Diese Straße – ehemals sogar zwei Sträßchen namens Seidmachergässchen und Unter Seidmacher – verdankt ihren neuen Namen der Initiative des Kölner Frauengeschichtsvereins. Dessen Gründerinnen Irene Franken und Gwen Kiesewalter sorgten durch einen Bürgerinnenantrag dafür, dass die Bezeichnungen 1987 der historischen Wirklichkeit angepasst wurden.
Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Köln wurden Seidenstoffe ausschließlich von Frauen hergestellt. Mitte des 15. Jahrhunderts gründeten Seidenspinnerinnen und Seidenweberinnen eine den Frauen vorbehaltene Zunft. Das Seidamt war die dritte Frauenzunft Kölns. Die Handwerkerinnen stellten hochwertige Exportware her, ihre Werkstätten befanden sich in den Wohnhäusern der Handwerksmeisterinnen.
Die berühmteste Seidenweberin Fygen Lützenkirchen war ab 1474 eine sogenannte Hauptseidmacherin, das heißt Vorsteherin der Zunft. Sie bildete neben ihren fünf Töchtern circa 130 Lehrtöchter aus und führte zudem ein eigenes Handelsunternehmen.
Die Zunftmeisterinnen hinterließen keine autobiografischen Aufzeichnungen oder Stoffballen, aber durch die Straßenumbenennung konnte effektiv auf die Existenz und das Wirken dieser europaweit einmaligen Frauenzünfte aufmerksam gemacht werden.