Das Feministische FrauenGesundheitsZentrum Hagazussa (früher: Frauengesundheitsladen) versteht sich als Teil der Frauen-, Selbsthilfe- und Gesundheitsbewegung und geht in seiner Geschichte auf das Jahr 1983 zurück.

Hagazussa ist der mittelalterliche, positive Ausdruck für Hexe und bedeutet übersetzt: Zaunreiterin

Logo Hagazussa
© Hagazussa

Aufgrund der Anzeige einer Frau in der „Stadt-Revue“ entstand eine Initiative von sieben Frauen, die sich angeregt durch die Veröffentlichungen der bereits bestehenden Frauengesundheitsprojekte sowie der amerikanischen Gesundheitsbewegung auf das Projekt vorbereiteten.

Durch die Selbsterfahrung wurde ihnen bewusst, dass das körperliche und seelische Wohlbefinden von Frauen oft dadurch beeinträchtigt wird, dass die gesellschaftlichen Rollenerwartungen häufig im Widerspruch zu den wirklichen Bedürfnissen stehen. Themenbereiche waren damals u. a. Verhütung, Menstruation, Vaginalinfektionen, und Vollwerternährung. Von besonderer Bedeutung war auch die gemeinschaftliche Beschäftigung mit der frauenfeindlichen Behandlung und Forschung im Gesundheitsbereich, insbesondere auf dem gynäkologischen Gebiet.

1984

Nachdem sich die Hagazussa Frauen zunächst privat getroffen hatten, begann 1984 mit der Anmietung eines Kellerraumes im Frauenbuchladen eine neue Phase. Mit Beratungen /Kursangeboten/der Initiierung und Unterstützung von Selbsthilfe-Gruppen traten die Frauen verstärkt an die Frauenöffentlichkeit.

Gebäude in der Roonstraße 92
Umzug in die Roonstraße 92, 1989 – 2018, © Hagazussa

Es arbeiteten sowohl Frauen aus medizinischen, sozialen wie auch aus anderen Berufen gleichberechtigt zusammen.

1987

Die Frauen arbeiteten nicht mehr ehrenamtlich; es wurde ein Honorar in Höhe von 6,- DM gezahlt. Die bezahlte Arbeit war seit Anfang 1987 grundsätzliches Prinzip des Projektes, sei es für Büro-, Putz-, Beratungs-, Kursarbeit, Vorträge, usw..

Mitgründerin Doris Gebauer- Sevenich

Doris ist am 7. 7. 1958 geboren und lebte mit ihrer Familie auf dem Land. Seit ca. 25 Jahren befand sie sich auf ihrem eigenen Selbsterfahrungs- und Selbstheilungsweg. Als Krankenschwester und Pädagogikstudentin gründete sie 1983 mit anderen Frauen den Frauengesundheitsladen (heute FFGZ) Hagazussa in Köln und arbeitete dort 7 Jahre lang. Ohne Doris hätte es Hagazussa wahrscheinlich nie gegeben. Sie starb am 6.3. 2011.

Unsere Arbeit heute

Das FFGZ ist Beratungs-, Informations- und Kontaktstelle zu relevanten Themen im Bereich Frauen/Mädchen und Gesundheit und setzt sich seit 1983 für ihre gesundheitlichen Belange ein. Es ist eines von bundesweit 13 Frauengesundheitszentren, die im Bundesverband der Frauengesundheitszentren vernetzt sind.

Das FFGZ ist Mitglied im Paritätischen und im AKF (Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V.).

Inhaltlich ist die Arbeit getragen von einem ganzheitlichen Gesundheitsbegriff und einer Denk­weise, die die Sichtweise von Frauen in den Mittelpunkt stellt. Das FFGZ versteht sich als kriti­sche Stimme im Gesundheitssystem und trägt die Interessen von Frauen in das bestehende Ver­sorgungssystem. Das Beratungs- und Informationsangebot ist unabhängig, umfassend, gibt Orientierungshilfe und ergänzt die gesundheitliche Versorgung einmalig in der Stadt Köln.

