Wer sind wir?
Der Kölner Notruf für vergewaltigte Frauen – Frauen gegen Gewalt e.V. wurde bereits 1978 auf Initiative einer Rechtsanwältin gegründet. Aktivistinnen des Frauenzentrums und des Frauenbuchladens unterstützten sie dabei, und schnell fand sich eine Gruppe von Frauen, die sich in dem Projekt engagierten.
Derzeit sind beim Kölner Notruf 18 Frauen im Alter von 21 bis 64 Jahren aus unterschiedlichen Berufsgruppen und Erfahrungsbereiche aktiv. Die Mitarbeiterinnen leisten die Arbeit unbezahlt in ihrer Freizeit. Allen gemeinsam sind eine feministische Grundhaltung und das Bedürfnis, sich in Köln frauenpolitisch einzubringen. Jede Frau engagiert sich in dem Bereich, in den sie Zeit und Energie investieren kann und möchte – und auch in dem zeitlichen Umfang, der zu ihrer Lebensplanung passt. Unsere Schwerpunkte liegen bei Beratung, Rechtsberatung bzw. Prozessvorbereitung/-begleitung, Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Vernetzung.
Im Jahr 2002 wurde die langjährige Arbeit mit dem Kölner Beginenpreis ausgezeichnet – in der Laudatio wurden v.a. die „neuen kreativen Wege, die Sie mit Ihrer kooperativen Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Männergewalt gegen Frauen und Mädchen gefunden haben“ hervorgehoben. 2006 bekam eine langjährige Mitarbeiterin – stellvertretend für alle engagierten Frauen – in Düsseldorf den Ehrenamtspreis „NRW Engagiert“ verliehen. 2008 erhielt der Notruf den Ehrenamtspreis der Stadt Köln, und 2009 wurde eine Mitarbeiterin von der Johanna-Loewenherz-Stiftung ausgezeichnet.
2018 wurde der Notruf 40 Jahre alt. Er ist der dienstälteste bundesdeutsche Frauennotruf sowie eines der ältesten autonomen Kölner Frauenprojekte.
Unsere Angebote
Beratung
Unser Angebot im Überblick:
- Telefonische Beratung unter 0221/562035
(regelmäßig Mo 19-21 Uhr, sonst AB mit Rückrufgarantie) - E-Mail-Beratung unter mailbox@notruf-koeln.de
- Kostenlose Rechtsberatung (Erstberatung) nach sexualisierter Gewalt durch qualifizierte Anwältinnen des Kölner Frauennotrufs auf Anfrage. Bitte unter 0221/562035 anrufen oder eine E-Mail an mailbox@notruf-koeln.de – wir leiten Sie dann weiter.
- Persönliche Beratung nach Terminvereinbarung – ACHTUNG: der Zugang zu unserer Beratungsstelle ist nicht barrierefrei, sondern liegt ohne Aufzug im Hochparterre. Falls dies ein Hindernis sein sollte (wegen Rolli, Gehbehinderung o.ä.), bitte vorab melden, dann organisieren wir gerne einen anderen geeigneten Treffpunkt für die Beratung!
- Prozeßvorbereitung und -begleitung
- Vermittlung von hilfreichen Adressen
(Therapeut*innen, Rechtsanwält*innen, Ärzt*innen…) - Begleitung zu Polizei, Rechtsanwält*innen etc.
- Im Wechsel angeleitete Stabilisierungsgruppen und weitere Gruppenangebote
- WenDo – Selbstbehauptungs-/Selbstverteidigungs-Kurse
- Angebot „Heilsame Körpererfahrung“ für traumatisierte Frauen (in Kooperation mit einer traumasensiblen Physiotherapeutin)
- Unterstützung beim Aufbau von Selbsthilfegruppen
- Regelmäßiger Fachaustausch zu Komplextraumata/DIS (für professionelle UnterstützerInnen, Termine auf Anfrage)
- Informationsstände
Transgender Menschen, die sich in der großen Bandbreite von Geschlechterzuschreibungen und -erfahrungen selbst eher als Frau definieren bzw. damit vertraut oder sichtbar sind, sind im Notruf willkommen.
