Entwicklungsgeschichte des Projektes

Als in den 1980er Jahren das Arbeiten an Personal Computern (PCs) in den Büros die Schreibmaschinen ablöste, war für viele Frauen in den Sekretariatsberufen die Umstellung mit vielen Ängsten und zum Teil mit großer Ablehnung verbunden. Männer galten als Technik-affin, Frauen trauten sich den Umgang mit der neuen Technik häufig nicht zu.

„Ein gutes Gefühl, mehr zu wissen“

Ingrid Victor-Kilbert
Fritzi Wild (li) und Ingrid Victor-Kilbert,
© Frauencomputerschule

Der Druck auf dem Arbeitsmarkt, ohne Computerkenntnisse keine Arbeitsstelle zu finden, zwang die Frauen zur Aneignung der neuen Technik. Schulungen waren in ihrer Didaktik ausgerichtet auf die beruflichen Anforderungen von Männern. Es gab kaum Dozentinnen. Wenn es Kurse speziell für Frauen gab, lernten sie oft mit veralteter Software, übten zu zweit an einem Gerät und in großen Gruppen. Das Angebot für Frauen entsprach nicht den professionellen Lernangeboten der Männer.

Vor diesem Hintergrund entstanden in vielen Städten Deutschlands Frauencomputerschulen. Wir fanden es wichtig, dass auch für Frauen in Köln ein professionelles und exklusives Schulungsangebot verfügbar ist: jede Frau hat einen PC zur Verfügung, die Gruppengröße beschränkt sich auf 8 Personen, die Software ist die jeweils auf dem Markt aktuell genutzte, und Frauen leiten die Kurse.

So gründeten wir 1993 im Niehler Kirchweg 62 die Frauencomputerschule in Köln. Der Schwerpunkt von Ingrid Victor-Kilberth war Didaktik und Kursleitung, während Fritzi Wild schwerpunktmäßig Hardware- und Softwareinstallationen vornahm unter dem Label „ComFrau“ ComputerFrauen.Köln.

Ziele und Strategien

Unser Anliegen ist es, ein professionelles, qualifiziertes Schulungsangebot für Frauen bereitzustellen, das durch

  • optimale Lernbedingungen,
  • Teilnehmerinnenorientierung,
  • Spaß an der Auseinandersetzung mit dem PC
  • und eine angenehme und stressfreie Atmosphäre
    gekennzeichnet ist.

Die FrauenComputerSchulen (www.frauen-computer-schulen.de) bundesweit haben seit mehr als 30 Jahren einen maßgeblichen Anteil an der erfolgreichen Vermittlung von PC-Wissen und unterstützen Frauen nach wie vor, ihre Computerkenntnisse zu erweitern und zu vertiefen.

Ihrem eigenen Verständnis nach sieht sich eine FrauenComputerSchule als eine „emanzipatorische Einrichtung“ im ursprünglichen Sinne des Wortes. Das bedeutet, sie verfolgt das Ziel, durch Unwissenheit bedingte Abhängigkeiten und Hemmschwellen zu überwinden, Selbstbewusstsein zu vermitteln sowie neue Umgangsformen mit der Technik zu entwickeln.

Inhaltliche und organisatorische Entwicklung

Die Entwicklung der Schulungsangebote änderte sich im Laufe der Jahre mit der Weiterentwicklung der technischen Geräte und der Software. Die Kurse fanden zunächst nur in eigenen Räumen statt, mit der Einführung des Internets führten wir auch In-House-Schulungen in Frauenprojekten/ Unternehmen durch sowie Frauenkurse außerhalb in Räumen der Telekom.

Fritzi Wild (Mitte) und Ingrid Victor-Kilbert (re), © Frauencomputerschule

Wir starteten mit der Vermittlung von technischen- und Betriebssystem-Grundlagen. Bürokommunikationsprogramme auf der Basis von Microsoft, die sog. MS-Office Programme mit all ihren Updates, waren jahrelang stark nachgefragt. Email und die Möglichkeiten des Internets wurden in speziellen Kursen geschult. Die Bearbeitung digitalisierter Objekte erweiterten unser Angebot bis heute.

Die FrauenComputerSchule arbeitete mit freien Dozentinnen, das Büro führten Studentinnen, das Marketing übernahmen Ulrike Stausberg (Grafik) und Heide Valder (Organisation).  Die Frauencomputerschule wurde durch private Investitionen gegründet musste sich selbst tragen.

Besondere Leistungen und Bedeutung

Stärkung und Unterstützung der Frauen im Umgang mit dem Computer und Beratung beim Kauf von Hard- und Software .

Austausch mit anderen FCS, frauenspezifisches Lernen, Kontakt und Austausch mit Frauenprojekten (Frauenfinanzdienst, DiMedia).

Im Laufe der Jahre wurde, basierend auf den Erfahrungen der FrauenComputerSchule, ein didaktisches Konzept für die Ausbildung von Dozentinnen entwickelt.

Ein spezielles Projekt war die Gründung der F.Line. Fünf Frauen (Cornelia Möller, Renate Müller, Karin Thimoreit (†), Ingrid Victor-Kilbert, Fritzi Wild) boten mit ihren PC-Unternehmen eine Computer-Hotline an und leisteten PC-Notdienst und einen Vor-Ort-Service.

Mit zunehmender Verbreitung und Routine im Umgang mit Computern wurde die Nachfrage nach PC-Schulungen in Gruppen weniger. Das Konzept ist 2002 auf Einzelschulungen und Coaching vor Ort umgestellt worden. Die eigenen Schulungsräume wurden aufgegeben, Gruppenschulungen wurden nun in die Räume der Melanchthon-Akademie verlagert, Einzelschulungen und Beratungen sind immer noch möglich.

Mitwirkende Frauen waren…

Heide Valder, Helga Dickl, Ulrike Stausberg, Astrid Reinke, Valeska Knobeloch, Andrea Hadespeck, Sophie Müller.

Astrid Reinke, Andrea Hadespeck, Ingrid Victor-Kilbert, © Frauencomputerschule

Zusammenfassung der Bedeutung des Projekts für die Gesellschaft/für Frauen/für uns

Die FrauenComputerSchulen bundesweit haben den Frauen ermöglicht, sich Wissen im Computerbereich auf ihre eigene Art und Weise anzueignen. Als emanzipatorische Einrichtungen haben sie einen wichtigen Teil zur Geschlechtergerechtigkeit beigetragen.

Frauen haben die Erfahrung gemacht, dass die Aneignung von Computerwissen mit Freude und der Stärkung ihres Selbstwertes einhergeht.

Wir als Gründerinnen und alle engagierten Dozentinnen sind stolz darauf, den Grundstein für diese Entwicklung gelegt zu haben.