Der Internationale Lyceum Club Köln kann auf eine beeindruckende Geschichte zurückblicken, die bis ins Jahr 1902 zurückreicht. Damals wurde der Kölner Frauenclub mit dem Ziel gegründet, politisch und kulturell interessierten Frauen einen festen Treffpunkt zu bieten. Schon früh verfügte der Club über eigene Räumlichkeiten und eine Bibliothek, die den geistigen Austausch ermöglichten. Neben Versammlungen, Ausstellungen und Exkursionen gab es auch Übernachtungsmöglich-keiten für allein reisende Damen, ein für die damalige Zeit besonders fortschrittliches Angebot.

Während des Ersten Weltkriegs wandelte sich der Club zu einer sozialen Einrichtung, die sich den Bedürfnissen der Gesellschaft widmete. Nach dem Krieg griff der Club seine ursprünglichen Ziele wieder auf und erwarb 1927 ein eigenes Haus in der Albertusstraße. Hier konnten auch wieder alleinstehende Frauen aufgenommen werden, die eine Bleibe suchten.

Eine einschneidende Veränderung erfuhr der Verein während des Zweiten Weltkrieges. 1934 wurde der Club dem Deutschen Frauenwerk eingegliedert und damit gleichgeschaltet. Jüdische Frauen mussten ausgeschlossen werden. Die damalige Präsidentin Else Kessel schwenkte auf die offizielle Linie des NS-Regimes ein.
Der Kölner Frauenclub und der Deutsche Lyceum-Club schlossen sich zusammen. Das unvermeidliche Ende ließ sich dadurch jedoch nur kurzfristig hinauszögern: Der Frauenclub wurde 1942 aufgelöst, sein Vermögen beschlagnahmt und das Vereinshaus in der Albertusstraße im Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt. Der unermüdliche Einsatz der damaligen Präsidentin Johanna Hesse ermöglichte 1948 den Neubeginn als Kölner Frauenclub Deutscher Lyceum Club e. V.
1951 erfolgte die Rückübertragung des Grundstücks und dank erfolgreicher Verhandlungen mit der Stadt Köln konnte Frau Hesse 1954 das Haus in der Albertusstraße 13-17 wieder errichten und eröffnen.

In den folgenden Jahrzehnten profitierte der Club von der Nähe zur neuen Bundeshauptstadt Bonn und den dort gepflegten diplomatischen Beziehungen. Dies führte zu einem regen Austausch mit internationalen Künstlerinnen und ausländischen Repräsentantinnen. 1962 wurde Wilhelmine Lübke, die Frau des damaligen Bundespräsidenten, Ehrenmitglied.
Diese internationale und kulturelle Ausrichtung prägt den Club bis heute. Mit dem Umzug der Regierung nach Berlin und den damit verbundenen Veränderungen passte sich der Club den neuen Gegebenheiten an. Unter den Präsidentinnen Martina Rades und Heidi Esser rückte die Förderung von Frauen im künstlerischen und wissenschaftlichen Bereich in den Vordergrund. Das „Johanna-Hesse-Haus“ bietet heute Studentinnen und Stipendiatinnen bezahlbaren Wohnraum, und im Clubraum finden zahlreiche Veranstaltungen wie Lesungen und Vorträge statt, die sowohl Mitgliedern als
auch Gästen offenstehen.
Besonders hervorgetan hat sich der Club durch die Vergabe des Deutschlandstipendiums an herausragende Studentinnen.
Damit unterstreicht der Club sein Engagement für die Nachwuchsförderung und den kulturellen Austausch. Darüber hinaus legt Präsidentin Heidi Esser großen Wert darauf, ein starkes Netzwerk mit anderen Kölner Frauenvereinen aufzubauen, um neue Kooperationen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erschließen.
Der gesellschaftliche Austausch und regelmäßige Treffen kommen dabei nicht zu kurz. Der Internationale Lyceum Club Köln ist der Tradition seiner Gründerinnen von 1902 treu geblieben und bietet Frauen bis heute Raum und Gelegenheit, ihre Ideen und Fähigkeiten zu entfalten.

Ob Reisen nach Marokko, Frankreich oder Schweden, kulturelle Veranstaltungen oder die Unterstützung von Studentinnen – der Internationale Lyceum Club Köln ist ein lebendiger Treffpunkt, in dem sich Tradition und Moderne harmonisch verbinden. Mitglieder und Interessierte finden hier eine engagierte Gemeinschaft, die auf Austausch, Förderung und Zusammenhalt setzt.
Heidi Esser
Quellen
- Der Internationale Lyceum Club Köln – 120 plus 1, Jubiläumsheft 2024.
- Archiv des ILC Köln