Die älteste Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung publizierte im Zeitraum von 1978-2008 insgesamt 69 Ausgaben.
Herausgeber:
- 1978 – 1982 Verlag Frauenoffensive
- 1983 – 2008 „Sozialwissenschaftliche Forschung & Praxis für Frauen e.V.“, Niederichstr. 6, 50668 Köln.
Die erste theoretische Zeitschrift der autonomen Frauenbewegung entstand aus Protest gegen eine männerdominierte Sozialwissenschaft. Eine der Gründerinnen, Carola Möller, erinnert sich, wie die Frauen auf dem Soziologentag 1976 in Bielefeld aus Empörung über diesen Missstand zuerst einen sozialwissenschaftlichen Verein und zwei Jahre später eine eigene Zeitschrift ins Leben riefen. Sie wollten endlich die gesellschaftliche Unterdrückung der Frauen thematisieren, den androzentrischen Wissenschaftsbetrieb grundlegend verändern und die Erfahrungen der in immer weitere Bereiche des gesellschaftlichen Lebens vordringenden Frauengruppen dokumentieren. So formulierte die Hochschullehrerin Maria Mies im Band 1 der „beiträge“ mit ihren methodischen Postulaten zur Frauenforschung, dass Frauen auch als Forschende ihre gesellschaftliche Situation in den Blick nehmen sollen. Parteilichkeit für Frauen werde die angeblich wissenschaftliche Objektivität ersetzen. Anstelle einer „Sicht von oben“ könne durch die „Sicht von unten“ ein Bewusstwerdungsprozess in Gang gebracht werden, bei dem Frauen zu Subjekten ihrer Geschichte werden. Zugleich sollten die bestehenden Verhältnisse kritisch analysiert und ein Gegenentwurf entwickelt werden, der den emanzipatorischen Potenzialen der Frauen neue Räume eröffnen würde. In den Frauenprojekten könnten bereits utopische Elemente eines anderen Lebens und Arbeitens erprobt werden. Theorie und Praxis – so der programmatische Titel – sollten keine Gegensätze mehr sein, sondern sich gegenseitig befruchten.
Die ersten sieben Hefte der Zeitschrift wurden im Rotationsverfahren von verschiedenen Redaktionsgruppen hergestellt, bis sich 1983 im Eigenverlag des „Vereins sozialwissenschaftliche Forschung & Praxis für Frauen“ eine feste ehrenamtliche Redaktion bildete und dreimal jährlich insgesamt 69 jeweils etwa 180 Seiten starke Bände herausbrachte, immer in einem andersfarbigen Einband – ein schöner Regenbogen im Bücherregal.
Das thematische Spektrum der „beiträge“ umfasste neben den herausragenden Anliegen der Frauenbewegung wie:
- Frauenarbeit-Hausarbeit,
- Gewalt an Frauen und Mädchen,
- Kritik der herrschenden Konzepte von Weiblichkeit und Mütterlichkeit,
- Ausbeutung von Frauen in der Dritten Welt,
- vergessene Frauengeschichte,
- weibliche Biografien und
- feministische Sichtweisen auf nahezu alle Bereiche des Lebens.
Die Titel in den 80er Jahren hießen etwa:
- „Gegen welchen Krieg – für welchen Frieden?“,
- „Neue Verhältnisse in Technopatria – Zukunft der Frauenarbeit“,
- „Alltag: Natur, Technik, Magie“,
- „Unser Staat?“,
- „Geld oder Leben“,
- „Neue Heimat Therapie“,
- „Politik – Zeit zum Streit“,
- „Der neue Charme der sexuellen Unterwerfung“,
- „Der Kaiserinnen neue Kleider – Feministische Denkbewegungen“ oder
- „Nirgendwo und überall – Lesben“.
Zu den Hochzeiten der Frauenbewegung in der Bundesrepublik waren die „beiträge“ das wichtigste Organ einer feministischen Gegenöffentlichkeit. Sie verstanden sich als Diskussionsforum der Bewegung und wollten die Vernetzung der Aktivistinnen fördern. Aber nicht nur engagierte Frauen und Frauenprojekte abonnierten die „beiträge“. Die Zeitschrift wurde auch in Universitäten diskutiert, in der politischen Bildungsarbeit, von Gewerkschaften, Kirchen sowie von Frauenbeauftragten, Journalist*innen und Politiker*innen genutzt, einige der Leser*innen beteiligten sich als Autorinnen selbst an den Debatten im Blatt. Die „beiträge“ spiegelten die Heterogenität der Frauenbewegung wider, setzten sich beispielsweise mit solch unterschiedlichen Theorien wie dem Subsistenzansatz der Ökofeministinnen, dem Müttermanifest, den Konzepten der Mittäterschaft oder dem „Affidamento“ der Mailänder Frauen auseinander. Die Artikel sollten sich, wie es 1989 im Editorial zu Band 24 heißt, „einem doppelten Anspruch stellen, sowohl Perspektiven für Frauenleben jenseits patriarchaler Zuweisungen zu entwickeln, als auch gegen den patriarchalen Kapitalismus. Das heißt, alle Konzepte müssen sich am Maßstab der Verknüpfung individueller und gesellschaftlicher Emanzipation messen lassen.“ Neben der redaktionellen Arbeit organisierte der Verein „Sozialwissenschaftliche Forschung & Praxis für Frauen“ auch Tagungen und Kongresse beispielsweise zur Zukunft der Frauenarbeit, zu Gen- und Reproduktionstechnologien sowie gegen Rassismus und beteiligte sich am 8. März 1994 an der Koordination des bundesweiten „FrauenStreikTages“.
Mit dem Abklingen der zweiten Frauenbewegung und der Ausdifferenzierung der Gender-Studies sank die Auflage der Zeitschrift von anfangs 3.000 schließlich auf 600 Exemplare. Von den ursprünglichen Gründerinnen war am Ende nur noch Brunhilde Sauer-Burghard übriggeblieben, weil die anderen Frauen aufgrund von inhaltlichen und persönlichen Kontroversen das Projekt verlassen hatten. Am Ende standen die Produktionskosten in keinem vertretbaren Verhältnis mehr zu den Einnahmen, wie der Verlag 2008 mitteilte: Die „beiträge“ wurden eingestellt. Heute gibt es zu den unterschiedlichen Bereichen feministischer Theorien und Projekte jeweils eigene Publikationen.
Die Autorin war selbst jahrelang Mitglied der Redaktion der „beiträge“.
Autorin: Dr. Barbara Böttger