Auf 107,1 MHz bei Radio Köln

1992 ging Lästerher(t)z auf Sendung. Ein diverses Team rockte den Äther, die Gemüter, den Rundfunk. Rare Stimmen, schräge Töne, geile Musik – ausschließlich von und mit Frauen. Die beiden beständige Redakteurinnen Claudia Friedrich und Katerina Katsatou machten Programm. Unterstützt wurden sie von Bettina Kurscheid und wechselnden Mitstreiterinnen.

Jeden ersten Montag im Monat sendeten sie auf den Frequenzen des „Bürgerfunks“ in Köln. Ihre Arbeit war unbezahlbar und unbezahlt, autonom, divers. Die Macherinnen stammten aus Griechenland, der ehemaligen DDR, aus Brasilien, den Philippinnen, der BRD.

Bettina Kurscheid, Claudia Friedrich, Katerina Katsatou im Studio
Bettina Kurscheid, Claudia Friedrich, Katerina Katsatou, © Anna Lingscheid

Kultstatus errang der Lästerher(t)z-Frauen-Radio-Salon.

Die Sendungen entstanden aus Interviews mit Frauen zu bestimmten Themen. Bei Reportagen wurde das Umfeld der Frauen akustisch abgebildet (zum Beispiel bei der Feminale, beim FrauenMusikFestival im Hunsrück, beim Lesbenfrühlingstreffen, in Justizvollzugsanstalten, im Theater, in Flüchtlingsunterkünften, in der Frauentanzschule et cetera) und mit gesprochenen Texten, Klängen und Musik verwoben.

Die Sendung lief jeden ersten Montag im Monat. Das war dann ein „jour fix“, das heißt alle, die davon wussten, waren herzlich eingeladen, die Sendung zusammen mit den Redakteurinnen live zu hören. So trafen sich in der Wohnung von Claudia und Katerina Fremde, beste Freundinnen, Geliebte, Exgeliebte, Interviewpartnerinnen and Guests. Freundinnen brachten Freundinnen und Bekannte mit, ihre Babys, sogar ihren Hund. Am stets üppig gedeckten Tisch wurde lebhaft diskutiert, fair gestritten, herzlich gelacht. Aber zuallererst war die Gesellschaft ganz Ohr, wenn es „funkte“.

Frauenmusikfestival
Frauenmusikfestival, © Claudia Friedrich

2002 feierten die Lästerher(t)zen ihre hundertste Sendung.

2006, nach 150 Sendungen, feierten sie Abschied.

Die Inhalte waren feministisch, vielsprachig, queer. Die Interviewpartnerinnen stammten aus der ganzen Welt, diskutierten über ihre Kämpfe, ihre Leidenschaften, ihre Liebe. Lesben aus Russland, dem Iran, Argentinien, Zimbabwe berichteten über ihre aktuelle Situation, ehemals Inhaftierte im KZ Ravensbrück über ihre Arbeit wider das Vergessen, Romafrauen über Ausgrenzung, peruanische Gewerkschafterinnen of Color über das Ringen um Gerechtigkeit in Großkonzernen…

In den meisten Sendungen kamen deutsche und nichtdeutsche LGBTIQA** zu verschiedenen Themen zu Wort. Portraits, Reportagen, Features, Hintergrundberichte spiegelten die Facetten der Frauen-, Lesben-, queeren Bewegung wider.

Was bleibt, sind 9000 Sendeminuten, ein Fotoarchiv, zwei Preise und unzählige Erinnerungen.

Autorin: Katerina Katsatou

Radio Lästerher(t)z  Flyer vom 01.11.05
Flyer, © Radio Laesterher(t)z

Die Preise:

  • LfR – Hörfunkpreis 2000, Kategorie Bürgerfunk für die Sendung: „Entschädigung jetzt: Zwangsarbeit im Konzentrationslager Ravensbrück“
  • LfM – Hörfunkpreis 2002, Kategorie Bürgerfunk für die Sendung: „Verliebt, Verlobt, Verpartnert“
  • LfR = Landesanstalt für Rundfunk – NRW
  • LfM = Landesanstalt für Medien – NRW

Auszüge aus dem Programm von Radio Lästerher(t)z

  • 1993 M(ä)diale 93 zweites bundesweites Mädchenfest in Köln
  • 1994 „Nie Wieder!“ Beiträge zur Befreiung vom Nationalsozialismus
  • 1995 „Shalom, pochte fröhlich mein Herz, Shalom“ Lia Frank-Portrait der jüdischen Juristin und Lyrikerin
  • 1996 Spuren überqueren die Zeit 10 Jahre Piccolo Theater & Kölner Frauengeschichtsverein
  • 1997 Come Out…1997 „Also, bei mir war das so“
  • 1998 Schließfach für Illegale Haftbedingungen in der Abschiebehaftanstalt für Frauen in Neuss
  • 1999 gelebte zeiten erste Frauenstadtkonferenz im Stadtgarten
  • 2000 Netzwerke RabbinerInnennetzwerk in Israel
  • 2001 Gesichter einer Stadt Afrodeutsche Frauen und Migrantinnen in Dresden
  • 2002 „It’s just love“ – Einfach Liebe Portrait über Ska Ngwenya (lesbische Fußballerin und Aktivistin aus Simbabwe)
  • 2003 Total Global Globale Dienste ohne Grenzen
  • 2004 Zwischen Bühne und Bildschirm Collage: Videotanz, 4. deutscher Videotanzpreis in Köln

https://www.youtube.com/watch?v=ZpuF5uQs0wA