Anlass und Motivation
Im Herbst 1992 – mitten im Krieg in Bosnien – liest Monika Hauser von den unzähligen vergewaltigten Frauen. Sie empört sich über die Art, wie die Medien über die Frauen berichten und ihnen so ein zweites Mal Gewalt antun. Die junge Gynäkologin beschließt, aktiv zu werden und sich für die Frauen zu engagieren. Weil sie bei internationalen Hilfsorganisationen auf wenig Interesse stößt, reist sie selbst ins Kriegsgebiet. Vor Ort trifft sie auf bosnische Psychologinnen und Ärztinnen, die auch etwas für die vergewaltigten Frauen und Mädchen tun wollen. Gemeinsam bauen sie ein Frauenzentrum auf. Es ist das erste von vielen, die medica mondiale in den kommenden Jahren weltweit unterstützen wird.
Inhaltliche und organisatorische Entwicklung,
Am 4. April 1993 startet die Arbeit von Medica Zenica mit der Einweihung eines Projekthauses, das neben einer gynäkologischen Praxis und einem Operationssaal auch Räume für psychosoziale Beratung und die Unterbringung von Frauen umfasst. 1994 entsteht in Köln ein Büro mit fünf Mitarbeiterinnen, um das bosnische Frauenzentrum zu unterstützen.
Tätigkeiten, Angebote
Auf der Grundlage des in Bosnien entwickelten ganzheitlichen Ansatzes– gynäkologische Versorgung, psychosoziale Beratung und Rechtshilfe – weitet medica mondiale in den Folgejahren das Engagement auf viele andere Länder aus. 1999 entsteht ein Frauenzentrum für Überlebende von Kriegsvergewaltigungen im Kosovo, bald darauf in Afghanistan, der Demokratischen Republik Kongo und Liberia. medica mondiale setzt dabei immer auf die Zusammenarbeit mit lokalen Aktivist:innen und Organisationen, die sich für ähnliche Ziele einsetzen.
Heute arbeitet medica mondiale in einem Netzwerk aus rund 40 lokalen Frauenrechtsorganisationen in Südosteuropa, Westafrika, der Region der Großen Seen Afrikas, Afghanistan und dem Irak. medica mondiale tritt als Teil einer vielfältigen feministischen Bewegung für Frauenrechte ein und wirkt auf ein Ende sexualisierter Gewalt und langfristige gesellschaftliche Veränderungen hin.
Strukturen und Organisation
medica mondiale e. V. ist ein gemeinnütziger Verein. Der geschäftsführende, hauptamtliche Vorstand besteht aus drei Frauen und wird von einem dreiköpfigen Präsidium, einem Fachbeirat und den Vereinsmitgliedern unterstützt. Ein interdisziplinäres Team, bestehend aus fast 80 Fachkräften (Stand August 2021), arbeitet von Köln aus. Einige unserer Mitarbeiter:innen arbeiten direkt in unseren Auslandsprojekten vor Ort. Bei den Psycholog:innen, Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen und Rechtsanwält:innen handelt es sich in der Regel um einheimische Fachkräfte.
Finanzielle Situation, Fördermittel
medica mondiale finanziert sich vorwiegend aus Spenden sowie aus Mitteln und Zuwendungen öffentlicher und nicht-staatlicher Geldgeber:innen.
Besondere Leistungen, überwundene Hürden, Bedeutung
medica mondiale verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Kampf gegen sexualisierte Kriegsgewalt. Neben der direkten Unterstützung für Überlebende ist politische Frauenrechtsarbeit daher ein zentrales Anliegen.
Die patriarchalen, strukturellen Hürden und Widerstände sind groß – doch die Erfolge der Frauenrechtsarbeit sind es auch. Dem gemeinsamen Engagement unserer Partnerorganisationen und weiterer Frauenrechtlerinnen ist es etwa zu verdanken, dass es in Bosnien und dem Kosovo mittlerweile eine Kriegsrente für vergewaltigte Frauen gibt.
Zusammenfassung der Bedeutung des Projekts für die Gesellschaft/für Frauen/für uns
medica mondiale ist eine internationale Frauenrechtsorganisation, die sich weltweit für Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzt. medica mondiale unterstützt Frauen und Mädchen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, ungeachtet ihrer politischen, ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit.
Autorinnen: Team medica mondiale