Die Kraft der organisierten Frauen zu bündeln und so Fraueninteressen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Geltung zu verschaffen, ist das Ziel des Arbeitskreises Kölner Frauenvereinigungen (AKF) seit seiner Gründung 1909. Mehr als 50 Frauenorganisationen, die tausende Kölnerinnen zu ihren Mitgliedern zählen, sind im AKF zusammengeschlossen, darunter Berufsverbände, Unternehmerinnenverbände, sozial tätige Verbände, Frauen in Gewerkschaften, Parteien, Religionsgemeinschaften, Frauen in Kunst und Kultur, autonome Frauengruppen und viele mehr. Überparteilich und überkonfessionell bildet der AKF im ständigen Austausch mit seinen Mitgliedsvereinigungen einen starken Kölner Dachverband zu frauenrelevanten Themen. Durch gemeinsames Handeln stärkt er die Position der Mitgliedsorganisationen und fördert die Verwirklichung gemeinsamer Ziele. Dabei macht gerade die Unterschiedlichkeit seiner Mitgliedsorganisationen seine Stärke aus. Die Arbeit des AKF wird von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern der Mitgliedsorganisationen getragen. Zu den regelmäßigen Aktivitäten gehört:
- Organisation des Netzwerk- und Info-Marktes Kölner Frauenorganisationen bei der zentralen Veranstaltung mit der Stadt Köln zum Internationalen Frauentag
- Frauenpolitische Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl
- Mitgliederversammlung im Frühjahr mit anschließender öffentlicher Veranstaltung
- Themenbezogene, für alle Kölner Frauenorganisationen offene „Herbsttreffen“
Chronologie bis in die Gegenwart
Der AKF Köln wurde als „Verband Kölner Frauenvereine“ am 24. Juli 1909 im Kölner Frauen-Klub, Neumarkt 18, gegründet und war über seinen Landesverband Mitglied im „Bund Deutscher Frauenvereine“, der 1894 als Dachorganisation der bürgerlichen Frauenbewegung entstanden war und an seiner Spitze heute noch bekannte Frauenrechtlerinnen versammelte. Eine gute Kooperation bestand mit dem Katholischen Deutschen Frauenbund, dem Evangelischen Frauenverein, dem Israelitischen Frauenbund und den sozialistischen Frauen.
Anfang 20. Jahrhundert
1918 wurde der Verband Kölner Frauenvereine in „Stadtverband Kölner Frauenvereine“ umbenannt. Bis zum Ende der Weimarer Republik waren Else Falk und Alice Neven DuMont erste und zweite Vorsitzende. Mit der Republikgründung hatten die Frauen auch das Wahlrecht erhalten. Daher gehörte zu den Hauptaufgaben des Stadtverbandes die politische Aktivierung der Frauen. Aber auch die Not der Nachkriegsjahre ließ den Stadtverband handeln. Seine Wohltätigkeitsaktivitäten gipfelten in der Gründung des Kölner „Vereins fünfter Wohlfahrtsverband“, heute „Der Paritätische Köln“. Vorsitz und Geschäftsführung wurden von den Aktiven des „Stadtverbandes Kölner Frauenvereine“ geleistet. Ab 1925 erschien das „Nachrichtenblatt des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine“ als regelmäßige Wochenbeilage des Kölner Stadt-Anzeigers, die auch von Nicht-Abonnentinnen gegen eine geringe Gebühr erworben werden konnte. Gegen das Anwachsen der Nationalsozialisten nahm der Stadtverband frühzeitig eindeutig Stellung. So veröffentlichte er 1930 einen Wahlaufruf des Bundes Deutscher Frauenvereine, der mit den Worten schloss:
Frauen, Euer Staatsbürgerrecht verpflichtet Euch. Ihr seid die Mehrheit der Wähler. In Eurer Hand liegt das Schicksal des deutschen Volkes.
Bis zu seiner Auflösung 1933 arbeitete der Stadtverband unermüdlich weiter auf den Gebieten:
- Mitwirkung bei der Linderung der Not
- Erhaltung der Frauenrechte
- Aufrufe an die Frauen, demokratische Parteien zu wählen
Die Jüdin Else Falk gab im März 1933 „aus politischen Gründen“ den Vorsitz auf, im Mai vollzog der Stadtverband seine Selbstauflösung.
Mitte 20. Jahrhundert
1949/50 bildete sich anlässlich der gemeinsamen Ausrichtung eines zweitägigen Frauenkongresses zur 1900-Jahr-Feier der Stadt Köln ein lockerer Zusammenschluss Kölner Frauenverbände. Gleich im nächsten Jahr richtete er auch die Ausstellung „Die Welt der Frau“ von Juni bis August 1951 im Kölner Messegelände im Rahmen einer großen Gesundheitsausstellung aus. Mit einer medienwirksamen „Frauenwoche“ sorgten die Frauenverbände dafür, dass Themen der Frauenbewegung wahrgenommen wurden.
