Der Gedenkstein, der sich hier am Rheinufer in Richtung Hohenzollernbrücke befindet, steht an einem früheren Treffpunkt homosexueller Männer und erinnert an die Anhänger*innen des gleichgeschlechtlichen Begehrens, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Das männerbündische Terrorsystem zerschlug in den ersten Tagen seiner Herrschaft die gesamte homosexuelle Subkultur: einschlägige Zeitschriften wurden verboten, Treffpunkte und Lokale durch häufige Razzien kriminalisiert und dann geschlossen. Den homosexuellen Männern wurde mit KZ-Einweisung gedroht.

© Irene Franken

Homosexuelle Frauen wurden durch den kriminalisierenden Paragraph 175 nicht erfasst, da dieser weibliche Sexualität erst gar nicht erwähnte. Frauen, die sich nach der NS-Logik dem Gebot der Fortpflanzung entzogen, wurden daher rhetorisch attackiert oder gegebenenfalls als „Asoziale“ inhaftiert. Geschlechtsverwischung oder -verwirrung wurde als „fortpflanzungsfeindliche Entartung“ gedeutet.

Eine verführte Partnerin sollte „bevölkerungspolitisch nach wie vor nutzbar bleiben“, so Justizminister Thierack 1934. Die Verführerin konnte für Monate in ein Lager oder sogar ein Lager-Bordell geschickt werden, die Verführte kam öfter davon. Das Denkmal zeigt den rosa Winkel der männlichen Homosexuellen und den geteilten schwarzen Winkel der sogenannten Asozialen. Die Aufstellung des Gedenksteins erfolgte 1995 auf Initiative des Arbeitskreis Homosexualität in der ÖTV -heute Lesben und Schwule bei Verdi-, er wird von den „Zauberflöten“, einem Schwulenchor, gepflegt. Jeden 27. Januar finden hier Gedenkveranstaltungen an die Opfer des NS statt. 

Autorin: Irene Franken