalen Frauengemeinschaft und dem Verein weiblicher Angestellter. Sie engagierte sich aktiv in der GEDOK, einem Netzwerk für Künstlerinnen.  

Mit der Familie Zanders war sie eng befreundet. Olga, Mutter von sechs Kindern und verwitwet, wurde ihre Lebensgefährtin. Alexe wurde in die Unternehmensführung einbezogen und sie reisten gemeinsam. 1938 verließ die an Parkinson erkrankte Alexe Altenkirch Köln und zog zurück nach Bad Kreuznach zu ihrer Schwester, Else Tormählen. Dort starb sie 1943. Der Kontakt zu Olga Zander blieb bis zu ihrem Tod bestehen. Olga starb 1946.

In Köln wurde 1998 die Alexe-Altenkirch-Straße im Stadtteil Bilderstöckchen nach ihr benannt.

Im Kulturhaus der Stadt Bergisch Gladbach, der ehemaligen Villa Zanders, organisierte Margarethe Zanders 1977 eine Ausstellung: „Alexe Altenkirch: Malerin Werbegrafikerin und Pädagogin – Eine Frau prägte die frühe Industriewerbung zur Zeit des Jugendstils”.

Autorin: Maria Beckermann

Quellen