In den Folgejahren wurde der Arbeitskreis durch eine gemeinsame Geschäftsführerin fortgeführt, bis er sich 1967 unter dem heutigen Namen „Arbeitskreis Kölner Frauenvereinigungen“ eine festere Form mit Satzung und gewähltem Vorstand gab. Maßgeblich daran mitgewirkt hatte Rosemarie Ellscheid. Der AKF Köln setzte sich damals unter anderem für mehr Rektorinnen an Kölner Hauptschulen ein, denn einem Anteil der Lehrerinnen von 70 Prozent standen 42 Rektoren und drei Rektorinnen gegenüber, und nahm die Städtepartnerschaften Kölns in den Blick, deren Pflege nicht allein den Männern überlassen bleiben sollte.
70er Jahre
In den 70er Jahren wehrte sich der AKF Köln gegen die Schließung der Verbraucherberatungsstelle in der Roonstraße und führte Vortragsveranstaltungen durch zu Themen wie Frauensport, Verkehrsprobleme und Reform des Eherechts sowie eine gut besuchte Podiumsdiskussion zu den Kommunalwahlen 1975. Der AKF erhielt Besuch von einer Frauengruppe aus Israel und zwei Delegierte reisten nach Liverpool, um Bedeutung und Arbeit der dortigen Frauenverbände kennen zu lernen. Die Frauen aus England erstatteten einen Gegenbesuch.
80er Jahre
In den 80er Jahren setzte der AKF seine Vortragsaktivitäten und Diskussionsveranstaltungen vor Wahlen (Bundestagswahl, Kommunalwahl) ebenso wie seine internationale Arbeit fort. Erste Vorsitzende war seit 1979 Barbara von Sell, 1984 für sechs Jahre gefolgt von Charlotte von der Herberg. 1980 und 1985 richtete der AKF große Informationsbörsen für Frauen in der Piazzetta des Historischen Rathauses aus – 1980 mit Unterstützung der „SK-Stiftung City-Treff“ und 1985 außerdem zusammen mit der damaligen Frauengleichstellungsstelle der Stadt Köln. Es fanden echte kleine Messen in der Piazzetta statt mit eigenen Kojen für jede Frauenorganisation. Mit den zahlreichen Gründungen der Neuen Frauenbewegung pflegte der AKF ein konstruktives Nebeneinander. Im Januar 1989 sprach Alice Schwarzer beim AKF zum Aufbau eines feministischen Frauenarchivs in Köln und wurde von ihm aufs tatkräftigste unterstützt. Weitere Themen des AKF in den 80er Jahren waren zum Beispiel:
- Kompetenzen des Frauenamtes in Köln
- Partnerschaft mit und ohne Trauschein
- Frauen in den Weltreligionen
- Was hat Europa den Frauen gebracht
und die Unterstützung des Kampfes um mehr als fünf weibliche Figuren von insgesamt 124 auf dem Kölner Ratsturm.
90er Jahre
Die 90er Jahre waren geprägt von einer guten Zusammenarbeit mit dem Frauenamt der Stadt Köln. Der AKF Köln führte lnformations-, Diskussions- und Vortragsveranstaltungen durch und beteiligte sich an Organisation und Durchführung zweier Frauen-Stadtkonferenzen und vier Frauenstadtgesprächen des Frauenamtes. Auch die Stadtratspolitik ließ der AKF nicht aus den Augen. Aufgrund eines Ratsbeschlusses von 1986 können Ratsausschüsse zu frauenrelevanten Themen Vertreterinnen von Frauenorganisationen als Sachkundige einladen. Dies hatte bisher nicht stattgefunden und 1995 forderte der AKF dieses Recht ein. 1996 wurde er dann tatsächlich zu einigen Ratsausschusssitzungen eingeladen. 1998 fand ein Frauenfrühschoppen zum Thema „Kölner Tafeln“ statt. Seitdem gehören die Herbsttreffen an einem Samstagvormittag neben der Mitgliederversammlung im Frühjahr zur festen Einrichtung des AKF. Weitere Themen der 90er Jahre waren unter anderem:
- Gewalt gegen Kinder
- Frauen als Ware
- Betriebliche Frauenförderung
- Kommunale Arbeitsmarktpolitik für Frauen
- Änderung der Gemeindeordnung NRW aus frauenpolitischer Sicht
- Frauengeschichte in Köln
- Medienstadt Köln – Chancen für Frauen
- Ehrenamt – Unsichtbare Arbeit sichtbar machen
- Frauen im Wahlkampf
- Frauen planen die Stadt
- Frauen-Klüngel
2000er Jahre
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends setzte der AKF Köln seine Veranstaltungsaktivitäten fort. So führte er 2001 eine Aktion für mehr und bessere Frauenparkplätze und eine Frauen-Infobörse vor dem Rathaus durch, war 2004 beteiligt am Zustandekommen des Frauengesundheitstages und organisierte 2007/8 eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Frauen und Geld“. In diesen Jahren öffnete sich der AKF aktiv für Frauenorganisationen aus der Neuen Frauenbewegung. Da er frauenrelevante Belange in der Ratsarbeit weiterhin zu wenig berücksichtigt sah, veranstaltete der AKF 2005 ein „Jahrespolitisches Treffen mit den Ratsfrauen“. In der Folge begann der AKF sich für die Einrichtung eines Frauenausschusses einzusetzen. Eine Arbeitsgruppe, die bewusst auch für Frauenorganisationen geöffnet wurde, die nicht Mitglied im AKF waren, wurde 2008 in eine freie Initiative überführt, in der der AKF lediglich die Federführung innehatte (www.gleichstellungsausschuss-fuer-koeln.de).
