Zur Geschichte des gemischten Damenchors

1984 trafen sich 8 Frauen (Ursula Armbruster, Regina Halke, Gabriele Baisch, Christa Donner, Gabriele Schulten, Itje Giesen, Christa Redeker, Anna Biermann) zu einem spontanen Geburtstagsständchen. Sie wiederholten die Gesangseinlage anlässlich der Erweiterung des Frauenbuchladens und -Kulturcafés Rhiannon in der Moltkestraße.

Die sangesfreudigen Damen fanden endgültig zusammen, als Hella von Sinnen sie zu Nikolaus in der Disco „Coconut“ (Pfeilstraße) ankündigte. Da sie noch keinen Namen hatten, wurde er gesucht, und die Initiatorin des Ensembles kreierte: „Oberharzer Engelchor“. Das war die Geburtsstunde.

Die Rheintöchter 1994
Die Rheintöchter 1994, © Christa Donner

Ab da probten sie jeden Donnerstag mit einer Pianistin: 8 Damen im „Kostüm“, d.h. Kleid bzw. Rock in rot und schwarz. Diese „Verkleidung“ bei den Feministinnen durchzusetzen war nicht leicht(!). Die Proben fanden im alten „Schulz“, einer ehemaligen Tanzschule in der Bismarckstraße, und später im neuen „Schulz“ am Karthäuserwall statt. Nun wurde auch der endgültige Name gekürt – in Köln naheliegend – „Rheintöchter- gemischter Damenchor“ – der erste Lesbenchor Kölns.

Der Begriff „gemischt “ wurde gerne als Ratespiel genutzt. So konnte Frau mutmaßen:

  • so rum oder andersrum
  • rechtsrheinisch oder linksrheinisch

 waren mögliche Lösungen.

Mittlerweile wuchs der Chor auf ca. 14 Diven an, die mit Pianistin und einer Choreografin die Lieder in Szene setzten. Die Rheintöchter wurden schnell bekannt, denn sie waren in Deutschland einzigartig.

Das Rheintöchter-Plakat
Das Rheintöchter-Plakat, © Regina Halke

Die Chordamen texteten Schlager (Hits) und Chansons um. Auch vor Kirchenliedern und klassischen Liedern machten sie nicht Halt. Die Texte waren politisch, ironisch, erotisch und spiegelten subjektiv das lesbische Leben. Sie entwickelten sich mit unterschiedlichen Besetzungen, mit verschiedenen Pianistinnen und Regisseurinnen zu einem lesbischen Chorkabarett bzw. einer kabarettistischen Gesangsrevue.

Die Rheintöchter wurden über die Grenzen Kölns bekannt. So hatten sie Auftritte deutschlandweit und international (Berlin, München, Amsterdam, London. Paris…)

Etwa 50 Frauen haben im Laufe der Zeit bei den Rheintöchtern mitgemacht oder kreativ zu deren Erfolg beigetragen (Regie, Chorleitung, Texte, Bühnenausstattung, Öffentlichkeitsarbeit etc.). Besondere Erwähnung verdient Brunhild Siekmann. Sie kam 1985 als Sängerin zu den Rheintöchtern. Da sie als Kirchenmusikerin ausgebildet war, übernahm sie 1991 die musikalische Leitung der Rheintöchter. „Sie schreibt alle Arrangements, studiert das Arrangierte jeden Donnerstag freundlich, aber bestimmt mit den Sängerinnen ein und begleitet den Chor treu – und oft auch tapfer – bei allen Auftritten am Klavier“, schreibt Brigitta Lange in der Broschüre zum zwanzigjährigen Jubiläu. a. 12. März 2005 (1). Wenige Monate später starb Brunhild Siekmann im Alter von 45 Jahren, ein schwerer Verlust für den Damenchor.    

Besondere Erlebnisse waren der Auftritt mit den „Traviatas“ (Kölner Schwulenchor) zur Bundestagswahl 1987 in der Comédia – Köln und die Gala mit den sieben schwulen und lesbischen Chören Kölns 2002 und 2003 im Millowitsch-Theater Köln.

Die Töchter brachten 10 abendfüllende Programme auf die Bühne. Sie feierten ihr 10jähriges Jubiläum rauschend im Gloria in Köln und das 20jährige in der Mülheimer Stadthalle.

Die Rheintöchter 1997
Die Rheintöchter 1997, © Die Rheintöchter

Das letzte Programm zum 30jährigen Bestehen lautete: „Nicht atmen ist auch keine Lösung“ (2). Zur Chorbesetzung 2014 gehörten: Elke Trevisany, Gitta Mensinck, Judith Schroth, Katharina Mader, Thalke Hüchting, Beate Zeitz, Brigitta Lange, Petra Klindtworth, Tizia Wortmann, Anne Lerch, Ingrid Bäumer, Katharina Roepke, Sabine Arnolds, Musikalische Leitung und Klavier: Gudula Kinzler, Regie: Renate Kraemer

Obwohl so erfolgreich, lösten die Rheintöchter sich 2018 (4) auf. Eine Kölner Spezialität ist zu Ende.

Ob die Rheintöchter je wieder auferstehen, bleibt im Ungewissen.

Kommentar der Redaktion: Wie schade! Das Publikum hofft!

Autorin: Regina Halke

Quellen

  1. Broschüre Zwanzig Jahre Die Rheintöchter, 12.März 2005, Stadthalle Köln Mülheim, Texte: Brigitte Lange und Gabi Heider
  2. Broschüre 30 Jahre Rheintöchter, 15. November 2014