Diana Siebert, 1957 geboren, ist die erste weibliche Repräsentantin in der Geschichte des Kölner Stadtbezirks Nippes. Sie wurde als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen am 12. November 2020 von der Bezirksvertretung zur ehrenamtlichen Bezirksbürgermeisterin Nippes gewählt – genauer, von einem Teil der Bezirksvertretung, nämlich dem Bündnis in Nippes mit zehn Vertreter:innen der Grünen, Linken, FDP, GUT und Klimafreunden.
Helmut Frangenberg bezeichnete es im KStA als das „ungewöhnlichste Bündnis der Stadtgeschichte“. Dieses Bündnis vereinbarte in einem Kooperationsvertrag eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit bis zum Ende der Wahlperiode 2025.
Die promovierte Osteuropa-Historikerin Diana Siebert ist ein politisches Urgestein. Ehrenamtlich und zeitweise auch beruflich. Mit einem sehr großen Netzwerk. Auch wenn ihr der patriarchalische Stil dort zu schaffen machte: Sie war seit 1973 in der Jugendzentrums- und Hausbesetzungsszene aktiv, später in post-situationistischen Gruppen.
Die Fahrradfahrerin, Vegetarierin, Leitungswassertrinkerin und Straßenkarnevalistin mischt in vielen Initiativen, Arbeitskreisen und seit den 1990er Jahren auch in Gremien seit Jahrzehnten unverdrossen in der Europa-, Landes- und Kommunalpolitik mit. Gegen jegliche Diskriminierung. Für Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit geht sie auf die Straße – seit dem Krieg in der Ukraine beinahe wöchentlich. Kompromisslos ist sie, wenn es um die Verletzung der Menschenrechte, Kriegsverbrechen und Völkermord geht. Und sie setzt sich vehement für das Erinnern und gegen das Vergessen ein – in Europa und ganz konkret vor ihrer eigenen Haustür. Seit ihrer Amtszeit im Stadtbezirk Nippes informiert eine historisch-kritische Stele am Longericher Kriegerdenkmal. Ein Kunstwerk für den jüdischen Architekten Manfred Faber in der Naumannsiedlung in Riehl wird 2023 eingeweiht und ein Edelweißpiraten- und Afrika-Denkmal sind in Planung.
In Nippes kann die Wahlkölnerin als Bezirksbürgermeisterin etwas bewegen – direkt und sichtbar – auch wenn die Chancen der Kölner Kommunalpolitik begrenzt sind. Sieberts Überzeugung: Jeder kleine Schritt in Richtung einer gerechteren Welt zählt.
http://bezirksbuergermeisterin-diana-siebert.de/
Berufliches
Diana Siebert passt in keine Schublade. In Berlin war sie nach dem Abitur zehn Jahre lang Arbeiterin in einer Wellpappenfabrik und einer Wäscherei, danach Taxifahrerin. In ihrem Studium der Osteuropäischen Geschichte, Slawistik und Wirtschafts- und Sozialgeschichte mit Promotion an der Universität zu Köln arbeitete sie als studentische Hilfskraft. Als Osteuropa-Historikerin spricht, versteht und liest sie einige slawischen Sprachen und hat Fachbücher und Beiträge verfasst. Schreiben ist ihr Ding. Ihre Lebensgefährtin und sie waren in den 1990er Jahren selbständige Buchhändlerinnen für ukrainische, belarusische, russische, griechische und albanische (Fach-)Literatur. Sie arbeitete als Geschäftsführerin des Lew Kopelew Forums e.V. Köln und als Geschäftsführerin der Kölner Grünen. Aktuell hat sie einen Forschungsauftrag am Historischen Institut der Universität Gießen bis Anfang 2024; der Titel des DFG-geförderten Projekts lautet: „Territorialisierung in der Belarusischen Sozialistischen Sowjetrepublik Verschiebungen von Grenzverläufen und Maßnahmen zur Flächendurchdringung von 1918 bis 1941“.
Mitgliedschaften (Auswahl)
- Bezirksvertretung Köln-Nippes
- Beiratsmitglied im Lew-Kopelew-Forum
- Freunde des Russischen Buchs e.V., Köln-Seeberg
- Initiative Nippeser Edelweißpiraten e.V. (i.G.)
- Bündnis 90/Die Grünen: Säkulare Grüne und Säkulare Grüne NRW
- Bündnis Altrechtliche Staatsleistungen abschaffen
- Initiative Demokratische Ukraine
- Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde e. V.
- Mitglied der belarussisch-deutschen Geschichtskommission (nicht aktiv, solange in der Belarus die Freiheit von Lehre und Forschung nicht gewährleistet ist).
Buchveröffentlichungen und Aufsätze
Autorin: Kirsten Reinhardt