© Hagazussa

Wir arbeiten auf der Grundlage eines frauenspezifischen, ganzheitlichen Beratungsansatzes. Demzufolge gilt die zu Beratende als Expertin für sich selbst. Im Sinne der Ganzheitlichkeit sehen wir die Einzelne als Individuum und als Teil eines sozialen und gesellschaftlichen Systems. Die Gesundheitspotenziale von Frauen werden von Genderfaktoren beeinflusst. Die soziale Rolle von Frauen beinhaltet oftmals z. B.: Doppelbelastung, Eingriffe in die Selbstbestimmung von Frauen bezüglich ihrer Sexualität und Fortpflanzung, Benachteiligung gegenüber Männern hinsichtlich Partizipation an materiellen Ressourcen und politischer Macht, Ungleichheit in bezahlter Arbeit, größere Betroffenheit von Armut, sexuelle Diskriminierung und Gewalt. Alle diese Lebensbedingungen wirken sich auf den individuellen Gesundheitszustand und das Gesundheitshandeln aus. Entsprechend müssen sie bei der Betrachtung von Gesundheit/Krankheit mit ein­bezogen werden. Auf diesem Grundverständnis basierend werden Frauen darin unterstützt herauszufinden, was die Krankheit/Störung für sie in ihrem individuellen Lebenszusammenhang bedeuten kann und welche Handlungsmöglichkeiten und Notwendigkeiten sich daraus ergeben können.

Die Beratung unterstützt die zu Beratenden dabei, die für sie richtigen Behandlungen und Selbsthilfemaßnahmen im Spektrum von Naturheilkunde, Schulmedizin, alternativen Methoden und Herangehensweisen zu finden.

Die Beratung ist auch immer Hilfe zur Selbsthilfe. Wir beraten zu folgenden Themen: Gynäkologische Erkrankungen (wie Zysten, Myome, Endometriose, PAP-Abstrich, Brusterkrankungen/-krebs), Menstruation, Wechseljahre, Unerfüllter Kinderwunsch, Verhütung, Schwangerschaftsabbruch, Gebärmutteroperationen, Psychotherapie/psychische Erkrankungen, Lesben und Kinderwunsch, HPV Impfung, Zyklus, Jungfernhäutchen, Sexualität, Sucht, Schilddrüse, …

Selbsthilfe

Das FFGZ koordiniert und initiiert Selbsthilfegruppen für Frauen, die zu unterschiedlichen The­men zusammenarbeiten wollen und stellt geeignete Räume für Treffen zur Verfügung.

Leuchttürme

  • Die FrauenärztInnenkartei
  • Die Koordinationsstelle Frauen und Gesundheit NRW (2000-2006)
  • Das Lesbengesundheitsprojekt
  • Broschüre: Lesben und Kinderwunsch 2006
  • Das Mädchenprojekt: Mädchen und selbstbestimmte Gesundheit: Ein Modellprojekt zur HPV-Impfaufklärung für Mädchen (2008-2011)
  • Die Fachtagung „Traumatische Erfahrungen in der Lebensgeschichte alter Menschen erkennen, verstehen, …“ (2010)
  • Frauen- und Mädchengesundheitstreffs „Zweigstelle“ in Iserlohn, angesiedelt bei Bildungswerk Sauerland (2014 – 2016)
  • Broschüre: Hast du wieder deine Tage? (2017)

Finanzielle Situation – Hagazussa als Überlebenskünstlerin

Die finanzielle Situation des Vereins ist immer noch ungesichert. Als einziges Feministisches Frauengesundheitszentrum im Land NRW erhalten keine Zuwendungen vom Land NRW.

Die Stadt Köln finanziert uns im Verbund mit anderen autonomen Frauenberatungsstellen. Diese Finanzierung ist unsere Grundlage, reicht allerdings nicht einmal für die Finanzierung einer halben Stelle. Projektmittel zu akquirieren war unsere einzige weitere Finanzierungsmöglichkeit, hilft uns allerdings nicht bei der Finanzierung unserer originären Aufgaben. Nur durch ehrenamtliche Unterstützung – politisch von uns im Kern nicht gewollt – u.a. von Renate Sauert ist unser „Weiterleben“ gesichert. Renate übernimmt seit über 10 Jahren die Verwaltungsarbeiten.  Carola Lehmann und Gudrun Illmann als langjährige Vorstandsfrauen halten unseren Verein lebendig.

