Das Kölner Frauenzentrum befand sich vom August 1976 bis April 1987 in der Eifelstrasse 33. Wie andere Organisationen der Neuen Frauenbewegung hatte sich die Kölner Gruppe der bundesweiten „Aktion 218“ im Laufe der 70er Jahre inhaltlich breiter aufgestellt. Sie kämpfte gegen den Abtreibungsparagraphen. Sie stellte sich den Fragen zu Sexualität, Verhütung und Mutterschaft, zu Erwerbs- und Hausarbeit. Die ständig wachsende Gruppe engagierte sich im Kampf gegen Atomkraftwerke und beschäftigte sich mit der Frage, wie Sozialismus und Feminismus zusammenhängen.
Der Wunsch nach eigenen Frauenräumen, feministisch-autonom, selbst bestimmt, offen für Politik wie für Geselligkeit, gewann Mitte der 70er Jahre an Zugkraft. Seit der Gründung 1971 war die sich inzwischen „Frauenbefreiungsaktion“ (FBA) nennende Kölner Aktion 218 nur Gast in den Räumen anderer Gruppen gewesen. Inzwischen gab es in Frankfurt und München erste Frauenzentren.
In Köln hatte 1973 eine links orientierte Frauengruppe das „Zentrum Geisselstrasse“ gegründet. Von dort erfolgte die Stadteilarbeit für und mit Arbeiterinnen im damals noch industriell geprägten Bezirk Ehrenfeld. Vom Zentrum Geisselstrasse aus organisierte die Frauengruppe mehrere Jahre Fahrten zu Abtreibungskliniken in den Niederlanden, auch mit Unterstützung der FBA.
Im Frühjahr 1976 fanden sich im Souterrain des Hauses Eifelstrasse 33 Räume, ohne Tageslicht aber mit einem gewissen architektonischen Katakomben-Charme. Diese boten Platz genug für alles, was sich das feministische Frauenherz damals so wünschte: Raum für Arbeitsgruppen, Fläche für Disco und Bauchtanz, Toiletten und Wasseranschluss für die geplante Kneipe.
Da die FBA formell kein Verein war, musste die Miete für die Eifelstrasse 33 über freiwillige Selbstverpflichtung gesichert werden. Es fand kein Plenum statt, in dem nicht FBA-Aktivistin Gertraut Müller die Anwesenden ermahnte, monatlich ein Prozent ihres Brutto-Einkommens zu überweisen. Der Überschuss vom ersten Kölner Frauenfest in der „Wolkenburg“ im Oktober 1976 bescherte den neuen Räumlichkeiten unter anderem einen feuerfesten Teppichboden.
In den folgenden Jahren war das Frauenzentrum Eifelstrasse eine wichtige Anlaufstelle für große Teile der Kölner Frauenbewegung. Es war fast allabendlich Arbeits- und Vergnügungstreffpunkt der feministischen Szene. Dort gab es Kulturveranstaltungen, Lesungen, Kabarett – von Frauen für Frauen.
Als einige Transfrauen testen wollten, ob der Zugang „women only“ auch ihnen offenstand, gab es heftigen Streit. In der anschließenden Abstimmung stimmte eine knappe Mehrheit für die Zulassung. Ein Teil der unterlegenen Minderheit verließ daraufhin empört das Zentrum. Die Transfrauen wurden allerdings nie wieder im Zentrum gesehen.
Auch überregionale Veranstaltungen fanden in den Räumen statt, so zum Beispiel 1981 der bundesweite Kongress der Notrufgruppen. Die Ausdifferenzierung der Frauenszene in den achtziger Jahren sorgte allerdings auch dafür, dass das Zentrum für manche Aktivistinnen des feministischen Aufbruchs der 70er Jahre nicht mehr emotionales und politisches Zentrum war. Mit der Projektebewegung bildeten sich neue Orte des Zusammenhalts und der gemeinsamen Arbeit wie Frauenbuchladen in Köln oder das Frauenbildungshaus in Zülpich (um nur zwei zu nennen).
Im Winter 1986/87 schien die Finanzierung der Räume Eifelstrasse 33 nicht mehr gesichert, sodass ein letztes Plenum ohne Gegenstimme die Schließung zum April 1987 beschloss. Nachmieter wurde ein Theater.
Autorin: Claudia Pinl
- Heike Rentrop, A room of their own. Das Kölner Frauenzentrum in der Eifelstrasse. In: Kölner Frauengeschichtsverein (Hg), „10 Uhr pünktlich Gürzenich“. Hundert Jahre bewegte Frauen in Köln. Münster 1995, S. 331 ff.
- Julia Bähr, Klatschmohn. Eine Geschichte aus der Frauenbewegung, Köln 1984.