An dem rheinwärts gelegenen Eckhaus hing früher ein Straßenschild: Am Frankenturm. Der Name bezog sich auf einen städtischen Gefängnisturm, der ebenso Stadttor war und sich hier bis 1888 drohend erhob. Vor der Einrichtung spezieller Gefängnisse im 17. Jahrhundert saßen hier fast 70 Prozent der kölnischen Verhafteten ihre Untersuchungshaft ab.

Archivbild Frankenturm
© Rheinisches Bildarchiv

Der Turm hatte sechs Gefängnisräume, in denen die Delinquent*innen bei Wasser und Brot, in Dunkelheit und peinvoller Enge, zwischen Ungeziefer in rheinfeuchter, fauliger Luft sitzen mussten. In diesem grässlichen Verlies saßen auch viele der als Hexen verurteilten Frauen ein, die auf ihre Befragung durch städtische und erzbischöfliche Beamte oder gar ihre Hinrichtung warteten.

Die Berühmteste von ihnen war die Postmeisterin Katharina Henot, die über Jahre mit ihrem Bruder die kaiserliche Post leitete, eine reiche Frau. Aus dem Verlies schrieb sie im Frühjahr 1627 in höchster Lebensangst einen anrührenden Appell an den Bruder, alle Rechtsmittel zu nutzen und ihr das Leben zu retten. Ohne Erfolg: Sie wurde im Mai 1627 bei Melaten verbrannt.

Die Folter und Verurteilung Henots gilt als Auftakt zu einer Welle der Verfolgung von als Hexen beschuldigten Frauen – und wenigen Männern – in Köln. Allein zwischen 1627 und 1630 fanden hier insgesamt 33 Hinrichtungen aufgrund des Delikts Zauberei statt. Die Zustände in den Kerkern müssen schlimm gewesen sein und Frauen, die sich widerständig zeigten und Nahrung verweigerten, wurden sogar zwangsernährt. Eine späte Würdigung erfuhr Henot Mitte der 1980er Jahre als Ratsturmfigur sowie als Namensgeberin einer Gesamtschule in Kalk. 

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