Bia Peitz als langjährige Mitarbeiterin und Geschäftsführerin ist Allrounderin und seit mehr als 30 Jahren für das Überleben von Hagazussa (mit-)verantwortlich.

www.frauengesundheitszentrum-koeln.de

Autorin: Bia Peitz

Anhang

Gründerinnen und Mitstreiterinnen

Anja Hindenburg, Anne Lauf, Anke Meuser, Annett Leysieffer, Anja Kratz-Kennedy, Angela Rupprecht ,Anita Lorch, Adelheid Ohlig, Andrea Frewer, Anne Albersmeier, Andrea Schawan, Anja Matuszweski, Anja Zangmeister, Andrea Wehling, Annette Vorbeck, Annette Schulte-Steimle, Alexandra Oehlke, Angelika Rieser, Anette Amrhein, Brigitte Czinczoll, Bia Peitz, Birgit Radeloff, Brigitte Karbe, Brigitte Sistig, Bernadette Menacher, Barbara Seuser, Brigitte Plebani -Ter Stein, Carola Lehmann, Caro Meineke, Claudia Folgmann, Christiane Tutschner, Christine Kronenberg, Christina Prost, Claudia Webinger, Christine Weyh, Chris Paul, Clara Gerloff-Blood, Dolly Tembaak, Deane Heumann, Dorothee Marzinzik, Ellen Aßmann, Edda Constantini, Elisabeth Rieping, Ellen Varsamis, Elfie Ritter, Elsbeth Saucke, Elisabeth Blaucke, Frederike Tröscher, Friedegard Diestelkamp, Gabi Sieberg, Gabriele Klärs, Gudrun Illmann, Gabriele Schmies, Hedwig Klostermann, Hilla Heuel, Helga Schmidt, Hatice Karahan, Heide Aghte, Henrike Schulte, Hella Kroh, Hellmut Mallmann, Ingrid Bukowski, Iris Lehmann, Inci Edge, Ingrid Schaper, Jutta Rühl-Thomas, Judith Giseke, Janine Bhandari, Joanna Mülbusch, Jutta Bergmann Karen Podlech, Katharina Horak, Karen Laß, Katharina Niemöller, Karin Vollmer, Karin Speyer, Lidija Rukawina, Lisa Schulte, Lydia Muhr, Matilda Dobis, Madelen Feiten, Marianthi Milona, Magnea Marx, Marie-Pia Nevaille, Monika Bourtscheid, Martina Böhmer, Martina Hoffstadt, Meschkin Amiri Rad, Martha Blank, Marcela Bernhardt, Marion Stryk-Diehl, Michele Marx, Martina Rolf, Martina Goldschmidt, Madeleine Büse, Monika Kiweler, Monika Priester, Mechthild Glasmeyer, Martha Blank, Margit v. Scherenberg, Neele Leisner, Petra Epurescu, Rita Jungkamp, Rosa Henkel, Rosemarie Schnitzler, Rita Götze, Rosa Henkel, Renate Sauert, Ruth Steffens, Susanne Gillengerten, Susanne Hof, Susanne Hirsmüller, Susanne Eifler, Sibylle Hüdepohl, Susanne Stahlberg, Susanne Leysiefer, Sabine Arnolds, Susanne Meis, Sabine Meyer – Lehnert, Silke Kraayvanger, Sarah Nücken, Silv Scholz, Sonja Zilles, Susan Bagdach, Tine Bäuerle, Trude Menrath, Theresia Wenzel, Tamara Citovics, Ursula Appel, Ute Schreckenberg, Ulrike Pehle, Undine Wolfram – Dinter, Victoria Faran – David, Veronika Hagemann, und viele mehr

Öffentlichkeits-, Vernetzungs- und Gremienarbeit

Wir sind in folgenden Gremien vertreten:

  • Fachausschuss Frauenprojekte (Der Paritätische NRW
  • Kölner Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen
  • Bundesverband der FFGZ
  • Arbeitskreis „Frauen und Mädchen mit Behinderung“

Und nehmen immer wieder jährlich an unterschiedlichen Einzeveranstaltungen teil, beispielhaft für ds Jahr 2021:

  • Festveranstaltung „40 Jahre FrauenLeben“ im Studio Dumont in Köln am 25.August 2021
  • Teilnahme am Aktionstag „150 Jahre sind genug – §218 STGB abschaffen“, organisiert von der AWO per zoom
  • Teilnahme an interdisziplinärer Konferenz des Wiener Programms für Frauengesundheit #frauengesundheit 4.0 Chancen, Herausforderungen und Risiken am 30. September 2021.
  • Ringvorlesung „turbulente psyche(n) Affekte und Kämpfe in der Pandemie Zerbrechlichkeit  und Angst. Revolution gegen das Leben – Rita Segato
  • „Nein heißt Nein“ 5 Jahre nach der Reformierung des Sexualstrafrechts, Frauenberatungsstelle Düsseldorf
  • „Individuell-systemisch-zu Hause: Anorexiebehandlung heute!“ LWL-Universitätsklinik Hamm