2010er Jahre
Im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrtausends stand die AKF-Arbeit im Zeichen des Sichtbarmachens der Kölner Frauen mit ihren Organisationen insgesamt und des AKF im Besonderen mit der Vielzahl und Vielfalt seiner Mitgliedsorganisationen. Ein erster Erfolg war das Kölner Aktionsbündnis zum Internationalen Frauentag; im März 2011 zog es zum 100. Internationalen Frauentag (IFT) durch Köln. Seitdem werden die zentralen IFT-Veranstaltungen im Rathaus mit dem Aktionsbündnis ausgerichtet. In diesem Rahmen ermöglicht der AKF seit 2012 den Info- und Netzwerkmarkt Kölner Frauenorganisationen und stärkt damit ihre Arbeit und ihren Einfluss. Nicht zuletzt auch durch diesen Dienst an den Kölnerinnen gewann der AKF in diesen Jahren besonders viele Mitgliedsorganisationen hinzu, darunter auch netz- und queerfeministische. So konnte er sich als kommunaler Dachverband etablieren, der nach innen die Verschiedenheiten als bereichernd wertschätzt und nach außen auf dem gemeinsamen Nenner agiert. In diesem Sinne sind die Wahlprüfsteine zu den Kommunalwahlen keine Forderungen, sondern Fragen zu frauenpolitischen Themen, deren Beantwortung durch die Parteien und OB-Kandidat*innen den Mitgliedsorganisationen je unterschiedlich zusagen können. Außerdem setzte sich der AKF tatkräftig ein unter anderem für:
- mehr Frauen in der IHK-Vollversammlung durch Wahlaufrufe mit Kandidatinnen-Präsentation 2014 und 2019 (seit Januar 2020 hat die IHK zu Köln eine Präsidentin),
- Gender-Budgeting bei der Stadt Köln durch Gespräche mit der Kämmerei, einer Fachveranstaltung zusammen mit dem Amt für Gleichstellung und einem frauenpolitischen Austausch mit Tel Aviv-Jaffa,
- mehr Ehrungen für Frauen in Köln mit dem Erfolg, dass die Stadt Köln in 2019 den Kölner Frauenpreis, Else-Falk-Preis, einführte, um den Einsatz für die tatsächliche Gleichstellung zu würdigen.
Auch die Zusammenarbeit mit der Kölner Stadtgesellschaft konnte ausgebaut werden. So ist der AKF seit 2014 Mitveranstalterin der zentralen ONE BILLION RISING-Aktion am 14.02. auf einem der Kölner Plätze, wirkt seit 2015 mit im AK Gender & Diversity, später AK Diversity, der IHK zu Köln und gehört zu den Gründer*innen des Bündnis Kommunale Nachhaltigkeit Köln. Seit 2014 kooperiert der AKF Köln mit der Melanchthon-Akademie Köln; die öffentlichen Veranstaltungen des AKF erscheinen seitdem auch im Programm der Melanchthon-Akademie. Mindestens zweimal im Jahr geht es dabei um Themen wie
- Spitzenfrauen in der Kölner Stadtverwaltung
- Mehr Stolz, Ihr Frauen!? (mit Antje Schrupp)
- Die Zukunft des Ehrenamtes aus Frauensicht (mit Sibylle Picot)
- Feminismus als Trend bei Frauen und Männern
- Netzwerken für die Macht – Gemeinsam Veränderungen gestalten
- Frauen in der Kultur – Frauenkultur – feministische Kultur
- Was macht eigentlich eine kommunale Gleichstellungsbeauftragte?
Die Geschichte des AKF Köln wird in 10-Jahres-Schritten unter https://historie.akf.koeln fortgeschrieben. Dort gibt es auch Kurzbiographien historischer Persönlichkeiten und eine Liste der Vorstandsmitglieder seit 1967.
Auf seiner Website verzeichnet der Verband seine Aktivitäten und Veranstaltungen (Aktuelles), listet und verlinkt seine Mitgliedsorganisationen und informiert grundlegend über sich, seine Arbeit und wie Kölner Frauenorganisationen Mitglied im Verband werden können: www.akf.koeln
Autorin: Marita Alami