Ziel unserer Beratungsarbeit ist es, Frauen zu helfen, mit der Erfahrung der Vergewaltigung zu leben. Wir wollen aufzeigen, dass Vergewaltigung nicht einigen wenigen ‚passiert‘, sondern dass alle Frauen potentiell von Vergewaltigung bedroht sind.
Unsere ausführliche Broschüre „Vergewaltigt – Was tun?“ ist ein Wegweiser mit hilfreichen Informationen für vergewaltigte Frauen und ihre Angehörigen bzw. Unterstützer*innen sowie für Mitarbeiter*innen aus
anderen Institutionen.
Sie können die Broschüre downloaden oder bei uns bestellen. Wir schicken Ihnen gerne ein Exemplar zu.
Unser Beratungsansatz ist parteilich-feministisch, das heißt u.a., dass bei unseren Gesprächen die Bedürfnisse der betroffenen Frau im Vordergrund stehen. Wir wollen sie zu nichts drängen. Persönliche Daten leiten wir auf keinen Fall weiter. Jede Beratung ist streng vertraulich und auf Wunsch anonym. Die Beratungen sind für die Frauen kostenlos.
Rechtsberatung
Möglicherweise sind Sie sich nicht sicher, ob Sie den Täter anzeigen wollen. Die Anzeigenerstattung kann je nach aktueller Lebenssituation und gesundheitlichem Zustand individuell empfundene Vor- und Nachteile bzw. unterschiedliche Auswirkungen für die Betroffene haben. Wenn Sie sich diese Entscheidung noch offenhalten wollen, gibt es in Köln die Möglichkeit zur Anonymen Spurensicherung nach Sexualstraftaten (ASS).
Danach können Sie in Ruhe überlegen – vielleicht mit einer vertrauten Person – ob für Sie die Anzeige der richtige Weg ist. Gerne können Sie auch von der kostenlosen Rechtsberatung durch eine unserer Juristinnen Gebrauch machen. Lassen Sie sich von niemandem unter Druck setzen. Nehmen Sie sich so viel Zeit für die Entscheidung, wie Sie brauchen: eine Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung nach §177 StGB verjährt erst nach 20 Jahren. Sie können den Täter also auch noch Tage, Monate oder sogar Jahre nach der Vergewaltigung bei der Polizei anzeigen und bei der Anzeigenerstattung auf die anonymisiert gelagerten Asservate zurückgreifen.
Der Notruf für vergewaltigte Frauen e.V. hilft Ihnen gerne bei der Entscheidungsfindung:
Wir beraten Sie (Rechtsberatung ist telefonisch oder persönlich möglich) und unterstützen Sie im Rahmen von Prozessvorbereitung und Prozessbegleitung auch in wichtigen Fragen (z.B. Ablauf eines Gerichtsverfahrens) oder beim Gang zu einer Rechtsanwältin, zur Polizei und später zum Gericht.
Fortlaufende Mitmach-Ausstellung „Meine Kraftquelle(n) – Was mir beim Überleben eines Traumas nach (sexualisierter) Gewalt geholfen hat“
Kraftquellen sind Ressourcen – innere und äußere: Hilfsmittel, Energien und Fähigkeiten, die uns zur Verfügung stehen und uns Kraft geben, schwierige Zeiten zu überstehen. Menschen, die Traumatisches überlebt haben, haben für sich hilfreiche Ressourcen finden / entwickeln / zulassen können.
In der Zeit seit 1978 haben wir viele Frauen begleitet und konnten eine große Bandbreite an Kraftquellen beobachten… diese wollen wir durch die Mitmachaktion sichtbar machen: um Mut zu machen und Hoffnung zu geben. Und um zu zeigen, auf welch vielfältige und kreative Weise aus Opfern Überlebende werden können.
Autorin: Anna Zafiris